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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe
Autoren: Christine Feher
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gleich würde sie die Polizei rufen, irgendwas ginge hier doch nicht mit rechten Dingen zu. Jaron stürmt zum Auto und schließt es auf, kommt zurück und rast die Treppe hinauf, ist in Sekundenschnelle wieder zurück, das Gepäck in beiden Händen, er beeilt sich so sehr, zur Tür zu gelangen, dass er mit den Reisetaschen gegen die Wände stößt, ein wenig Putz bröckelt ab, mit dem Fuß stößt er die Haustür auf und ist mit zwei Schritten am Auto, wirft die Taschen in den Kofferraum, läuft zur Haustür und nimmt Lunas Hand, hält sie fest, während sie zum Wagen rennen. Startet den Motor, zum Glück liegt noch kein Schnee, doch auf dem Raureif geraten seine
Hinterräder ebenfalls leicht ins Schlingern und zwingen ihn zur Besonnenheit, Luna sagt, er solle sich anschnallen, viel zu schnell steuert er vom Hof auf die Hauptstraße, nur weg von hier, egal wohin, weg von hier.
    »Es bringt nichts, wenn du so rast«, versucht Luna, auf ihn einzureden. »Falk beobachtet uns sowieso die ganze Zeit, er hat sein Zeichen gesetzt, er ist möglicherweise längst weitergefahren. Vielleicht sollten wir einfach die Begegnung mit ihm riskieren, wir können nicht unser ganzes Leben lang vor ihm fliehen.«
    »Und dann?« Jaron wendet den Kopf zu ihr herum, ganz kurz nur, dann konzentriert er sich wieder auf die Fahrbahn vor sich.
    »Dann sage ich ihm, dass es aus ist. Dass er es verspielt hat mit seiner ewigen Eifersucht und Kontrolle und dass es kein Zurück mehr gibt. Dass wir beide jetzt zusammen sind und es auch bleiben werden, ganz egal was er sich noch alles einfallen lässt. Dieser Albtraum muss endlich mal ein Ende haben.«
    »Ich weiß nicht«, entgegnet Jaron knapp, so hat Luna ihn noch nie erlebt, sie blickt ihn von der Seite an und stellt fest, dass an seinen Schläfen und am Hals die Adern hervortreten. Sein rechtes Bein zittert, Luna spürt, wie sehr er sich bemüht, das Gaspedal nicht einfach durchzutreten. »Bei Falk weiß man nie, er ist unberechenbar. Ich glaube nicht, dass er deine Entscheidung einfach so hinnimmt.«
    »Aber ich will nicht länger von ihm verfolgt werden, Jaron. Ich will mein Leben genießen, mir dir, will mich weiterentwickeln, statt immer nur versteckt zu werden, von Falk, damit mich kein anderer findet, von anderen, damit er mich nicht findet. Ich will das nicht mehr, es muss endlich aufhören. Ich will wieder frei sein.«
    Jaron schweigt, den Blick starr geradeaus gerichtet, um
seine sonst so sanften Lippen hat sich ein herber Zug gebildet. Nicht auch noch das, denkt Luna; nicht zu allem anderen auch noch Streit mit Jaron. Es ist so unnötig. Gerade jetzt müssen wir zusammenhalten, Falk darf nicht stärker sein als wir. Sie legt ihre Hand auf seinen Oberschenkel, fühlt, wie sich seine Muskeln dabei augenblicklich lockern.
    »Du stehst doch hinter mir, oder?«, fragt sie leise. »Du hältst doch zu mir, wenn ich Falk die Stirn biete, oder?«
    Jaron schaltet einen Gang herunter, nimmt die Hand vom Hebel und streicht Luna über die Wange. »Natürlich«, sagt er. »Du weißt, dass du dich immer auf mich verlassen kannst. Egal was passiert.«
    Luna lehnt sich zurück und schließt die Augen. Alles wird gut, denkt sie; früher oder später wird Falk begreifen, dass er eine Frau nicht besitzen kann wie ein Haustier oder ein Auto. Wenn Jaron und ich erst aus seinem Dunstkreis verschwunden sind, wird er merken, dass sein altes Spiel ihn nicht einen Millimeter weiter gebracht hat, nicht näher an die Erfüllung seines Traumes, die Liebe eines Mädchens ganz für sich zu haben. Seine Eifersucht und seine Verlustangst wird er nicht ablegen können - dafür ist beides zu tief in ihm verwurzelt. Aber vielleicht erkennt er, dass er es nicht erreichen kann, geliebt zu werden, indem er seiner Freundin jede eigene Regung verbietet, jede persönliche Erinnerung in ihr auslöscht, ihr Scheuklappen aufsetzt wie einem Kutschpferd, statt ihr zu zeigen, wie schön die Liebe sein kann mit jemandem, mit dem man freiwillig zusammen ist. Mit jemandem wie Jaron.
    Jaron fährt jetzt in gleichmäßigem Tempo, schlägt vor, in einen Ort am Meer zu fahren, einen Spaziergang zu machen, wenn sie Glück haben, ist irgendwo ein Fischimbiss auf, wo sie sich Brötchen mit geräucherter Makrele
kaufen können; Luna ist einverstanden. Danach werden sie nach Berlin zurückkehren, und irgendwann in den nächsten Tagen wird Luna Kontakt zu Falk aufnehmen, ihre Papiere und ihren Wohnungsschlüssel zurückverlangen, sie muss das
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