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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe
Autoren: Christine Feher
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nicht allein tun, Jaron ist bei ihr, und sie hat Freunde.
    »Hast du Angst?«, fragt Jaron, und sie nickt.
    »Natürlich fürchte ich mich; um ehrlich zu sein, könnte ich sterben vor Angst bei der Vorstellung, Falk gegenüberstehen zu müssen. Aber ich sehe keinen anderen Weg mehr. Vor ihm zu fliehen und mich immer wieder aufspüren zu lassen, hieße, sein Spiel mitzuspielen. Ich wäre dann immer die Unterlegene und er würde nicht aufhören. Falk traue ich zu, dass er monatelang so weitermacht, wenn nicht Jahre.« Sie klappt den Schminkspiegel über ihrem Sitz herunter, um etwas Mascara und Lipgloss aufzutragen, zum ersten Mal seit langer Zeit verspürt Luna wieder Lust, sich ein wenig hübsch zu machen, bemerkt Jarons anerkennendes Lächeln von der Seite, überprüft ihr Spiegelbild, als sie fertig ist, beobachtet im Spiegel durch die Heckscheibe den gleichmäßigen Verkehr hinter ihnen.
    »Wenn du willst, löse ich dich mal ab«, schlägt sie vor. »Ein wenig Fahrpraxis könnte ich gut gebrauchen.«
    »Ich bin noch nicht müde«, meint Jaron. »Aber ich komme später gerne drauf zurück.«
    Luna will den Spiegel wieder hochklappen, da bemerkt sie ein von hinten herannahendes Auto, das mit Lichthupe auf sie zukommt, schnell aufrückt, sie bedrängt. Auch Jaron hat es bemerkt und den linken Blinker gesetzt, er überholt einen Lastwagen, seine Gesichtszüge sind angespannt.
    »Scheiße«, flucht er. »Das ist Falk.«

18.
    L una erkennt Falks Autokennzeichen und das Modell, er fährt jetzt beinahe Stoßstange an Stoßstange mit ihnen, noch immer blenden seine Scheinwerfer auf und wieder ab, selbst dann noch, als Jaron längst wieder auf dem rechten Fahrstreifen angekommen ist. Einige überholende Autofahrer hupen und gestikulieren mit aufgebrachten Gesichtern, aber Falk klebt an ihnen. Jaron stöhnt auf.
    »Ich kann nicht mal die nächste Ausfahrt nehmen«, meint er, »und ihn abhängen schon gar nicht. Mit dem Schlitten nimmt es Oles Japaner nicht auf.«
    »Was hat er nur vor?« Luna drückt sich fester in den Beifahrersitz. »Er scheint völlig durchgedreht zu sein.«
    »Bei Falk kann das alles bedeuten. Das ist ja das Gefährliche an ihm.«
    Trotz der Aussichtslosigkeit gibt Jaron Gas und vergrößert so den Abstand zu Falk, der auch tatsächlich etwas zurückfällt, sogar abzubremsen scheint, jedoch nur um gleich darauf erneut zu beschleunigen. Er wiederholt dieses Spiel mehrere Minuten lang, wechselt wieder die Spur und hält über eine lange Strecke das Tempo mit Jaron, fährt neben ihm, das Gesicht unbewegt. Überholt, fällt erneut zurück, heftet sich wieder an ihr Heck.
    »Verdammt.« Luna stöhnt auf. »Wie lange will er das durchziehen, die ganze Aktion bringt doch überhaupt nichts.«

    »Er will abbiegen«, stellt Jaron fest, und jetzt sieht auch Luna, dass sein Wagen rechts blinkt, gleichzeitig bemerkt sie ein Schild, das eine Tankstelle nach fünfhundert Metern ankündigt. »Pech, wenn man so im Wahn ist, dass man nicht auf die Tankfüllung achtet.«
    Beide atmen auf, als Falk tatsächlich die Tankstelle ansteuert und sie ihn hinter sich lassen, Jaron nimmt die übernächste Ausfahrt und wählt erneut die kleinsten Straßen zwischen den Dörfern. Eine halbe Stunde später rückt auch seine Tanknadel in den Reservebereich. Seit Berlin hat er nicht mehr nachgefüllt.
    »Ein paar Kilometer weit reicht es noch«, prophezeit Jaron, »aber wenn wir im nächsten größeren Ort eine Tanke finden, sollten wir die nehmen.«
    Wenig später haben sie Glück, Luna steigt aus, nimmt den Zapfhahn aus seiner Halterung und setzt ihn an die Tanköffnung, während Jaron die Scheiben säubert, anschließend will er zum Bezahlen in den Shop gehen, mit zwei Schritten ist Luna neben ihm.
    »Ich komme mit rein«, beharrt sie. »Allein bleibe ich nicht.«
    Jaron nickt und legt seinen Arm um Lunas Schulter, gemeinsam kaufen sie noch etwas zu trinken, ein paar Schokoriegel, Sandwichs und eine Zeitung. Zurück im Wagen, beugt sich Jaron über Lunas Schoß hinweg zum Handschuhfach, um nach einer Straßenkarte zu stöbern, Luna sieht, dass er lange wühlt, ohne das Gesuchte zu finden, dass er stutzt, weiterkramt; eine Straßenkarte scheint nicht darin zu liegen. In Oles Handschuhfach herrscht Chaos; Jaron legt alte Parktickets, mehrere Kugelschreiber, eine Parkscheibe, Postkarten und einen Briefumschlag auf Lunas Oberschenkel und richtet sich wieder auf, um erneut auszusteigen und in den Taschen auf der Rückseite der Sitze
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