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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone
Autoren: Giovannino Guareschi
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sah, daß ich mich eines Steines bemächtigte, machte er kehrt und wartete, bis ich schlief, um sich meiner zu bemächtigen.
    Und er war mein Vater! Was will da dieser Grünschnabel von mir! Sein Gesicht blutete, und als ich wieder Lust hatte, sprang ich auf mein Fahrrad und fuhr davon.
    Zwei Abende fuhr ich weit herum, aber am dritten Abend kehrte ich auf die Straße von Fabbricone zurück, und kaum erblickte ich das Mädchen, holte ich es ein und stieg auf amerikanisch ab, indem ich vom Sattel nach hinten sprang.
    Der Anblick der Burschen von heute ist zum Lachen, wenn sie radfahren: Kotflügel, Glöckchen, Bremsen, elektrische Scheinwerfer, Wechselgänge und was weiß ich noch. Ich besaß ein «Frera», das ganz verrostet war, aber um die sechzehn Stufen auf dem Hauptplatz hinunterzufahren, gab es kein besseres.
    Ich hielt die Lenkstange wie Gerbi und flog wie ein Blitz.
    Ich stieg also ab und stand vor dem Mädchen. Meine Tasche hing am Griff, und ich holte einen Hammer heraus.
    «Wenn ich dich noch einmal mit dem anderen sehe, spalte ich dir und ihm den Kopf», sagte ich.
    Das Mädchen schaute mich mit diesen ihren verfluchten, wie Wasser klaren Augen an. «Warum sagst du so was?» fragte sie leise.
    Ich wußte es nicht, was war es mir auch schon wichtig?
    «Weil ich will», antwortete ich. «Von jetzt an mußt du entweder allein oder mit mir gehen.»
    «Ich bin neunzehn und du höchstens vierzehn», sagte das Mädchen. «Wenn du wenigstens achtzehn wärest, stünde es ganz anders. Ich bin schon eine Frau, und du bist ein Kind.»
    Ich war damals Hilfsarbeiter bei einem Maurer und fürchtete niemanden: wenn ich zufällig von Frauen reden hörte, lief ich davon. Ich kümmerte mich nicht mehr um die Frauen als um trockene Feigen. Diese da sollte aber mit den anderen ihren Spaß treiben, nicht mit mir. Ich sah das Mädchen fast vier Jahre lang jeden Abend außer Sonntag. Sie war immer da, angelehnt an die dritte Telegraphenstange, auf der Straße von Fabbricone. Wenn es regnete, hatte sie brav ihren Schirm mit. Ich blieb kein einziges Mal stehen.
    «Grüß dich», sagte ich im Vorbeifahren.
    «Grüß dich», antwortete sie.
    class="calibre2">An meinem achtzehnten Geburtstag stieg ich vom Rad ab. «Bin achtzehn», sagte ich ihr. «Jetzt kannst du mit mir gehen. Wenn du dich jetzt dumm aufführst, schlage ich dir den Schädel ein.»
    Sie war damals schon dreiundzwanzig Jahre alt und eine vollendete Frau geworden. Sie hatte trotzdem noch immer ihre wasserhellen Augen und sprach immer leise, wie früher.
    «Du bist achtzehn», antwortete sie mir, «ich aber dreiundzwanzig. Die Burschen würden mich steinigen, wenn sie mich mit einem so jungen Kerl gehen sähen.»
    Ich ließ das Fahrrad zu Boden fallen, ergriff einen flachen Stein und sagte zu ihr: «Siehst du diesen Isolator dort, den ersten auf der dritten Stange?» Sie bejahte mit dem Kopf. Ich traf ihn in die Mitte, und es blieb nur der Eisenhaken übrig, nackt wie ein Wurm. «Die Burschen», rief ich, «sollen zuerst so arbeiten können, bevor sie dich zu steinigen wagen.»
    «Ich sagte nur so», machte das Mädchen klar. «Es geht nicht, daß eine Frau mit einem Minderjährigen geht. Wenn du wenigstens schon beim Militär gewesen wärest ...»
    Ich drehte das Schild meiner Mütze ganz nach links:
    «Mein liebes Mädchen, glaubst du, ich bin ein Dummkopf? Wenn ich das Militär hinter mir habe, bin ich einundzwanzig und du sechsundzwanzig. Und dann fängt die Geschichte von vorne an.»
    «Nein», antwortete das Mädchen, «achtzehn und dreiundzwanzig ist eine Sache, und einundzwanzig und sechsundzwanzig ist eine andere, Je älter, um so weniger zählt der Unterschied. Ob ein Mann einundzwanzig oder sechsundzwanzig Jahre alt ist, ist gleich.»
    Die Überlegung schien mir richtig: ich war aber nicht der Typ, der sich an der Nase führen ließ. «Gut, wir reden darüber, wenn ich vom Militär komme», sagte ich und schwang mich auf den Sattel. «Paß aber auf: wenn ich dich dann nicht finde, komme ich dir auch unter das Bett deines Vaters nach, dir den Schädel einzuschlagen.»
    Jeden Abend sah ich sie bei der dritten Telegraphenstange stehen und stieg nie ab. Ich sagte ihr guten Abend, und sie antwortete mir guten Abend. Als meine Einberufung gekommen war, rief ich ihr zu:
    «Morgen rücke ich ein.»
    «Auf Wiedersehen», antwortete das Mädchen.
    Es ist jetzt nicht die Zeit, von meinem ganzen Dienst beim Militär zu erzählen. Achtzehn Monate aß ich vom Kessel und
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