Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Domain

Domain

Titel: Domain
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
Augen der Tiere. Kates Schreie hatten sich in ein dumpfes Stöhnen verwandelt. Culver warf Dealey die Taschenlampe zu, dann ergriff er Kates Handgelenk mit beiden Händen. Er zog daran mit aller Kraft, die ihm zur Verfügung stand, in der Hoffnung, der Ruck würde die Zähne der Ratten aus dem Fleisch herauslösen.
    Es war alles vergeblich. Er sah, wie das Tier, das ihm am nächsten war, mit dem Kopf gegen das Gitter prallte, aber die Kiefer verbissen sich nur umso fester in die Beute. Es war eine Zange, die sich unter keinen Umständen mehr öffnen würde, nicht einmal wenn es ihm gelang, die Ratte zu töten. Er versuchte, inmitten der sich übereinander drängenden Mutanten den Revolver auszumachen, aber ein Meer aus schwarzen Leibern hielt die Waffe verdeckt.
    »Culver!« Dealey hatte den Lichtstrahl auf die Tür gerichtet.
    Culver sah über die Schulter, ohne das Handgelenk des Mädchens loszulassen. Die Ratte hatte sich durch die zersplitterte Türfüllung geschoben, schien aber mit der Wölbung des Bauches festzustecken. Die langen Klauen hieben wie mechanisch betriebene Sicheln auf das umgebende Holz ein.
    Aus den Augenwinkeln gewahrte er, wie Dealey aufstand.
    Als der Regierungsbeamte Anstalten machte, zur Tür am anderen Ende des Korridors zu laufen, hielt er ihn am Arm fest.
    Kates Lider waren halbgeschlossen, sie war einer Ohnmacht nahe. Der Kopf schwankte wie der Pendel einer Standuhr. Ihre Hand war nur noch ein blutiger Klumpen. Die Ratten hatten ihr alle Finger abgebissen, jetzt zerrten sie an den Stümpfen. Das Knacken der Knochen übertönte das Stöhnen des Mädchens.
    Dealey warf Culver einen flehenden Blick zu.
    Kate bäumte sich auf.
    Irgendwo hinten war das Krachen der berstenden Tür zu hören.
    Mit einer raschen Bewegung öffnete Culver die Schnalle seines Gürtels und zog den Lederriemen aus den Schlaufen. Er legte die Axt auf den Boden und band Kate den Gürtel um den Arm, gleich unterhalb des Ellenbogens. Er machte einen Knoten und zog die Schlinge so fest zu, wie er konnte.
    Er ergriff die Axt.
    Er hatte den Arm gehoben, als Kate die Augen aufschlug.
    Sekunden später hatte sie begriffen. Sie öffnete den Mund zu einem langgezogenen Schrei der Verzweiflung.
    »Neiiiiiniiiiiiin…!«
    Die Klinge traf die Stelle über dem Handgelenk. Der Knochen splitterte. Ein zweiter Schlag war notwendig, um die Hand oder das, was davon übrig war, vom Arm abzutrennen.
    Kate verlor die Besinnung.
    Jenseits des Gitters herrschte tobender Aufruhr, die Tiere stritten sich um die blutigen Reste von Kates Hand. Culver hob das Mädchen mit beiden Armen auf. Dealeys Gesicht war aschfahl. Ein rascher Blick zur Tür sagte ihnen, dass die Ratte fast in ihrer ganzen Länge durch die Lücke geschlüpft war, nur die kräftigen Hinterläufe befanden sich noch jenseits des Loches. Wütend scharrte das Tier mit den Vorderläufen den Boden auf, den es nur mit den Spitzen seiner Krallen erreichen konnte. Speichel tropfte von den zitternden Kiefern. An einer anderen Stelle der Tür war ein zweites Loch entstanden. Ein schwarzer Kopf tauchte zwischen den Holzspänen auf.
    Und während der ganzen Zeit grinste der Schädel des verhungerten Kanalarbeiters.
    Culver schleppte Kate zu der Tür am anderen Ende des Korridors. Dealey war vorangelaufen. Sie überquerten die Schwelle in dem Augenblick, als die Ratte das Loch in der gegenüberliegenden Tür so erweitert hatte, dass sie hindurchschlüpfen konnte. Das Tier kam den Gang entlanggelaufen, ein ganzes Rudel Artgenossen folgte ihm.
    Dealey schlug die Tür ins Schloss und ließ die Klinke los, als auch schon die schweren Körper der angreifenden Ratten auf das neuerrichtete Hindernis prallten.
    Die drei Überlebenden befanden sich in einem viereckigen Raum. An der gegenüberliegenden Wand war eine Tür zu erkennen, an der Wand zur linken Hand eine zweite. Erst nachdem Dealey das Geviert mit dem Strahl der Taschenlampe abgesucht hatte, wurde die Treppe sichtbar, die nach oben führte.
    »Gott sei Dank«, keuchte Dealey.
    Sie wussten, sie hatten keine Zeit zu verlieren. Die Tür hinter ihnen zersplitterte unter den Stößen der Mutanten, deren Gier von dem Blut, das aus den Wunden des Mädchens auf den Boden tropfte, aufgepeitscht wurde.
    Obwohl Kates Körper nicht schwer wog, war Culver am Rande der Erschöpfung. Eine Blutspur blieb hinter ihnen zurück, als sie zur Treppe hasteten. Der Aufstieg begann.
    Ein- oder zweimal kam Culver ins Stolpern, und nur Dealeys helfenden Händen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher