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Titel: Domain
Autoren: James Herbert
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und bei den merkwürdigen Wesen, die sich an den Zitzen dieser Ratte gütlich taten.
    Die Höhlen, von Menschenhand errichtet, erzitterten unter den Druckwellen, die von oben in die Erde gesandt wurden, aber sie hielten stand.
    Nach einer Weile wurde es still.
    Nur das Trippeln klauenbewehrter Füße war zu hören.
    Die erste Bombe explodierte über dem Londoner Hyde Park, in einer Höhe von wenig mehr als tausend Metern. Die Energie, die dabei in Form von Strahlung, Licht, Hitze, Schallwellen und Druck freigegeben wurde, entsprach einer Million Tonnen TNT. Die Sirenen, die vor dem Lenkflugkörper mit der Bombe gewarnt hatten, nahmen sich im Vergleich zum Knall der Explosion aus wie das Summen eines winzigen Moskitos.
    Innerhalb von zwei Tausendstelsekunden entstand eine kleine Kugel vom Aussehen eines brennenden Gasballs, in deren Innern eine Temperatur von vierzehn Millionen Grad Celsius herrschte, eine neugeborene Sonne, die keine materiellen Substanzen enthielt.
    Sofort begann sich der Feuerball auszubreiten. Die umgebende Luft wurde zusammengedrückt und erhitzt, sie verlor zugleich ihre Wirkung als Schutzschirm gegen ultraviolette Strahlen.
    Während die Schallwellen vom Detonationspunkt in alle Richtungen geschickt wurden, entlud die Bombe ein Drittel ihrer Energie. Der Feuerball wuchs auf einen Durchmesser von einem Kilometer an, am Detonationspunkt blieb ein Vakuum zurück. Die Leuchtkraft des Phänomens wurde schwächer. Die Gaswirbel begannen eine nach innen gerichtete Drehbewegung, wurden mit unvorstellbarer Geschwindigkeit nach oben geschleudert und formten sich zu einem Rauchpilz, der aus Häuserschutt und radioaktiven Isotopen bestand.
    Der Wirbelwind, der den Stiel des Explosionspilzes bildete, saugte kontaminierten Staub in die Luft, der als radioaktiver Niederschlag auf die zerstörte Stadt zurückfallen würde.
    Die Explosionswolke war bis zu einer Höhe von sechs Kilometern angewachsen, als die nächste Bombe über London explodierte.
    Drei weitere Bomben, jede von einer Detonationsstärke von einer Million Tonnen TNT, folgten…

1
    Miriam blieb wie angewurzelt stehen.
    Was war passiert? Warum waren die Menschen um sie herum in Panik geraten? Was hatten die Sirenen zu bedeuten, deren Geheul ein paar Minuten zuvor die Luft erfüllt hatte?
    Sie war so erschrocken, dass sie keinen Schritt zu tun wagte.
    Überall waren rennende Menschen. Wovor hatten sie Angst?
    Etwa vor Flugzeugen, die Bomben abwerfen würden?
    Undenkbar. Allerdings machte sich Miriam, während sie über die Gründe für das Durcheinander nachgrübelte, Vorwürfe. Sie hätte die Nachrichten im Radio aufmerksamer verfolgen müssen. Sie hätte sich mit ihrem Nachbarn über die politische Entwicklung in der Welt unterhalten müssen. Dann fiel ihr ein, dass in einer Sendung vor ein paar Tagen von einer Nahostkrise die Rede gewesen war. Aber Nahostkrisen gab es seit vielen Jahren, niemand kümmerte sich mehr darum. Das waren nur Nachrichten, die von jungen Sprechern und Sprecherinnen, Menschen mit angenehmer Stimme, verlesen wurden. Eine Frau, die im Tesco’s Supermarkt einkaufte, die sich daheim mit der Wäsche abplagte, die in Chigwell wohnte und ihre Enkelkinder verwöhnte, eine Frau wie sie brauchte auf politische Dinge nicht zu achten.
    Miriam, 67, stand an der Ecke Oxford Street/Marble Arch.
    Sie war unschlüssig, was sie tun sollte. Der Tag hatte sich so gut angelassen. Es war warm und sonnig. Juni. Sie war in die Innenstadt gefahren, um ein Hochzeitsgeschenk für ihre Enkeltochter Becky zu kaufen. Einen netten Burschen hatte sich das Mädchen ausgesucht, wirklich. Arnold, Gott hab ihn selig!, hätte die Wahl sicher gutgeheißen. Aber Miriams Mann lebte nicht mehr. Zwar war Beckys Zukünftiger nicht das, was man einen gutaussehenden Typ nennen konnte. Aber er hatte gute Manieren und Sinn fürs Geschäft. Es genügte, dass Becky hübsch war. Gewiss, diese Ehe würde nicht im Himmel geschlossen werden, schon deshalb nicht, weil sie von den Eltern der jungen Leute arrangiert worden war. Aber Miriam fand das ganz in Ordnung. Gott sei Dank gab es noch Familien, wo man noch der Tradition verhaftet war.
    Freilich war sie bei ihrem Einkaufsbummel noch nicht fündig geworden. Was sollte sie den jungen Leuten überhaupt schenken? Am besten Geld. Aber nicht nur Geld. Sie würde auch ein paar hübsche Gläser kaufen. Geld und ein Geschenk, das sie in einer ansprechenden Verpackung überreichen konnte. Die ideale Mischung. Miriam lächelte,
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