Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
also verziehen. Eines blieb ihm aber im Halse stecken wie eine Fischgräte: die Neugierde, wer es nur gewesen sein könnte, der ihn geprügelt hatte.
    Die Zeit verging und ein Abend kam, an dem Don Camillo noch zu später Stunde im Beichtstuhl saß und durch das Gitter das Gesicht des Häuptlings der extremen Linken, Peppone, erkannte.
    Peppone im Beichtstuhl, das war ein Ereignis, bei dem einem der Mund offenstehen bleiben mußte. Don Camillo strahlte.
    «Gott sei mit dir, lieber Bruder, mit dir mehr als mit irgend jemandem, weil du mehr als die anderen seinen Segen notwendig hast. Es muß schon lange her sein, daß du das letztemal gebeichtet hast.»
    «Es war 1918», antwortete Peppone.
    «Stell dir nur alle die Sünden vor, die du in diesen dreißig Jahren mit all deinen heidnischen Gedanken im Kopf begangen hast!»
    «Na ja, es sind schon so manche», seufzte Peppone.
    «Zum Beispiel?»
    «Zum Beispiel: vor zwei Monaten habe ich Sie geprügelt.»
    «Ernste Sache», antwortete Don Camillo. «Indem du einen Diener Gottes beleidigt hast, fügtest du Gott selbst eine Beleidigung zu.»
    «Ich habe es bereut», rief Peppone. «Außerdem habe ich Sie nicht als einen Diener Gottes, sondern als einen politischen Gegner geprügelt. Es war ein Moment der Schwäche.»
    «Außer dieser und der Zugehörigkeit zu deiner teuflischen Partei hast du noch andere schwere Sünden zu beichten?»
    Peppone schüttete den Sack aus.
    Alles in allem war es nicht viel, und Don Camillo fertigte ihn mit zwanzig Vaterunser und Ave Maria ab. Als dann Peppone an der Kommunionbank kniete, um seine Buße abzubeten, fiel auch Don Camillo vor dem Kruzifix auf die Knie. «Jesus», sagte er, «verzeihe mir, aber ich haue ihm eine herunter.»
    «Denke nicht einmal daran», antwortete Jesus. «Ich habe ihm vergeben, du mußt ihm auch vergeben. Im Grunde genommen ist er ein braver Mensch.»
    «Jesus, traue diesen Roten nicht Sie sind furchtbar heimtückisch. Schau ihn Dir gut an: hat er nicht ein Räubergesicht?»
    «Ein Gesicht wie alle anderen. Don Camillo, in dein Herz hat sich Gift eingeschlichen!»
    «Jesus, wenn ich Dir je gut und mit Hingabe gedient habe, dann bitte ich um diese eine Gnade: laß es wenigstens zu, daß ihm dieser Leuchter auf den Nacken fällt. Was ist schon so ein Leuchter, mein Jesus?»
    «Nein», antwortete Jesus. «Deine Hände sind zum Segnen, nicht zum Schlagen da.»
    Don Camillo seufzte.
    Er verbeugte sich und verließ den Altar.
    Er wandte sich dann noch einmal um, um sich zu bekreuzigen, und befand sich so gerade hinter Peppones Rücken, während dieser knieend ganz im Gebet versunken war.
    «In Ordnung», flüsterte Don Camillo, indem er die Hände faltete und zu Jesus hinaufschaute. «Die Hände sind zum Segnen da, nicht aber die Füße!»
    «Auch das ist wahr», sagte Jesus vom Hochaltar, «aber ich bitte dich, Don Camillo: nur einen!»
    Der Fußtritt traf wie ein Blitz. Peppone steckte ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, ein, stand dann auf und seufzte erleichtert:
    «Zehn Minuten warte ich schon darauf», sagte er. «Jetzt fühle ich mich viel besser.»
    «Ich auch», rief Don Camillo, und sein Herz war jetzt leicht und rein wie der heitere Himmel.
    Jesus sagte nichts. Man sah Ihm aber an, daß auch Er zufrieden war.

DIE TAUFE
    Ein Mann und zwei Frauen traten plötzlich in die Kirche. Eine der beiden Frauen war die angetraute Gattin Peppones, des Führers der Roten.
    Don Camillo, der hoch oben auf einer Leiter stand und die Aureole des heiligen Josef mit Sidol behandelte, drehte sich um und fragte, was sie von ihm wollten.
    «Es ist ein Kind zu taufen», sagte der Mann. Und eine der Frauen zeigte ein Wäschebündel mit einem Neugeborenen darin.
    «Von wem ist es?» fragte Don Camillo, die Leiter verlassend.
    «Von mir», antwortete Peppones Gattin.
    «Und deinem Mann?» erkundigte sich Don Camillo.
    «Natürlich! Von wem denn? Von Ihnen vielleicht?» antwortete trocken Peppones Gattin.
    «Kein Grund zur Aufregung», bemerkte Don Camillo, indem er seine Schritte zur Sakristei richtete. «Was weiß ich? Hat man denn nicht gesagt, daß in eurer Partei freie Liebe Mode ist?»
    Am Hauptaltar vorbeigehend, beugte Don Camillo das rechte Knie und blickte aus einem Augenwinkel hinauf zum gekreuzigten Christus.
    «O Herr, hast Du gehört? Hab' ich's dieser Gottlosen gesagt?»
    «Rede keinen Unsinn, Don Camillo!» antwortete Christus streng. «Wenn sie gottlos wären, würden sie ihre Kinder nicht zur Taufe herbringen. Hätte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher