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Doppelte Schuld

Titel: Doppelte Schuld
Autoren: Anne Chaplet
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starrte ihn an.
    »Mach dir keine Sorgen, es ist nicht viel kaputtgegangen und dein alter Freund hat zum Schluß ganz hübsch kooperiert. Aber ob er die Dinge so gelassen nimmt, wenn er weiß … daß du …«
    »Ich habe den Schlüssel«, sagte Katalina.
    »Sie kann ihn gar nicht haben, Martin.« Mary zwang sich zur Ruhe. »Es geht ihr nur um Moritz. Liebe macht erfinderisch.«
    »Moritz? Den will ich nie wiedersehen«, sagte Katalina laut und verständlich und mit einer Stimme, die zu müde war, um wütend zu klingen. »Mich interessieren Ihre Auseinandersetzungen nicht. Ich will nur nicht – ich will nie wieder …« Ihre Stimme wurde brüchig.
    »Katalina.« Mary machte ein paar Schritte auf sie zu.
    »Lassen Sie mich!« Katalina starrte auf Axt. »Ich will, daß Sie die beiden freilassen. Ich möchte niemanden auf dem Gewissen haben. Nie wieder.« Und dann warf sie den Schlüssel in die Luft, in Axts Richtung. Lux sah zitternd vor Jagdlust dem silbernen Ding hinterher, das für einen langen Augenblick in der Luft zu schweben schien. Dann streckte Axt die linke Hand danach aus, ballte sie zur Faust und schüttelte sie triumphierend.
    »Danke«, sagte er. »Und jetzt, meine Damen …«
    Er hob die rechte Hand, als ob er zum Abschied winken wollte.
    »Moment.« Katalinas Stimme zitterte. »Ich möchte, daß Sie die beiden freilassen. Sofort.«
    »Kein Problem. Sobald ich die Ware überprüft habe. Marie hier hat behauptet, es sei nicht der richtige Schlüssel. Da werden Sie verstehen, daß wir uns erst ein Bild machen müssen.«
    »Ich habe sofort gesagt.«
    Mary drehte sich um. Die andere stand breitbeinig da, die Arme ausgestreckt, die Hände um eine Pistole gelegt.
    »Lassen Sie das doch, Frau Cavic. Ich verstehe nicht, warum Sie Ihr Leben für einen Mann riskieren, der Sie verraten hat«, sagte Axt ruhig, beide Hände in der Jackentasche. »Aber in Gottes Namen – Sie bekommen ihn wieder. Ich verspreche es.«
    Die Pistole in Katalinas Händen schwankte. Und dann kamen Axts Hände hoch, auch sie hielten eine Pistole, er zielte auf Katalina. »Die Waffe runter«, sagte er. »Kommen Sie schon, Frau Cavic. Sie können mich nicht beeindrucken. Ich weiß doch, daß Sie solche Dinge nicht selbst erledigen. Sie lassen töten. Oder habe ich das mit Ihrem Vater falsch verstanden?«
    Katalina gab einen Laut von sich, der wie ein Ächzen klang. Die Spannung, unter der die Frau stand, knisterte wie die Luft unter einer Starkstromleitung. Auch die Hunde wurden unruhig. Mary flüsterte Lux etwas zu. Das Tier lief davon, unbeachtet von Axt und Katalina, die einander nicht aus den Augen ließen.
    »Kommen Sie, geben Sie schon her.« Er machte einen geschmeidigen Schritt auf Katalina zu.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind.« Mary sah den Schweiß auf der Stirn der Frau, aber Katalina zielte unbeirrt weiter auf Axt.
    »Wie nennt man das eigentlich, wenn eine Tochter ihren Vater dem Tod ausliefert? Und wie nennt man die Tochter? Ein hinterhältiges, feiges Luder, Abschaum, der keine Kugel verdient, sondern erschlagen gehört? Eine Verräterin, niederträchtig und ehrlos?« Martins Lispeln schien stärker geworden zu sein, er klang wie das biblische Böse, wie die Schlange.
    Katalina hielt stand. Aber wie lange noch?
    Mary tastete mit dem Fuß nach dem Ast, den Lux apportiert hatte, die wieder an ihrer Seite hockte, spürbar verwirrrt von der Wut und der Spannung und der Verzweiflung der Menschen um sie herum. Sie beugte sich hinunter zu dem Tier und packte den Ast.
    »Ja, tu etwas, Mary«, sagte Axt spöttisch. »Bevor sich deine Freundin hier unglücklich macht. Setz sie außer Gefecht.«
    Katalina schwankte noch immer nicht. Aber man sah, daß sie zur Seite blickte und daß ihre Arme sich unmerklich senkten.
    Und dann passierte alles auf einmal. Jemand rief Katalinas Namen. Die Frau zuckte zusammen und bewegte die Pistole ein Stück nach rechts. Axt zielte. Mary hob den Ast und schleuderte ihn in seine Richtung. Im selben Moment löste sich der Schuß.
    Katalina brach zusammen. Und dann sah man einen Mann auf sie zulaufen, dichtes Haar, leicht schrägstehende blaue Augen. Moritz. Axt blutete an der Stirn, dort, wo ihn der Ast getroffen hatte. Aber er hielt noch immer die Pistole in der Hand und hob sie jetzt wieder. Schwenkte ein auf Moritz, der weiterlief, ohne bei Katalina haltzumachen, der auf Axt zulief, das Gesicht eine Grimasse, eine Maske aus urtümlicher, wilder Männerwut.
    Martin Axt lächelte und lächelte und zielte und
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