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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe
Autoren: Christine Feher
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Baumstämme, in der Hecke, hört ihn bei jedem Schritt, von dem sie doch genau weiß, dass er nur von Jaron stammen kann. Jaron soll sich beeilen, schnell, wenn Falk wirklich kommt, um sie beide umzubringen, müssen sie zusammen gegen ihn kämpfen. Einer allein ist ihm wahrscheinlich unterlegen. Luna überlegt, ob sie rausgehen soll zu Jaron, je länger er weg ist, desto größer wird ihre Angst hier allein in dem Haus. Was, wenn Falk längst draußen herumschleicht? Was, wenn Jaron nicht mehr wiederkommt, weil Falk ihn überwältigt, lautlos, ohne dass Jaron eine Chance hat, sich zu wehren? Wenn Luna auch ihn verliert, so wie vorher Thore?

    Aber Jaron kommt wieder, in der Hand eine Stiege mit Kohlen. Zwei Briketts legt er in die Flammen und sticht mit dem Schürhaken hinein, dann schließt er die Kaminöffnung wieder.
    »Du machst das so geübt, als wärst du nicht nur einoder zweimal, sondern jedes Jahr hier gewesen«, bemerkt Luna.
    »Kleine Jungs lieben nun mal Lagerfeuer«, bekennt er. »Ich war immer dabei, wenn mein Großonkel Feuer gemacht hat. Du wirst merken, in einer halben Stunde werden wir keine Heizung mehr vermissen.« Jaron steht auf und führt Luna durch eine weitere Tür in den hinteren Bereich des Häuschens, zeigt ihr die Duschkabine mit der Toilette, geht ihr voraus eine enge Wendeltreppe hoch, die zu einem Dachboden führt, der selbst an seiner höchsten Stelle noch so niedrig ist, dass selbst Luna, die einen halben Kopf kleiner ist als er, nicht gerade stehen kann.
    »Hier können wir schlafen«, sagt er und deutet auf die beiden Matratzen, die auf dem Boden liegen. »Bis es so weit ist, kommt auch die Wärme von unten hier an.«
    Dann schlägt er vor, einen kurzen Spaziergang über den Deich zu machen, zum Strand hinunter, danach ist es gewiss warm genug im Haus, um noch eine Weile fernzusehen und etwas zu essen, vielleicht fänden sie noch eine Dosensuppe im Küchenschrank.
    »Zum Deich?«, fragt sie und spürt ihre Fingerspitzen kalt werden. »Was ist, wenn Falk uns da auflauert oder hinterher hier im Haus auf uns wartet?«
    »Wenn er uns wirklich gefolgt ist, sind wir überall in Gefahr«, meint er. »Aber ich glaube nicht, dass er uns hier finden kann. Er war ja nicht mehr in unserer Nähe, als wir uns entschieden haben herzukommen.«
    Zögernd stimmt Luna zu und ist schon an der Haustür, will sie öffnen, doch sie bekommt sie nicht auf, sosehr sie
auch an der Klinke rüttelt und zerrt, die Tür bleibt zu. Panik steigt in Luna auf, sie hat doch gewusst, dass sie vor Falk nicht sicher sind, was ist, wenn er sich unbemerkt eingeschlichen hat, als Jaron die Briketts geholt hat und sie im Wohnzimmer war; gehetzt blickt sie sich um, irgendwo hier drin ist er oder beobachtet sie von draußen, vielleicht hat Jaron den Schlüssel stecken lassen und Falk hat sie beide eingesperrt, auch das ist sein Muster.
    Jaron tritt hinter sie und langt an ihr vorbei nach der Türklinke.
    »Ich glaube, diese Tür hat früher schon geklemmt, und wenn sich seit vielen Jahren keiner mehr darum gekümmert hat, wird es inzwischen kaum besser geworden sein. Die Zimmertüren und die Fenster waren schon damals alle verzogen und gingen schwer auf, doch bei dieser ist es am schlimmsten. Aber warte, ich glaube, es gab einen Trick. Mal sehen, ob ich den noch herausfinde.« Er legt einen Hebel am Scharnier der Tür um, drückt noch einmal die Klinke und zieht; die Tür bleibt verschlossen, Luna entdeckt einen Schieberiegel am Rahmen, der in einer Kerbe in der Türschwelle liegt. Jaron, dessen Blick im selben Moment darauf gefallen ist, bückt sich und versucht, den Riegel hochzudrücken, es gelingt ihm nicht gleich, auch hier klemmt etwas, der ganze Türrahmen scheint verzogen zu sein. Aber dann schafft er es doch. Mit einem metallischen Klicken gibt der Riegel nach, dann drückt Jaron mit dem Fuß unten gegen die Tür, drückt noch einmal die Klinke herunter und zieht kräftig. Die Tür ist offen.
    »Wir müssen immer an den Schieberiegel denken«, sagt er. »Wenn die Haustür von innen zugemacht wird, ragt der immer ein paar Millimeter in die Kerbe hinein. Versuch mal, ob du die Tür aufbekommst.«
    Er schließt sie erneut, und Luna probiert es aus, auch
sie muss kräftig am Schieberiegel ziehen, bis er sich löst, aber schließlich hat auch sie es geschafft.
    »Okay«, meint sie. »Wenn wir im Haus sind, sollten wir den Riegel sowieso immer vorschieben. Umso wichtiger, dass wir ihn hinterher wieder aufbekommen.«
    Eng
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