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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe
Autoren: Christine Feher
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Falk brauchte mich nur noch aufzusammeln. Aber wenn ich eher mit ihm Schluss gemacht hätte, auf mein Gefühl gehört hätte, als ich gemerkt habe, er tut mir nicht gut, wäre es vielleicht nie so weit gekommen.« Sie macht eine Pause und schiebt ihre Finger zwischen seine. »Ich hätte einfach ehrlich zu mir selbst sein müssen. Denn ich glaube, ich habe dich von Anfang an geliebt.«
    »Siehst du«, flüstert er und streichelt ihre Hand. »Allein dieser Satz von dir ist mehr, als ich mir jemals gewünscht hätte, damit gibst du mir so viel Kraft. Morgen früh gehen wir gleich zum Arzt, dann fahren wir noch ein Stück weiter und suchen uns wieder etwas, wo wir bleiben können. Ich glaube, Falk ist uns nicht mehr gefolgt, sonst hätte er sich längst bemerkbar gemacht.«
    »Wir könnten auch ganz weggehen«, überlegt Luna laut. »Weg aus Berlin, meine ich, und woanders studieren. Es gibt so viele tolle Städte, Köln zum Beispiel, oder Heidelberg, das soll für Studenten auch total lässig sein.«
    »Und wir suchen uns richtig coole Nebenjobs«, fügt Jaron hinzu. »Bei einer Zeitung zum Beispiel, oder in einer angesagten Kneipe.«
    »Dafür kommen andere extra in die Hauptstadt«, erinnert ihn Luna.
    »Egal.« Jaron lacht. »In der Hauptstadt oder am anderen Ende der Welt - mit dir würde ich überallhin gehen. Wenn wir den ganzen Stress mit Falk hinter uns haben, machen wir uns ein richtig tolles Leben zusammen.«
    Eng umschlungen schlafen sie wieder ein. Am Morgen fühlt sich Luna erfrischt und ausgeruht; auch der Husten hat nachgelassen. Nacheinander suchen sie die Etagendusche
auf und ziehen sich an, ehe sie zum Frühstück hinuntergehen. Das Erdgeschoss des Hauses ist verwinkelt, von einem engen Flur gehen mehrere Türen ab, es dauert eine Weile, ehe Luna beherzt eine davon öffnet, weil sie dahinter das Geräusch von Geschirrklappern und das Gurgeln einer Filterkaffeemaschine vernommen hat. Tatsächlich sind sie in der Küche gelandet, durch eine weitere offene Tür erkennt Luna den Frühstücksraum. Die Wirtin schreckt gerade zwei Eier unter dem Kaltwasserhahn ab.
    »Sie können gerne noch eine Nacht länger bleiben, wenn Sie möchten«, bietet sie an und legt die Eier in einen kleinen Korb. Jetzt bei Tageslicht wirken ihre Gesichtszüge weniger hart, die Stimme weicher als am Abend zuvor. »Es wäre gut, wenn die junge Frau sich richtig auskuriert.«
    »Vielen Dank«, sagt Luna, ihre Stimme ist noch belegt. »Es geht mir schon viel besser und wir sind wirklich nur auf der Durchreise.«
    Jaron nimmt das Tablett mit dem Geschirr, den Brötchen, der Marmelade, dem Aufschnitt und den Eiern und steuert einen der Tische an, Luna bemerkt, dass er einen am Fenster wählen will, er besinnt sich jedoch anders.
    »Schon fast elf Uhr«, bemerkt Luna mit einem Blick auf ihr Handydisplay, während sie sich setzt. »Der lange Schlaf hat gut getan.«
    Die Wirtin kommt mit einer Kaffeekanne und schenkt beiden ein. »Normalerweise müssen die Zimmer um zehn Uhr geräumt sein«, sagt sie. »Aber ich erwarte ja keine neuen Gäste. Darf ich Ihnen das Radio einschalten?«, fragt sie und strebt auf ein altes Röhrengerät zu, das auf einer Kommode an der Wand steht. »Ach - das haben Sie schon erledigt, na umso besser, aber so leise?«

    »Das waren wir nicht«, erwidert Jaron. »Wir sind doch eben erst aus unserem Zimmer gekommen.«
    »Na, irgendeiner muss es ja gewesen sein, das Radio schaltet sich ja nicht von allein an. Ich stelle es mal lauter, wenn es recht ist; gleich kommen die Nachrichten, und wenn Sie heute wirklich weiterfahren wollen, sollten Sie den Wetterbericht hören. Es kann glatt werden.« Sie dreht am Lautstärkeregler, noch läuft Musik statt der Nachrichten, Lunas Hände beginnen zu schwitzen, sie kennt die Klänge, die aus dem Lautsprecher dringen, immer lauter werden, sie kennt sie nur zu gut.
    »Das ist der Free-Jazz-Kanal«, stößt sie hervor. »Den Sender hören nur eingefleischteLiebhaber. Wir müssen hier weg, Jaron«, sie springt auf, stößt gegen den Tisch, sodass ihre Kaffeetasse schwankt und etwas von dem heißen Getränk auf die helle Tischdecke schwappt, sie kümmert sich nicht darum, kümmert sich auch nicht um die verwunderten Blicke der Frau, auch Jaron begreift und nimmt Lunas Hand, will mit ihr nach draußen stürzen, dann besinnt er sich kurz und legt der Wirtin einen Geldschein auf den Tisch, Luna hört sie schimpfen, so ginge es aber nicht, sie hätte gleich misstrauisch werden sollen,
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