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Titel: Domain
Autoren: James Herbert
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Atombombe geworfen. Aber es gibt jetzt andere Dinge, um die wir uns kümmern müssen.«
    »Wo bin ich?« Der Fremde hatte sich hingekniet. Er versuchte aufzustehen.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, sagte Culver und ergriff den Fremden am Arm. Er deutete auf das Loch in der Decke.
    »Hören Sie mal.«
    Sie verharrten auf dem von Trümmern und Staub übersäten Boden und lauschten.
    »Ich höre nichts«, sagte der Mann nach einer Weile.
    »Eben«, sagte Culver. »Sie hören nichts, weil nichts mehr zu hören ist. Der Wind hat sich gelegt.« Er stand auf, um den Raum, in dem sie sich befanden, zu inspizieren. Er warf einen Blick nach oben. Nichts, vollkommene Stille. Plötzlich war das Geräusch berstenden Stahls zu hören. Irgendwo in den oberen Etagen war eine Decke eingebrochen, schwere Betonbrocken krachten auf die Abdeckung des Schachtes. Schreie von verletzten Menschen, die nach einer Weile in hilfloses Wimmern übergingen.
    »Wir müssen hier raus, so schnell wie möglich«, sagte Culver. »Ich schätze, dass alles, was von diesem Gebäude noch steht, sehr bald zusammenbricht.« Er robbte zu dem Fremden, bis ihre Gesichter nur noch eine Handbreit voneinander entfernt waren.
    »Wenn es nur etwas Licht gäbe«, sagte der Mann. »Wir brauchen Licht, um uns einen Weg nach oben zu bahnen.«
    Culver war überrascht. Er starrte seinem Gegenüber in die Augen. »Können Sie denn gar nichts sehen?«
    »Nein.«
    »Bevor ich Sie von der Straße hierher schleppte, standen Sie da, als wären Sie geblendet. Ich glaube, Sie haben direkt in den Blitz gesehen. Ich wusste nicht…«
    Der Mann rieb sich die Augen. »Mein Gott, ich bin erblindet!«
    »Das ist vielleicht nur vorübergehend.«
    Der Verletzte machte nicht den Eindruck, als ob ihn das trösten könnte. Seinen Körper durchlief ein heftiges Zittern.
    Der Gestank nach verbranntem Holz kam durch die Öffnung gekrochen. Auf der geborstenen Betonplatte war der Widerschein von Feuer zu erkennen.
    Culver lehnte sich an die Wand. »Wir haben die Wahl«, sagte er. »Wenn wir rausgehen, kriegen wir den radioaktiven Niederschlag mit. Wenn wir hier unten bleiben, werden wir von fallenden Trümmern erschlagen oder am lebendigen Leibe geröstet.« Er hieb mit der Faust auf den Boden.
    Dann konnte er spüren, wie die Finger des Fremden seinen Rockaufschlag ertasteten. »Wir haben noch eine Chance. Wir können überleben, wenn Sie mich zum Bunker bringen.«
    Culver packte den Mann an den Handgelenken. Er war wütend. »Was soll der Unsinn? Verstehen Sie denn nicht, dass da oben kein Stein mehr auf dem anderen ist? Wenn wir rausgehen, ersticken wir am radioaktiven Niederschlag.«
    »So schnell geht das nicht. Es dauert zwanzig bis dreißig Minuten, bis der Staub runterkommt. Wie lange bin ich bewusstlos gewesen?«
    »Ich weiß es nicht.« Culver dachte nach. »Aber eines weiß ich, ich habe erst vor wenigen Minuten den Wind gehört, der durch die Explosion ausgelöst wird. Das bedeutet, dass seit der Zündung der Bombe höchstens zehn Minuten verstrichen sind.«
    »Dann haben wir eine Chance.«
    »Eine Chance? Wohin sollen wir denn gehen?«
    »Ich weiß einen sicheren Ort.«
    »Etwa die U-Bahn? Meinen Sie, die Schächte der U-Bahn sind eine sichere Zuflucht?«
    »Der Ort, den ich meine, ist sicherer als die U-Bahn-Schächte.
    «
    »Und was ist das für ein Ort?«
    »Ich kann Sie hinführen.«
    »Sagen Sie mir, wo es ist.«
    Der Fremde schwieg. Dann wiederholte er sein Angebot: »Ich kann Sie hinführen.«
    Culver hatte verstanden. »Sie brauchen keine Angst zu haben, dass ich Sie hier zurücklasse. Sind Sie sicher mit dem, was Sie über den radioaktiven Niederschlag gesagt haben?«
    »Ich bin sicher, aber wir müssen uns beeilen.«
    Über ihnen war das Poltern und Dröhnen einstürzender Decken zu hören. Die beiden Männer duckten sich. Als wieder Stille eingekehrt war, deutete Culver nach oben. »Ich glaube, die Entscheidung, ob wir hier verschwinden sollen, wird uns abgenommen. Wir haben gar keine andere Wahl.«
    Er packte seinen Gefährten bei den Schultern und schleppte ihn bis zur Treppe. Die Betonplatte, die mit einer Kante auf den Stufen lag, war erneut ins Rutschen geraten.
    »Wir müssen hier sofort raus!« schrie Culver. »Das ganze Gebäude wird in kürzester Zeit zusammenstürzen!«
    Ein dumpfes Krachen, gefolgt von einem
    unheilverkündenden Knistern, bestätigte seine Prognose. Die Fundamente begannen zu wanken.
    »Los jetzt, sonst werden wir lebendig begraben!«
    Culver
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