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Down

Down

Titel: Down
Autoren: Nate Southard
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verschmierter Wanderstiefel. Eine Hand mit noch etwas Fleisch an den Knochen.
    Mein Gott!
    Entsetzen durchzuckte ihn wie ein Stromschlag und er merkte nicht einmal, dass er aus voller Kehle schrie, während er sich aufrappelte und mit einer Reihe verzweifelter, stolpernder Ausrufe wegrannte.
    Er musste die anderen finden, musste sie warnen. Hier war irgendetwas, etwas Furchtbares, und es konnte einen Menschen bei lebendigem Leib zerfetzen. Vom Schrecken angetrieben, ließ Conner die Senke hinter sich und stürzte auf das glimmende Wrack zu.
    Als sie Conners Ausbruch hörte, sprang Dani auf und konnte gerade noch einen Aufschrei unterdrücken. Auch Jen schrak zusammen. Sie versuchte sich aufzusetzen und brüllte plötzlich los. Ihr Gesicht wirkte angespannt und verkrampft. Sie zitterte, während sie sich bemühte, eine Reihe von Schluchzern herunterzuschlucken. Dani drückte ihre Hände sanft auf die Stirn ihrer Schwester, um sie zu beruhigen. Jens Körper bebte und ein lang gezogener, hoher Laut, der von großer Qual zeugte, drang durch ihre zusammengebissenen Zähne.
    »Alles wird gut«, redete Dani auf sie ein. »Sieh zu, dass du dich nicht allzu sehr bewegst. Ich weiß, dass es wehtut, aber …«
    »Wer … hat geschrien?«
    »Ich weiß nicht. Könnte jeder gewesen sein.«
    Jens Gesichtszüge entspannten sich für einen Moment, als sie schwer atmend liegen blieb. Ihre Augen schlossen und öffneten sich wieder, und sie schien nun weitaus ruhiger zu sein. »Was, wenn … es könnte … Kevin gewesen sein.« Sämtliche Luft schien aus ihren Lungen zu entweichen, nachdem sie den Gedanken beendet hatte.
    Dani hatte alles daran gesetzt, den Gedanken zu verdrängen, aber jetzt, wo Jen ihn laut ausgesprochen hatte, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich damit auseinanderzusetzen. Sie versuchte, ruhig zu bleiben, um auch ihrer Schwester Ruhe und Halt zu geben, aber ihre Nerven schienen Feuer gefangen zu haben. Die Angst kroch lichterloh brennend ihr Rückgrat hinauf. Was, wenn es wirklich Kevin war? Er konnte verletzt sein, möglicherweise sogar im Sterben liegen. Was, wenn niemand ihm half? Er würde mit ihrem Namen auf den Lippen einsam sterben, überzeugt davon, dass sie ihn im Stich gelassen hatte.
    Sie wusste, dass ihre Schwarzmalerei zu weit ging, aber sie konnte diese Gedanken nicht abstreifen. Nackte Panik hatte endgültig von ihr Besitz ergriffen. Sosehr sie sich wünschte, dass das Bild aus ihrem Kopf verschwand, es ließ sich nicht vertreiben. Die Hände, die ihrer kleinen Schwester Halt geben sollten, hatten sich zu zitternden Fäusten geballt. Als sie Jens Berührung an ihrem Oberarm spürte, musste sie sich einen Aufschrei verkneifen.
    »Dani.«
    »Ja?«
    »Geh ihn suchen. Ich kann hier sowieso nicht weg.«
    »Du weißt, ich kann nicht …«
    »Oh doch, das kannst du. Wenn du Kevin nicht bald findest, treibt dich das in den Wahnsinn. Ich komme schon klar. Vergiss mich nur nicht und komm später zurück, in Ordnung?«
    »Entschuldigung. Wer? Wo? Ich habe eine Schwester?« Sie war tatsächlich noch zu Scherzen aufgelegt, wie sie merkte, als sie es laut aussprach.
    »Ha ha. Los, jetzt geh und such deinen Mann!«
    »Okay. Ich bin so bald wie möglich wieder hier. Und du rufst mich, falls was ist, verstanden?«
    »Jawohl, Pocahontas. Mach, dass du wegkommst!«
    Dani beugte sich hinunter, um ihre Schwester auf die Stirn zu küssen. Jen tätschelte ihr in einer beruhigenden Geste den Rücken und sank dann stöhnend auf die Erde zurück. Dani schaute sie ein letztes Mal an und verschaffte sich dann im Stehen einen Überblick, in welcher Richtung und Entfernung das Flugzeug sich befand. Sobald sie sicher war, dass sie die Stelle später wiederfinden würde, rannte sie los in Richtung Wrack – auf den Schrei zu, den sie gehört hatte.
    »Nicht verletzt sein«, flüsterte sie. »Bitte, Baby.«
    Dann stürmte etwas aus der Dunkelheit heran, stieß mit ihr zusammen und warf sie zu Boden.
    Potter bemühte sich, seine Verantwortung mit dem Bedürfnis in Einklang zu bringen, sich wie ein echter Mensch zu verhalten. Curtis lag tot da, aufgespießt in weniger als drei Metern Entfernung von seinem besten Freund. Er hätte am liebsten die Zeit angehalten und Greg sein tiefes Mitgefühl ausgesprochen. Als er den toten Schlagzeuger anstarrte – einen Kerl, den er als Freund betrachtet hatte –, wollte er Curtis’ Körper von diesem schartigen Stück Schrott herunterziehen und mit etwas abdecken, ihm die letzte Ehre
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