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Dornröschens Erlösung

Dornröschens Erlösung

Titel: Dornröschens Erlösung
Autoren: Anne Roquelaure
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mit Gewissheit, dass sie das Reich des Sultans
erreicht hatten.
    Die hübschen kleinen Jungen - sie konnten trotz ihrer Größe
nicht älter als vierzehn oder fünfzehn sein - waren stets reich und prächtig
gekleidet gewesen, doch an diesem Morgen trugen sie ganz besonders reich bestickte
Seidengewänder mit engen Schärpen aus teurem gestreiftem Tuch, ihr schwarzes
Haar glänzte, und in ihren unschuldigen dunklen Gesichtern lag ein ungewöhnlicher
Ausdruck der Sorge.
    Unverzüglich wurden die königlichen Gefangenen zum Aufstehen
angehalten, und jeder Sklave wurde aus dem Käfig geholt und zu einem sauberen, gepflegten
Tisch geführt. Dornröschen streckte sich auf der Seide aus, genoss ihre
plötzliche Freiheit; die Muskeln ihrer Beine krabbelten. Sie schaute zu Tristan
hinüber und dann zu Laurent. Tristan litt noch immer, er litt viel zu sehr. Während
Laurent leicht amüsiert schien wie stets. Sie hatten nicht einmal mehr die Zeit,
Abschied voneinander zu nehmen. Dornröschen betete, dass man sie nicht trennen
möge, dass- ganz gleich, was auch immer geschähe - sie es gemeinsam erleben
konnten und dass es ihnen in ihrer neuen Gefangenschaft in irgendeiner Weise
möglich war, miteinander zu sprechen.
    Flink verteilten die Wächter das goldfarbene Öl auf
Domröschens Haut, und starke Finger verrieben es gut auf ihre Schenkel und
Pobacken. Ihr langes Haar wurde gebürstet und mit Gold bestäubt. Dann drehten
die kleinen jungen Dornröschen sanft auf den Rücken. Geschickte Finger
polierten ihre Zähne mit einem weichen Tuch. Goldenes Wachs wurde auf ihre Lippen
gestrichen und Goldfarbe auf ihren Augenlidern und Augenbrauen verteilt.
    Nie, seit dem ersten Tag ihrer Reise, waren Dornröschen oder
die anderen Sklaven so sorgfältig hergerichtet worden. Benommen dachte
Dornröschen an den göttlich grausamen Hauptmann der Wache und an die eleganten
Peiniger am Hofe der Königin, und sie fühlte den verzweifelten Wunsch, wieder
jemandem zu gehören, bestraft und gezüchtigt zu werden. Von jemandem beherrscht
und besessen zu werden, das war jegliche Demütigung wert. Rückblickend, so
schien es, war sie nur dann eine Blume in voller Blüte gewesen, wenn sie dem
Willen eines anderen unterworfen war, ja fast schien es ihr, als hätte sie erst
im Leiden ihr wahres Ich entdeckt.
    Aber sie trug auch einen neuen, allmählich deutlicher
werdenden Traum in ihrem Herzen, der während der Zeit auf See in ihr
aufgeflammt war und den sie nur Laurent gestanden hatte: den Traum, dass sie in
diesem fremden Land irgendwie das finden würde, was sie zuvor nicht gefunden
hatte - jemanden, den sie wirklich lieben konnte. Im Dorf hatte sie Tristan
erzählt, dass sie sich nicht nach echter Liebe sehnte und dass sie nur Härte und
Strenge erleben wollte. Doch die Wahrheit war, dass Tristans Liebe zu seinem Herrn
Domröschen tief berührt hatte. Seine Worte hatten ihre Ansicht beeinflusst.
    Und da waren die einsamen Nächte der unerfüllten Sehnsucht
auf See gewesen, das Grübeln über die Wendung des Schicksals und des Glücks. Sie
hatte sich seltsam zerbrechlich gefühlt bei dem Gedanken an Liebe und bei dem
Wunsch, ihre Seele einem Herrn oder einer Herrin zu schenken. Mehr denn je war
Dornröschen aus dem Gleichgewicht geraten. Der hübsche Page bestäubte ihr
Schamhaar mit Goldpuder, zog an jeder Locke, damit sie sich noch mehr kräuselte.
Dornröschen konnte kaum die Hüften ruhig halten. Dann sah sie, dass Perlen in
ihr Schamhaar geflochten und dort mit einem starken Klebstoff befestigt wurden.
Sie lächelte. Für einen Moment schloss sie die Augen, ihr Geschlecht schmerzte
vor Verlangen. Sie betrachtete Laurent und sah, dass sein Gesicht durch die
Goldfarbe nun dem eines Mannes aus dem Orient glich, und seine Brustwarzen
waren ebenso wie sein dicker Schwanz wunderschön aufgerichtet. Sein Körper
wurde, seiner Größe und Kraft angemessen, nicht mit Perlen geschmückt, sondern
mit großen Smaragden verziert.
    Laurent lächelte den Jungen, der seine Arbeit eifrig und
sorgfältig verrichtete, an, als wollte er ihn mit den Augen seiner prächtigen
Kleider entledigen. Doch dann wandte er sich Dornröschen zu, hob lässig eine
Hand an seine Lippen und blies, von den anderen unbemerkt, einen kleinen Kuss zu
ihr hinüber. Er zwinkerte, und Dornröschen spürte, dass das Verlangen in ihr
noch heißer brannte.
    Laurent war so schön. 0 bitte, sie dürfen uns nicht trennen,
betete sie lautlos. Nicht, weil sie jemals angenommen hätte, dass sie
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