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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang
Autoren: Jo Nesboe
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Sicherheitsbeamtin, nahm den Telefonhörer, wählte eine Nummer, wartete ein wenig und sagte dann mit Schlafwandlerstimme: »Kommen Sie bitte zur Rezeption, Kalle!«
    Eine Minute später stand der Sendeleiter Kalle vor ihnen.
    »Sjuper, ich freue mich immer, Fjans zu treffen«, sagte er mit dem breiten Grinsen, dass man so gut von Kon-CHOR-renz kannte, und begrüßte den König mit einem ultrakurzen Händedruck. »Aber ich muss dringend weg, wir haben jetzt eine Ljivesendung und …«
    Er hielt inne, als er merkte, dass der König seine Hand nicht losließ.
    »Sie, lassen Sie los, die Leute warten und …«
    »Liebe Landsleute«, sagte der König und Kalle Papps sah ihn verdutzt an. »Ein neues Jahr liegt vor uns und es ist an der Zeit, für das alte Jahr zu danken …«
    Kalle Papps Augenlider sahen aus, als hätte jemand sie mit Bleigewichten beschwert.
    »Und in der Livesendung, die jetzt gleich losgeht, werden Sie den König begrüßen, und dann wird der König zum norwegischen Volk sprechen«, sagte der König.
    »Wird der König zum norwegischen Volk sprechen«, wiederholte Kalle Papps.
    »Gut, gehen wir«, sagte der König.
    Lise, Doktor Proktor und Frau Strobe saßen am Küchentisch des kleinen blauen Hauses am Ende der Kanonenstraße, das zwischen den hohen Schneewehen kaum noch zu sehen war.
    »Dadd war tnapp«, schniefte Frau Strobe mit zittriger Stimme.
    »Was für ein Glück, dass Sie das mit dem Kuppeln und Schalten noch hingekriegt haben«, sagte Lise zu Doktor Proktor.
    »Aber gar nicht gut, dass Bulle und Perry aller Voraussicht nach morgen zusammen mit Gregor gegrillt werden«, antwortete er und kratzte sich verzweifelt mit beiden Händen in dem zerwuselten Haar. »Und das ist alles meine Schuld.«
    »Nein, hauptsächlich meine«, sagte Lise. »Schließlich war es mein Plan.«
    »Ich hätte sie stobb’n müffen«, sagte Frau Strobe. »Also bin ich wohl diejenige …«
    »Genug!«, rief Doktor Proktor und stöhnte. »Wieso endet immer einer von uns im Gefängnis?«
    »Ich wüsste zumindest, was Bulle darauf antworten würde«, sagte Lise. »Wie sollen wir denn sonst befreit werden?«
    Plötzlich mussten alle lächeln, um danach noch trauriger zu sein als vorher. Sie dachten nach und zermarterten sich ihre Köpfe, bis Doktor Proktor aussprach, was alle dachten: »Es gibt nichts, was wir tun können.«
    Frau Strobe vergoss ein paar Tränen, wickelte sich in eine Wolldecke ein und verschwand ins Wohnzimmer, wo sie sich aufs Sofa legte und den Fernseher einschaltete. Ihr Niesen übertönte noch den Chorgesang.
    Auch Lise war nach Weinen zumute. Stattdessen zog sie ihre Stiefel an.
    »Ich sollte vielleicht auch nach Hause gehen«, sagte sie. »Mama und Papa sind zwar hypnotisiert, aber es könnte ja trotzdem sein, dass sie sich Sorgen um mich machen.«
    Doktor Proktor antwortete mit einem stummen Nicken.
    Lise ging in den Flur, öffnete die Tür und wollte gerade ins Freie treten, als sie eine bekannte Stimme hörte. Sie blieb wie angewurzelt stehen. Die Stimme kam aus dem Wohnzimmer.
    »Liebe Landsleute. Zuallererst und nicht zuletzt: Gutes neues Jahr. Aber lasst mich hinzufügen: Danke für das alte. Und damit auch das gesagt ist: Schon mal gute Besserung für alle, die in diesem Jahr krank werden sollten. Besonders die Älteren, Einsamen und alle, die zur See fahren. Wir haben ein Jahr hinter uns mit wechselnder Bewölkung, Trachtennähkursen und Elchjagd …«
    Sie spürte, wie ein Gähnen in ihr aufstieg, und lief zurück ins Wohnzimmer, wo Frau Strobe schnarchend vor dem Fernseher saß. Vom Bildschirm stierte sie ein Mann im roten Mantel mit weißem Pelzkragen mit starrem Blick an, während er mit monotoner Stimme leierte:
    »Aber wir mussten auch mit ansehen, wie ein Despot die Macht an sich riss und sich selbst zum Präsidenten ausrufen ließ.«
    »Das ist der König!«, rief Lise. »Der König hält seine Neujahrsansprache im Fernsehen!«
    Das Strobe-Schnarchen verstummte jäh und Lise hörte in der Küche Stuhlbeine über den Boden schrappen. Im nächsten Augenblick saßen alle drei nebeneinander und starrten mit weit aufgerissenen Augen auf den Fernseher.
    »Hallvard Tenoresens Ziel ist es nicht, euch ein besseres Leben zu bescheren, liebe Landsleute«, sagte der König. »Sein Ziel ist es, für Chaos und ein üppiges Frühstück für sich und seine Paviane zu sorgen. In Wirklichkeit heißt er Jodolf Staler und kommt vom Mond. Er hat euch alle mit Chorgesang hypnotisiert, aber damit ist jetzt
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