Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Domain

Domain

Titel: Domain
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
so zufrieden war sie mit ihrem Entschluss.
    Das Lächeln wich aus ihrem Gesicht, als die
    Luftschutzsirenen zu heulen begannen.
    Nach einer Weile war der Sirenenton verklungen. Miriam machte einen Schritt nach vorn und warf einen Blick auf die gegenüberliegende Straßenseite, auf die Bäume und Grünflächen des Hyde Park. Sie hatte sich auf einen Spaziergang durch die Wiesen gefreut. Ziel wäre der Teich gewesen, an dessen Ufer sie vor vielen Jahren mit ihrem Verlobten geflirtet hatte. Sie hatten geheiratet, aber danach war nicht alles so verlaufen, wie Miriam es sich erhofft hatte.
    Arnold war nicht der treueste aller Ehemänner gewesen.
    Trotzdem, ein guter Mann. Großzügig in seinen Ansichten. Ein Mann von Lebensart…
    Jemand lief vorbei und versetzte ihr einen Stoß, der sie beinahe zu Fall gebracht hätte. Die Leute hatten kein Benehmen mehr heutzutage. Keine Achtung vor dem Alter. In der Zeitung stand, dass Greisinnen von Rowdies vergewaltigt wurden, so etwas war an der Tagesordnung. Früher war das Alter ein Schutz vor solchen Übergriffen gewesen, heute nicht mehr. Es kam sogar vor, dass Babys in der Wiege gemordet wurden. Wirklich schlimm!
    Die Leute verschwanden in ganzen Schwärmen in dem Treppenschacht, der zur U-Bahnstation hinunterführte. Ob ich auch dorthin flüchten soll? Ob man da unten sicher ist? Die Leute schienen das zu glauben. Wenn ich nur wüsste, wovor sie solche Angst haben? Es hat wohl keinen Sinn, wenn ich auch zur U-Bahnstation renne. Die Leute würden mich
    niedertrampeln. Rücksichtnahme auf eine alte Frau, so etwas gab es heute nicht mehr. Miriam schossen die Tränen in die Augen. Wenn du mich jetzt sehen könntest, Arnold, dachte sie.
    Ich bin diesen Menschen hilflos ausgeliefert, diesen…
    Irgendetwas veranlasste Miriam, zum Himmel aufzuschauen.
    Sie sah nicht mehr so gut, trotzdem vermeinte sie, einen fallenden Gegenstand zu erkennen, ein Objekt, das sich sehr rasch bewegte. Vielleicht war es dieser Gegenstand, der die Panik bei den Leuten ausgelöst hatte.
    Die Tränen hatten die Augenwinkel erreicht. Sie zwinkerte, und in dem Bruchteil einer Sekunde, den das Zwinkern in Anspruch nahm, hörten Miriam und die flüchtenden Menschen auf zu existieren. Nichts blieb von ihnen übrig, weder Fleisch noch Knochen. Auch die alte Frau löste sich in Nichts auf.
    Die Tankstelle hatte die höchsten Benzinpreise von ganz London, trotzdem konnte sich der Pächter über einen Mangel an Kunden nicht beklagen. Er wusste, die Lage war das Wichtigste, das galt für Tankstellen ebenso wie für ein Pub oder einen Tabakladen. Und die Lage seines Geschäfts, das Eckgrundstück im Stadtteil Maida Vale, war gar nicht mehr zu übertreffen. Die Pacht war hoch, gewiss, aber dafür war der Umsatz so erfreulich, dass sich alle anderen Tankstellen eine Scheibe davon abschneiden konnten.
    Howard war dabei, die Kasse zu leeren. Fast nur Zehn- und Fünfpfundnoten. Benzin war teuer geworden. Er hatte die Scheine in seine Jackentasche gestopft, als er von einer Autohupe erschreckt wurde. Howard traute seinen Augen nicht. Ein Tankkunde. Und das, obwohl soeben Luftalarm gegeben worden war. Wenn es sich nicht um einen Fehlalarm handelte, würde ganz London in wenigen Minuten in Schutt und Asche versinken. Wozu also wollte dieser Idiot noch tanken? Howard machte eine wütende Handbewegung, aber der Mann im Auto ließ sich davon nicht beeindrucken. Er deutete mit dem Daumen auf den Einfüllstutzen.
    Der Pächter schob die Registrierkasse zu. Er ließ die Münzen in der Schublade. So wichtig war Geld nun wieder auch nicht.
    Er stapfte zur Tür des verglasten Kassenhäuschens, als der Mann im Auto noch einmal auf die Hupe drückte.
    »Wären Sie so nett, den Wagen vollzutanken?« Der Fahrer hatte das Fenster heruntergekurbelt.
    »Meinen Sie das im Ernst?« fragte Howard zurück.
    Es waren Leute zu sehen, die an der Tankstelle
    vorbeirannten. Die Fahrbahn war von Autos verstopft, die vergeblich versuchten, die Stadt zu verlassen. Es gab jede Menge Zusammenstöße, das Geräusch der
    aufeinanderprallenden Fahrzeuge war wie unwirklich anmutende Begleitmusik.
    »Ich bin fast auf Reserve«, beharrte der Mann am Steuer.
    »Ich schaffe es nicht mehr bis nach Hause.«
    »Dann nehmen Sie doch die U-Bahn«, schrie Howard. Er rannte zu seinem eigenen Wagen, der in einer Lücke hinter dem Kassenhäuschen geparkt war, und riss die Tür auf. Dann überlegte er es sich anders. Es gab keine Chance, mit dem Auto aus der heillos
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher