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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang
Autoren: Jo Nesboe
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… der Plan … Na, jetzt seid ihr sicher neugierig …« Er zeigte seine Zähne. »Und dazu habt ihr allen Grund, weil das nämlich ein guter Plan ist … Ein glänzender Plan … Ein Plan, der alle bisherigen Pläne ziemlich blass aussehen lässt. Er ist, sozusagen, die Mutter aller Pläne, wenn ihr … he, he … versteht, was ich meine …«
    »Nein, was meinen Sie?«
    »Der Plan, von dem ich rede, ist nämlich genau der Plan, den wir durchzuführen geplant haben, um niemand Geringeren als Gregor und Bulle zu befreien. Ist das vielleicht kein guter Plan?«
    Es war so still, dass man eine Nadel fallen gehört hätte. Bis ein Ruf die Stille zerriss: »Und wie genau lautet der Plan, du Vogelscheuche?«
    Doktor Proktor lächelte eilig. »Einen Augenblick, es gibt technische Probleme.« Er bückte sich zu Lise runter. »Wie war noch mal der Plan?«
    »Eine Kapelle zusammentrommeln und ein Lied einüben.«
    »Superplan«, sagte Proktor, richtete sich wieder auf, holte tief Luft und rief: »DER PLAN, MEINE DAMEN UND HERREN …«, bevor er sich selbst unterbrach und wieder zu Lise runterbeugte.
    »Was für ein Lied und wieso eigentlich?«
    »Sagen Sie ihnen einfach, was ich gesagt habe.«
    Doktor Proktor richtete sich wieder auf: »… IST ES, EINE KAPELLE ZUSAMMENZUTROMMELN UND EIN LIED EINZUÜBEN!«
    Die versammelte Menge sah für einen Augenblick wie belämmert aus. Dann brachen sie in schallendes Gelächter aus. Madsen räusperte sich mehrere Male und schob die Sonnenbrille zurecht. »Beruhigt euch, Leute. Es geht hier um ernste Dinge. Ich werde dirigieren.«
    »Wer ist denn der Generaltrottel in der Generaluniform?«, rief jemand.
    »Ist er blind?«, fragte ein Junge seinen Vater.
    Mehr Gelächter.
    »Meine Güte, und was soll das für ein Lied sein, von dem ihr die ganze Zeit redet?«, schrie Bulles Mutter.
    »Was für ein Lied?«, wiederholte Doktor Proktor leise.
    »Ein Popsong«, sagte Lise und schaute gen Osten. Begann es da unten am untersten Rand der nachtschwarzen Nacht nicht bereits zu grauen?
    »EIN POPSONG!«, rief Doktor Proktor der Versammlung zu. Die Gruppe antwortete mit der bisher lautesten Lachsalve. Frau Thrane, die ganz vorne stand, hickste mit Lachtränen in den Augen: »Ihr seid doch verrückt. Ihr könnt doch nicht im Ernst glauben, ein Popsong könnte die Welt retten?«
    »Wer macht mit?«, rief Doktor Proktor.
    Lise blickte in die Menge, sah aber nur schüttelnde Köpfe. Doch dann war plötzlich eine Bewegung am hinteren Rand der Menschen auszumachen, die sich nach vorne fortsetzte. Schließlich erkannte Lise zwei Personen, die sich einen Weg zu der Birnenkiste bahnten. Die Person mit der großen Tuba und den zwei verpflasterten Brillengläsern war leicht zu erkennen; das war Janne. Bei der anderen handelte es sich um ein blasses Mädchen mit verschrecktem Gesichtsausdruck unter einer total verschnittenen Frisur, aus der einzelne Haarbüschel von ihrem Kopf abstanden.
    »Beatrize?«, sagte Lise ungläubig. Sie hätte das Mädchen mit dem eingezogenen Hals fast nicht erkannt, das jetzt ganz und gar nicht mehr wie das süßeste Mädchen der Klasse aussah. »Was ist passiert?«
    Beatrizes Stimme war nur ein Hauchen: »Nachdem die anderen Mädchen von der Ansprache des Königs enthypnotisiert worden waren, sind sie zu uns nach Hause gekommen und haben mich beschuldigt, sie verführt zu haben, in die Norwegenjugend einzutreten. Und dann haben sie mich auf die Straße gezerrt und das hier mit mir gemacht.« Sie zeigte auf ihren Kopf.
    »Du Arme!«, rief Lise entsetzt.
    »Es tut mir schrecklich leid, was für dumme und schlimme Dinge ich getan habe.« Beatrize schluchzte und ihre Augen standen voller Tränen. »D-d-darf ich wieder in der Kapelle mitspielen? Bitte!«
    Lise schaute rüber zu Madsen, der unauffällig nickte.
    »Bei uns«, sagte Lise, »darf jeder mitmachen, der will. Verstehst du, Beatrize?«
    Beatrize schluckte, starrte auf den Boden und nickte, als Zeichen, das sie verstanden hatte. Lise legte ihre Hand auf die Schulter des klassen-ex-süßesten Mädchens. »Hast du dein Saxofon dabei?«
    Beatrize hob den Blick, lächelte unter Tränen und hielt das Futteral mit ihrem Instrument in die Luft.
    »Hallo!«, rief jemand aus der Menge. »Ihr habt noch nicht auf unsere Frage geantwortet! Kann ein Popsong die Welt retten?«
    Lise sah Doktor Proktor, Frau Strobe und Madsen an. Dann drehten sich alle vier gleichzeitig zu der versammelten Menge um und antworteten im Chor: »Ja!«

28.
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