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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone
Autoren: Giovannino Guareschi
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versetzte ihm eine Maurerohrfeige hinters Ohr.
    Sie waren zwei Riesen mit Armen wie aus Stahl, und die Ohrfeigen pfiffen durch die Luft. Nach zwanzig Minuten schweigsamen und Wilden Kampfes hörte Don Camillo eine Stimme hinter seinem Rücken:
    «Fest, Don Camillo! Einen Hieb auf den Unterkiefer!»
    Es war Christus vom Hauptaltar. Don Camillo feuerte auf den Unterkiefer.
    Peppone streckte sich auf dem Boden aus.
    Peppone blieb gute zehn Minuten in seiner ganzen Länge ausgestreckt liegen, stand dann auf, tastete sein Kinn ab, knöpfte die Ärmel zu, zog die Jacke an, knotete sein rotes Halstuch und nahm das Kind auf den Arm.
    Im Kirchengewand wartete Don Camillo, standhaft wie eine Telegraphenstange, vor dem Taufbecken. Peppone näherte sich langsam.
    «Wie werden wir ihn nennen?» fragte Don Camillo, «Camillo Libero Antonio», murmelte Peppone.
    Don Camillo schüttelte den Kopf.
    «Nein, nennen wir ihn lieber Libero Camillo Lenin», sagte er. «Ja, auch Lenin. Wenn nämlich ein Camillo dabei ist, können die anderen nichts mehr anrichten.»
    «Amen», murmelte Peppone und tastete noch einmal sein Kinn ab.
    Als alles fertig war, ging Don Camillo am Altar vorbei. Christus sagte lächelnd:
    «Don Camillo, ich muß schon sagen: von der Politik verstehst du mehr als ich.»
    «Von den Schlägen auch», antwortete Don Camillo sehr stolz, eine große Beule auf der Stirn gleichgültig betastend.

DAS MANIFEST
    Spät am Abend kam der alte Barchini, der Papierhändler, ins Pfarrhaus. Da er zwei Kästen Buchstaben und eine kleine Druckpresse mit Fußantrieb aus dem Jahre 1870 besaß, schrieb er über den Eingang seines Geschäftes:
    «Buchdruckerei». Er dürfte an diesem Abend sehr wichtige Dinge zu erzählen gehabt haben, da er ziemlich lange in der Schreibstube Don Camillos verblieb.
    Als dann Barchini ging, beeilte sich Don Camillo, dem Christus vom Hauptaltar sein Herz auszuschütten.
    «Wichtige Neuigkeiten», rief Don Camillo aus. «Morgen wird der Feind ein Manifest herausgeben. Barchini druckt es und hat mir einen Abzug gebracht.»
    Don Camillo zog aus der Tasche ein frisch bedrucktes Papier und las laut vor:
    Erste und letzte Warnung!

    Noch gestern abend fand sich eine verbrecherische anonime Hant, die auf unsere Wandzeitung eine beleidigende Attacke geschrieben hat. Diese Hant des betreffenden Lumpens soll sich fest auf ihren Beinen halten. Sie benützt die Dunkelheit um eine Herausforderung und Aktion zu unternehmen, so daß der Betreffende diese Sache schwer bereuen wird, wenn er nicht aufhört, bevor es zu spät wird. Jede Gedult hat eine Grenze.

    Der Sektionssekretär

    Giuseppe (Peppone) Bottazzi
    Don Camillo lachte sich halbtot
    «Wie kommt es Dir vor? Ist es nicht ein Meisterwerk? Denk Dir nur, wie die Leute morgen lachen werden, wenn sie dieses Manifest sehen werden.
    Peppone gibt Manifeste heraus! Ist das nicht zum Platzen?»
    Christus antwortete nicht, und das wunderte Don Camillo sehr. «Hast Du nicht gehört: welch ein Stil? Willst Du, daß ich es Dir noch einmal vorlese?»
    «Ich habe schon verstanden», antwortete Christus. «Jeder drückt sich so aus, wie er kann. Man kann kaum verlangen, daß jemand, der über die dritte Klasse Volksschule nicht hinausgekommen ist, für die Feinheiten des Stils viel übrig haben soll.»
    «Herr!» rief Don Camillo und breitete die Arme aus. «Feinheiten nennst Du ein derartiges Stottern?»
    «Don Camillo, das billigste, was man in einer Polemik machen kann, ist, sich an die vom Gegner begangenen grammatischen und syntaktischen Fehler zu klammern. Was in einer Polemik von Bedeutung ist, sind die Argumente.
    Sag mir lieber, daß in diesem Manifest der häßliche Ton der Drohung verwerflich ist.»
    Don Camillo steckte das Papier wieder in die Tasche. «Das versteht sich von selbst», murmelte er. «Wirklich verwerflich ist der drohende Ton des Manifestes. Andererseits, was willst Du schon von diesem Menschenschlag?
    Sie kennen nur die Gewalt.»
    «Und doch», bemerkte Christus, «trotz seiner Maßlosigkeit scheint dieser Peppone nicht gerade ein schlimmer Mensch zu sein.»
    Don Camillo zuckte mit den Achseln.
    «Es ist wie mit einem guten Wein in einem morschen Faß. Wenn jemand in gewisse Kreise kommt, gewisse ketzerische Ideen annimmt und sich mit gewissen Leuten abgibt, wird er verdorben.»
    Aber Christus schien nicht überzeugt. «Ich sage dir, im Fall Peppones darf man nicht auf das Äußere achten sondern muß nach dem Wesen fragen. Man muß schauen, ob Peppone
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