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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe
Autoren: Christine Feher
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umschlungen gehen sie zum Strand, auf dem Weg dorthin haben sie nirgends ein Auto parken oder fahren sehen, dennoch spürt Luna, wie die Angst erneut in ihr aufsteigt. Immer wieder blickt sie sich um, vermutet Falk hinter jedem Schatten, hinter jedem Baum, dessen Zweige sich im Wind neigen und wieder aufrichten, hinter jedem Haus. Auch Jaron wirkt unruhig, blickt immer wieder über seine Schulter nach hinten, der schwache Schein der Laternen an der Promenade zeigen Luna seine geweiteten flackerndenAugen. Seine rechte Hand hat er fest um ihre Schulter gelegt,.
    Aber alles ist ruhig. Das Meer liegt in flachen Wellen hinter dem hellen Sandstrand, am Horizont erkennt Luna ein Schiff, Jaron sagt, es sei die Fähre nach Norwegen oder Schweden, auch der Leuchtturm, in dessen Richtung sie gehen, schickt seine Strahlen über die dunkle Wasseroberfläche, der Himmel breitet sich wie ein schmutzig graues Zelt über ihnen aus. Sie begegnen keiner Menschenseele, nicht einmal einem Spaziergänger mit Hund, kein Motorengeräusch stört das sanfte Rauschen des Meeres, das sich mit dem des Regens vermischt.
    Luna zieht ihren Schal enger um sich.
    »Frierst du?«, fragt Jaron und bleibt stehen, legt beide Arme um Luna und rubbelt sie am Rücken warm. »Dann kehren wir um. Am Kamin wirst du dich besser fühlen.«

19.
    L unas Herz klopft hart gegen ihre Brust, als sie das Haus betreten, und auch Jaron blickt sich im Garten und in allen Räumen um, ehe er die Tür von innen verriegelt, beiden fällt es schwer zu glauben, dass sie wirklich unbeobachtet sind. Nachdem sie in der Vorratskammer tatsächlich eine Gulaschsuppe aus der Konserve gefunden und vor dem Fernseher gegessen haben, kann Luna ihre Müdigkeit nicht mehr verdrängen; wenig später gehen sie schlafen.
    Am nächsten Morgen erkunden sie bei Tageslicht zusammen das ganze Gebiet, suchen auf den Sandstraßen nach Reifenspuren und Schuhabdrücken, finden jedoch nichts, der Dauerregen hat alles verwischt. Nun versucht eine schwache Dezembersonne, die verwaiste Siedlung mit ein paar schrägen Strahlen zu erhellen, Luna ist einerseits erleichtert, dass die Dunkelheit vorüber ist, andererseits nimmt sie jetzt noch mehr Bewegungen wahr, zuckt bei jedem Vogel zusammen, der über den nassen Boden hüpft, um aus den Pfützen zu trinken, bei jedem Baum, der sich bei einem Windstoß neigt, jedem Schiff, das in der Ferne vorüberzieht. Stunde um Stunde verläuft jedoch ohne jede Störung, Falk kommt nicht, und als Luna und Jaron nach einem langen Tag voll innerer Anspannung abends ins Bett gehen, können sie sich erstmals wieder lieben.
    Auch in den folgenden Tagen geschieht nichts. Die
Angst, Falk könnte sie an diesem versteckten Ort aufspüren, ist bei ihnen mit jedem Wort, das sie sagen, in jeder noch so kleinen Tätigkeit, doch es bleibt ruhig.
    Inzwischen sind sie in den nächsten Ort gefahren, um Lebensmittel und neue Briketts einzukaufen, und haben sich in ihrem gemeinsamen Tagesablauf eingerichtet, genießen ihn beide, weil zwischen ihnen eine Art stummer Übereinkunft besteht. Keiner von ihnen muss viel reden, sie agieren Hand in Hand, was der eine gerade nicht erledigt, macht der andere, sie sorgen füreinander, froh über jede Stunde, die sie miteinander teilen können.
    Mit der Zeit hat Luna auch das Haus lieb gewonnen; den Kamin befeuern sie den ganzen Tag und hören erst am späten Abend auf, Kohlen nachzulegen, so reicht die Glut fast immer bis zum nächsten Morgen, was das erneute Anfachen erleichtert. Im ganzen Haus hat sich eine behagliche Wärme ausgebreitet, die anfangs noch klammen Stoffe sind getrocknet, nur der leicht moderige Geruch erinnert noch an die kalte Feuchtigkeit, die zwischen den Wänden gesteckt hatte.
    Eines Nachmittags telefoniert Luna noch einmal mit der Polizei und bekommt die Auskunft, dass die Ermittlungen im Fall Teresa R. nicht wieder aufgenommen worden seien - es gäbe zu wenig Anhaltspunkte für einen konkreten Mordverdacht.
    »Komisch ist das schon, dass wir jetzt gar nichts mehr von Falk hören«, meint Jaron anschließend. »Nicht, dass ich Sehnsucht nach ihm hätte, aber vielleicht hat er tatsächlich aufgegeben. Ich sollte mich sowieso mal in der WG melden und mit Johannes sprechen. Es kann zwar jeder kommen und gehen, wann er will, wir sagen uns da nie gegenseitig Bescheid - aber wenn einer von uns mehrere Tage weg ist, wäre es schon besser.«
    »Klar«, meint Luna, die gerade Kartoffeln schält. »Aber
kannst du den Lautsprecher von
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