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Titel: Domain
Autoren: James Herbert
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Gefühl unendlicher Erleichterung ließ er sich in die Polster sinken. Die große Tür wurde geschlossen, das Donnern der Rotoren wurde leiser. Er sah, wie Kate auf eine Trage aus Segeltuch gelegt wurde. Sie bekam eine Spritze.
    Der Mann in der Offiziersuniform, der die Injektion gemacht hatte, kam zu Culver. »Morphium«, sagte er. »Sie hat Glück gehabt, dass wir sie nach oben holen konnten, ehe sie aus dem Schock aufwachte. Sie brauchen sich wegen ihr keine Sorgen zu machen, der Schnitt sieht ganz sauber aus.« Er kniff die Augen zusammen. »Sie wird wieder gesund werden. Hat sie noch andere Verletzungen?«
    Culver war auf einmal unsagbar müde. »Nur Abschürfungen und Platzwunden.«
    »Und Sie?«
    Culver schüttelte den Kopf. Er hielt den Blick auf Kate gerichtet, deren Gesichtszüge sich unter dem Einfluss der Droge entspannten. Er wollte sie um Verzeihung bitten für das, was er ihr angetan hatte, aber er wusste, sie konnte ihn nicht hören. Später würde er dazu Gelegenheit haben. Jetzt hatten sie beide Zeit, soviel Zeit. Er wandte sich ab und wollte aus dem Fenster sehen, als der Mann, der ihn aus dem Inferno hochgeholt hatte, zu ihm trat.
    »Sergeant MacAdam«, stellte er sich vor.
    »Ich danke Ihnen«, sagte Culver.
    »Es war mir ein Vergnügen«, kam die Antwort.
    »Wie…«
    »Wir haben Sie schon heute früh entdeckt. Sie standen am Kai.«
    »Waren Sie an Bord des Aufklärungsflugzeugs?«
    Der Sergeant nickte. »Wir hatten den Eindruck, dass Sie gerade aus dem Regierungsbunker gekommen waren. Stimmt das?«
    »Nein… Wir wollten in den Regierungsbunker hinein.«
    Auf dem Gesicht des Mannes zeichnete sich lebhaftes Interesse ab. »Und? Sind Sie reingekommen? Ich frage, weil wir immer noch keine Funkverbindung zum Bunker
    bekommen haben. Was, zum Teufel, ist da unten los? Können Sie mir das sagen?«
    Culver ließ die Frage unbeantwortet. »Hat sich denn bisher niemand aus dem Regierungsbunker bei Ihnen gemeldet?«
    »Keine gottverdammte Seele. Und wir haben uns keinen Zutritt verschaffen können, weil die Haupttunnels ausnahmslos eingestürzt sind. Die Verwüstungen durch die Bomben waren größer, als unsere Experten berechnet hatten. Aber vielleicht ist doch jemand aus dem Bunker rausgekommen, wer weiß?
    Wir haben bisher keine Suchaktion in den zerstörten Stadtteilen starten können. Zuerst ging es nicht wegen der Strahlung, dann kam der Dauerregen.« Er verstummte. Nach einer Weile fragte er: »Als wir Ihre Gruppe am Kai sichteten, waren Sie mehr. Wo sind die anderen?«
    »Tot«, sagte Culver. »Alle tot.«
    »Und was haben Sie im Bunker vorgefunden? Wie sieht’s da unten aus?«
    Der Arzt intervenierte. »Er muss jetzt ausruhen, Sergeant. Sie können ihn später befragen, wenn wir in Cheltenham gelandet sind.«
    Der Sergeant nickte. Aber er machte keine Anstalten, wegzugehen.
    »Ratten«, sagte Culver. »Der Bunker ist voller Ratten.«
    Sergeant MacAdams Gesichtsausdruck wurde hart. »Im provisorischen Hauptquartier in Cheltenham sind gewisse Gerüchte im Umlauf…«
    »Gibt es Menschen, die aus London flüchten konnten?«
    unterbrach ihn Culver.
    »O ja. Viele.«
    »Und was nützt es ihnen, dass sie überlebt haben?«
    »Das Ausmaß der Katastrophe ist nicht so groß, wie Sie befürchten. London ist zerstört, auch die anderen Großstädte und die Militärbasen; bevor noch mehr Raketen abgefeuert wurden, haben sich die Großmächte dann über den kurzen Draht verständigt. Man fand heraus, dass der Befehl zum Angriff auf einem Irrtum beruhte…«
    »Er braucht Ruhe«, warnte der Arzt.
    »Was für ein Irrtum?« fragte Culver.
    »Sie sollten jetzt versuchen, etwas zu schlafen, später können wir reden. Sie bekommen ein wunderschönes Bett im Lazarett, man wird sich in jeder Weise um Sie kümmern. Manches geht zwar noch durcheinander in Cheltenham, aber die meisten Probleme haben wir in den Griff bekommen. Es gibt eine Militärregierung, und wahrscheinlich werden wir bald wieder eine richtige Regierung haben. Die neue Koalition wird…«
    Der Sergeant war aufgestanden. Er klopfte Culver auf die Schulter. »Entspannen Sie sich.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Wer hat angefangen?« rief Culver hinter ihm her. »Wer hat den verdammten Krieg angefangen? Amerika oder Russland?«
    Die Antwort klang wie ›China‹.
    Culver richtete seinen Blick zum Fenster hinaus. Er war hungrig nach Licht. Allzu lange war er unter der Erde gewesen. In seiner Erinnerung erstanden die schrecklichen Erlebnisse während der
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