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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe
Autoren: Christine Feher
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deinem Handy anmachen, damit ich hören kann, was er sagt?« Sie legt das Schälmesser auf den Küchentisch, spült ihre Hände ab und setzt sich im Wohnzimmer neben Jaron aufs Sofa. Das Telefon liegt vor ihnen auf dem Tisch, Luna hört das Freizeichen, viermal klingelt es, dann wird abgenommen. Sie haben Glück, es ist Johannes, der am Apparat ist.
    »Wo steckst du denn?«, will Johannes wissen. »So langsam wurden wir hier alle etwas unruhig, wollten dir aber nicht hinterhertelefonieren wie eine besorgte Mami.«
    Jaron erzählt ihm zögernd, dass Luna und er untergetaucht sind. Erzählt von dem andauernden Terror durch Falk auch nach Lunas Flucht, der Verfolgungsjagd auf der Autobahn, den zerrissenen Fotos.
    »Jetzt sind wir in Heidkate«, schließt er und erzählt in wenigen Sätzen von dem Wochenendhaus seiner Großtante. »Aber ewig können wir hier natürlich auch nicht bleiben.«
    »Das müsst ihr auch nicht«, erwidert Johannes. »Ich habe Falk neulich getroffen, er hat mich zum Essen eingeladen, es muss ein, zwei Tage nach dieser komischen Jagd gewesen sein. Da hat er sich mal richtig geöffnet, er sagte, er würde sich selber dafür hassen, dass er so eifersüchtig sei, hat sich selber als krank bezeichnet. Er will sich bei Luna entschuldigen.«
    »Das hat er oft genug getan«, entgegnet Luna. »Ich glaube ihm kein Wort mehr.«
    »Ich glaube, dieses Mal meint er es ernst. Falk hat richtig offen über sein Problem geredet, seine Freundinnen immer besitzen und kontrollieren zu müssen, und er hat mehrfach betont, er wüsste eigentlich genau, dass man so keine Beziehung führen kann. Und die Qualen, in die er dich zuletzt gestürzt hat, Luna, die würde er am liebsten ungeschehen machen. Er wirkte absolut zerknirscht
und ehrlich, als er sagte, wie sehr er das alles bereut.«
    »Du kennst ihn besser als wir«, überlegt Jaron laut. »Die ganze Familiengeschichte und alles.«
    »Auch wenn wir keine leiblichen Cousins sind, sondern mein Onkel sein Adoptivvater ist.«, bestätigt Johannes. »Wir hätten längst schon mal so ausführlich über alles reden sollen, wie wir es jetzt getan haben. Meine Tante ist echt ein Eisblock, wir konnten endlich mal gemeinsam über sie stöhnen und herziehen. Wenn wir das eher getan hätten, wäre Falk nicht so allein mit allem gewesen.«
    Jaron nickt, natürlich kann Johannes das nicht sehen. Luna spürt einen Anflug von Mitgefühl für Falk in sich aufkeimen.
    »Ich glaube, ihr könnt jetzt unbesorgt zurückkommen«, meint Johannes. »Falk hat mir versprochen, sich in Therapie zu begeben, zu der einen oder anderen Sitzung werde ich auch mitgehen. Er hat mir sogar die Visitenkarte des Psychiaters gezeigt, den er angerufen hat, er war also schon zum Vorgespräch da.«
    »Das klingt gut«, gibt Jaron zu. »Genau. Jeder Mensch hat eine Chance verdient. Außerdem braucht Ole sein Auto zurück. Nach den Feiertagen will er sich eine neue Anlage einbauen, die seine Eltern ihm spendiert haben.«
    »Ich spreche in Ruhe mit Luna darüber«, verspricht Jaron. »Bis bald also. Und grüß die anderen von mir.«

    Am letzten Abend vor der Abreise denkt Luna, als sie bereits dicht an Jaron geschmiegt auf ihrer Matratze liegt, dass sie die Bettwäsche am liebsten mit nach Hause nehmen und gar nicht mehr waschen würde, um sich für immer an diese Tage zu erinnern.

    Nach Hause. Zurück nach Berlin fahren. Falk wiederbegegnen, von ihm die Schlüssel zurückholen. Ihre Wohnung wieder in Besitz nehmen oder kündigen und woanders neu anfangen, vielleicht in Friedrichshain, wo Jaron wohnt, oder in der Nähe von Sarah. Und irgendwann mit Jaron zusammenziehen. Nichts überstürzen. Erst mal können sie einfach so zusammen sein, sich lieben, ganz ohne Hast, ohne Druck, ohne einander besitzen zu wollen. Bei diesem Gedanken lächelt Luna still in sich hinein.
    Gerade ist sie am Einschlafen, da spürt sie, wie Jarons Schulter sich anspannt, schon hat er sich halb aufgerichtet.
    »Was war das?«, fragt er, auch er muss schon im Halbschlaf gewesen sein, seine Haare stehen wirr in alle Richtungen, und er blinzelt, obwohl es dunkel im Raum ist, nur ein dünner Viertelmond ist durch das kleine Dachfenster zu erkennen. »Hast du das auch gehört?«
    Nein, denkt Luna und richtet sich ebenfalls auf; nein, nicht jetzt. Nicht so, so soll es nicht enden, nicht hier. Sie fühlt ihren Puls rasen, jetzt hört auch sie etwas, Schritte, den dumpfen Schlag eines umfallenden Möbelstücks, das helle Zersplittern einer an
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