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Doppelbelichtung

Titel: Doppelbelichtung
Autoren: Judith McNaught
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fügte dann mit Nachdruck hinzu: »Es ist ungemein wichtig, Spencer, daß ich möglichst viele frohe und glückliche Gesichter auf meinen Fotos habe. Ihr Gelingen hängt wesentlich mehr von der Stimmung der Gäste als meinem Können ab.«
    »Das schaffe ich mit Leichtigkeit und kann trotzdem den Bräutigam mimen. Ich gebe dem Personal Anweisung, alle sechs Barstände auf dem Rasen zu öffnen und Getränke anzubieten, bis sich die letzten Gäste verabschiedet haben oder uns der Sprit ausgegangen ist.«
    »Also gut«, seufzte Corey ergeben, »du hast den fob. Kristin, du spielst die Braut. Spencer ist etliche Zentimeter größer als du.«
    Spencer wollte protestieren, aber Kristin war noch schneller. »Um in Joys Hochzeitskleid hineinzupassen, müßte ich zwanzig Pfund abnehmen, und selbst dann ginge es mir höchstens bis zu den Knien.«
    »Offensichtlich gibt es nur eine Lösung, Corey«, preschte Spencer vor. »Du mußt die Braut spielen.«
    »Das geht nicht. Schließlich bin ich die Fotografin, falls du es vergessen haben solltest. Wir müssen schon eine andere finden.«
    »Selbst ich kann die Regeln des guten Geschmacks so weit verletzen, daß ich einen der Hochzeitsgäste bitte, sich Joys Kleid anzuziehen und für uns als Braut zu fungieren. Du hast doch diverse Stative mitgebracht. Also kannst du die Aufnahmen vorbereiten, ins Bild eilen und Mike oder Kristin bitten, auf den Auslöser zu drücken. Das ist doch kein Problem.«
    Corey dachte nach. Sie brauchte nur wenige Bilder vom »Brautpaar- - eins oder zwei unter den Rosengirlanden auf dem Rasen, ein paar weitere inmitten der Gäste. »Okay.«
    »Möchte jemand vielleicht ein Glas Champagner?« erkundigte sich Spencer, offenbar höchst zufrieden mit der Entwicklung der Dinge. »Es ist üblich, auf Corey und mich anzustoßen.«
    »Laß deine unpassenden Scherze«, sagte Corey, und die Anspannung in ihrer Stimme überraschte alle, auch sie selbst. »Die junge Braut ist nervös«, erklärte Spencer. Mike lachte schallend auf.
    Sie standen auf, um den Raum zu verlassen, aber Spencer legte seine Hand auf Coreys Arm. »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten«, sagte er, nachdem die anderen gegangen waren. »Ich möchte, daß du heute so tust, als hätte es den gestrigen Abend gar nicht gegeben.«
    Als Corey ihn skeptisch-schweigend musterte, setzte er lächelnd hinzu: »Wenn du mir diesen Gefallen nicht tust, gibt es auch keine Hochzeit. Ich sage alles ab, und das wär's dann.«
    Er wirkte undurchsichtig, rätselhaft und mit diesem Funkeln in den Augen absolut unwiderstehlich. »Du bist schlichtweg skrupellos«, versetzte sie, aber ohne große Überzeugung.
    »Lady, ich bin der beste Freund, den Sie jemals hatten«, entgegnete er unverfroren. »Immerhin befindet sich Joys Brief in meinem Besitz. Und in ihm steht klar und deutlich, daß sie erst durch eine Unterhaltung mit dir zu der Überzeugung gelangte, es für den Rest des Lebens bedauern zu müssen, wenn sie nicht den Mann heiratet, den sie wirklich liebt. Du hast dir das alles selbst zuzuschreiben. Was ist nun? Tust du mir den Gefallen, oder soll ich die Hochzeit absagen?«
    »Du hast gewonnen«, lachte Corey. Aber sie wußte nicht recht, ob sie erleichtert oder enttäuscht darüber sein wollte, daß er über den vergangenen Abend nicht sprechen wollte.

11
    In der Nähe eines rosengeschmückten Pavillons, in dem er gleich von einem total betrunkenen Friedensrichter mit einer völlig ahnungslosen Fotografin verheiratet werden würde, plauderte Spencer angeregt mit zwei Frauen, die nicht wußten, daß sie in Kürze zu seiner Familie gehören würden.
    Corey hatte sich frohe, unbeschwerte Gesichter für ihre Aufnahmen gewünscht, und mit Hilfe beträchtlicher Mengen französischen Champagners, eines kleinen Vermögens an russischem Kaviar und einer kurzen, witzigen Ansprache war es ihm gelungen, rund zweihundert rundum glückliche Mienen auf den Rasen zu zaubern. Die Gäste schienen sich sogar köstlich zu amüsieren.
    Der Bräutigam war auf jeden Fall mit sich zufrieden.
    Er hob das Champagnerglas an die Lippen und beobachtete seine Braut, wie sie prüfend zur Sonne aufblickte, bevor sie die Kamera auf dem Stativ für das eigentliche Hochzeitsfoto vorbereitete. Sie hatte die lange, hinderliche Schleppe kurzerhand mit einem Knoten in der Taille geschürzt, und der Schleier hing ihr wie eine geraffte Stola um die Schultern. Sie ist das wundervollste Wesen auf Erden, entschied er. Hinreißend. Maximal
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