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Down

Down

Titel: Down
Autoren: Nate Southard
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Blicke hingen fassungslos an den kleinen Gewebestücken, die an Bruchkanten mit dermaßen ausgeprägten Scharten hingen, dass sie ihm wie Sägeblätter vorkamen.
    Das Metallstück hatte sich nicht nur in seinen Freund, sondern durch ihn hindurch gebohrt und alles zerstört, was ihm im Weg gewesen war. Greg spürte, wie Verzweiflung in ihm aufstieg. Er zitterte und kam sich nutzlos vor. Er wusste, dass sein Freund im Sterben lag, noch bevor ihm auffiel, dass Blutlachen aus dem Loch im Bauch quollen. Als er dann das Rot sah, das aus der Wunde strömte, als ob es von dort vertrieben würde, war die Sache für ihn klar. Er machte eine ruckartige Bewegung in Richtung seines Freundes und brüllte auf, als sich etwas aus den Trümmern tief in seinen Arm bohrte und ihn zu Boden riss.
    Sein Freund starrte ihn immer noch an, aber das Licht in seinen Augen erlosch allmählich. Die Lippen, vorher fest zusammengepresst, teilten sich langsam, als er einen zitternden Atemzug nahm. Er streckte eine Hand aus, die sich ein paarmal öffnete und schloss, jedes Mal etwas langsamer, dann atmete er rasselnd aus. Alles wurde still.
    »Curtis!«
    Er versuchte erneut, sich zu bewegen, und ein Blitz aus purer Qual schlug in seinen Körper ein. Verdammte Scheiße!
    »Was ist los?«, erkundigte sich eine Stimme, die näher kam. Greg identifizierte Potter und drehte sich in seine Richtung. Als sich sein Blick unter dem Tränenschleier klärte, schälten sich die Umrisse der massigen Statur des Tourmanagers heraus. Dieser füllte eine schmale Öffnung, die sich weniger als drei Meter rechts von ihm befand, vollständig aus. Eine kleinere Gestalt stand direkt neben ihm. Eines der Mädchen? Es war zu dunkel, um mehr zu erkennen, und seine Trauer wirkte sich auf seine Fähigkeit, klar zu denken, aus.
    »Ist Curtis …?« Potters Stimme versagte ihren Dienst. »Fuck.« Der Fluch war kaum zu hören. Er wankte einen Schritt zurück und fiel unvermittelt auf die Knie, jaulte auf und stieß Würgelaute aus, während sein Körper durchgeschüttelt wurde, als müsste sich etwas Schreckliches den Weg ins Freie bahnen.
    Greg wandte sich ab und konzentrierte seine Aufmerksamkeit noch einmal auf Curtis. Er lag mit festgenageltem Arm unbewegt da und versuchte, nicht zu schreien, während er tief in die toten Augen seines besten Freundes blickte.

Drei
    Wenn man high war, lief alles um einen herum wie in Zeitlupe ab. Das war die Begleiterscheinung von Drogen, die Conner am besten gefiel – dass die Welt langsam und zähflüssig wurde wie das flüssige Feuer, das aus den Bäumen tropfte, oder die Töne seiner Gitarre, die nach oben stiegen. Er verbrachte in seinem Leben zu viel Zeit damit, sich zu beeilen und Termine einzuhalten. An der Halle ankommen, Soundcheck machen, Showbeginn, zurück in den Bus: Jeder einzelne dieser Punkte war mit einer exakten Uhrzeit im Tourplan festgehalten und man durfte keinen davon verpassen, sonst machte Potter einem die Hölle heiß. Wenn die Welt weich und geschmeidig wurde und sich zu seinen Füßen langmachte, war ihm das egal. Er empfand es als wichtige Unterstützung.
    Dann gab es Momente wie jetzt, in denen er auf einen Schrei zulief, von dem er sich gar nicht so sicher war, ob es ihn wirklich gab. Hinzu kam, dass sich sein Orientierungssinn mit jedem hektischen Schritt verschob und veränderte. Der Boden schwankte und schien zu zerbröckeln und die Entfernung zwischen ihm und dem Flugzeug pendelte ständig zwischen verschiedenen Extremen.
    Er spürte, wie die ersten Anzeichen von Frustration an ihm kratzten, als hätten sie ihre Fingernägel schon lange nicht mehr geschnitten. Sie ließen ihn an seinen Notvorrat denken. Dieser musste sich irgendwo an Bord befinden, wahrscheinlich in seinem Handgepäck. Er konnte nicht sicher sein, denn sein Rausch trieb lustige kleine Spielchen mit seinem Hirn, aber er glaubte, dass er das Zeug dort verstaut hatte. Ein kleiner Schniefer und seine Rippen würden Ruhe geben. Außerdem würden diese Fingernägel aufhören, an ihm zu kratzen. Alles, was er brauchte …
    Ein Ächzen löste sich aus seiner Kehle, als der Boden von einer Sekunde auf die andere unter seinen Füßen verschwand. Sein nächster Schritt ging ins Leere und sein Gleichgewicht war dahin. Er fiel vornüber und grunzte, als er mit dem Gesicht in die Kiefernnadeln stürzte und unaufhaltsam abwärtsglitt. Er streckte beide Arme aus und klammerte sich am Boden fest, um nicht weiter abzurutschen.
    Eine Senke, sogar eine
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