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Down

Down

Titel: Down
Autoren: Nate Southard
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Schuhe ihrer Schwester sofort. Sie legte die restliche Entfernung im Laufschritt zurück, ging neben Jens liegender Gestalt auf die Knie und streckte beide Hände aus, um ihr Gesicht zu ertasten.
    »Oh mein Gott, Jen. Alles klar bei dir?« Der gequälte Blick und der Schweißfilm auf dem Gesicht ihrer Schwester verrieten ihr, dass es Jen alles andere als gut ging. Etwas stimmte nicht, aber sie konnte nicht sagen, was es war.
    Jen nahm einige tiefe Atemzüge. Sie öffnete die Augen nicht, sondern kniff die Lider fest zusammen.
    »Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Es tut mir so leid!«
    »Jen, was ist los?«
    Noch ein tiefer Atemzug. Sie schien sich zu sammeln, bevor sie sprach. »Das Becken, glaube ich. Brennt wie Sau.«
    In Danis Brust tat sich ein tiefer Abgrund auf. Ein gebrochenes Becken? Welche bleibenden Schäden zog so eine Verletzung nach sich? Weitere Fragen drängten in ihren Kopf, durchzuckten ihr Hirn wie Kometenschweife. Sie strengte sich an, sie zu ignorieren. Stattdessen wollte sie ihre Schwester beschäftigen, um sie von den Schmerzen abzulenken.
    »Wie bist du so weit von der Absturzstelle weggekommen?«
    »Bin gekrabbelt. Dachte … es fliegt vielleicht in die Luft.«
    Sie zwang sich zu einem Lächeln, das ihre Schwester aber nicht sehen konnte. »Ich sag’s dir nur ungern, aber fliegen wird es definitiv nicht mehr.«
    Ihre Schwester rülpste ein einzelnes Lachen heraus, gefolgt von einem gequälten Stöhnen. So vorsichtig, wie sie konnte, legte Dani ihre Arme um Jen und drückte sie. Sie wollte Kevin finden, aber im Augenblick brauchte ihre Schwester sie dringender.
    Stehen erwies sich als schwierig und Gehen war schier unmöglich. Aber Potter kam irgendwie voran, schleppte sich durch den Mittelgang und hielt sich an Sitzlehnen fest, sowohl, um sich abzustützen, als auch, um sich abzustoßen. Sein Knie bestand aus einem einzigen Pochen und sein Schädel schien mit Toffee gefüllt zu sein. Alles klang gedämpft und weit entfernt. Nur das Stöhnen konnte er deutlich hören. Es stach durch den Toffeenebel direkt in sein Innerstes und lotste ihn wie ein akustisches Signalfeuer.
    Eine Ewigkeit schien zu verstreichen, bis er den ersten Rufenden erreichte. Die Stöhn- und Zischlaute kamen von rechts, aber die zertrümmerte Kabine war viel zu dunkel, um in dem Gewirr aus zerstörten Sitzen und herabgefallenem Gepäck etwas zu erkennen. Gott, warum hatten sie nur so viele Koffer und Taschen mitgenommen?
    »Hallo?«, fragte er. Etwas knallte gegen die Rückwand der Kabine und zog seinen Blick an, doch dann verwandelten sich die gequälten Laute zu seiner Rechten in eine menschliche Stimme.
    »Bist du das, Potter?«
    Kevin. Mit protestierendem Knie lehnte er sich zur Seite und blinzelte, bis er den Gitarrentechniker in der Schwärze ausmachen konnte. Seine Beine waren unnatürlich verdreht und er begriff, dass Danis Mann den kaputten Sitz in der Nähe weggestoßen haben musste. Kevins Gesicht blieb äußerlich ruhig, aber Potter konnte die Angst spüren, die hinter seinen Augen aufblitzte.
    »Bist du in Ordnung?«
    »Mehr oder weniger. Hab gesehen, wie Dani ins Freie gestolpert ist. Schätze, sie hat mich nicht bemerkt.«
    »Oder sie ist sauer.«
    »Als ob sie jemals sauer wäre.«
    »Du würdest dich wundern, was ich dir alles erzählen kann.«
    »Das bezweifle ich. Hast du sonst noch jemanden gesehen?«
    »Nur Conner. Hat den Gurt gelöst und ist rausgegangen, ein paar Sekunden, nachdem ich zu mir kam. Einfach ins Freie, als ob es das Selbstverständlichste auf der Welt wäre.«
    »Unser magischer Junkie.«
    »So in der Art. Was für ein Arschloch.«
    Das Klopfen an der Rückwand wiederholte sich. Potter verrenkte den Hals, um herauszufinden, was es auslöste. Der Schwindel drohte ihn zu überwältigen. Er lehnte sich schwer gegen die Sitze, um auf den Beinen zu bleiben.
    »Du solltest besser mal nach dem Rechten sehen«, meinte Kevin.
    »Ja. Willst du mit rauskommen und mir helfen, die anderen zu finden?«
    Im Dunkeln sah er, wie Kevins Augen sich zu Schlitzen verengten und sein Gesicht in einem Anflug von Angst und Traurigkeit verkrampfte. In seinem Geist fügten sich die Puzzlestücke zusammen. Er war seiner Frau nicht aus der Maschine gefolgt. Die Art, wie seine Beine unnatürlich verdreht dalagen. Das ließ nur einen Schluss zu …
    »Oh, Scheiße«, raunte Potter. »Wie schlimm ist es?«
    »Unterhalb der Gürtellinie spüre ich gar nichts.«
    »Bist du sicher?«
    Kevin nickte. Er wollte noch etwas
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