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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang
Autoren: Jo Nesboe
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Kapitel
    Waffelteig und Zugvogelgesang
    Es bestand kein Zweifel mehr. Der Morgen graute. Und als die Sonne aufging, schien sie neugierig zu beäugen, was in der kleinen, großen Stadt vor sich ging. Sie spähte also über den Rand und sah, dass in dem kleinen Innenhof, der mitten in dem zugeschneiten Schlosspark lag, seltsame Dinge passierten. Sie schob sich höher an den Himmel, um besser sehen zu können. Und schien direkt in ein winzig kleines, sommersprossiges Gesicht. Dieses befand sich unten im Innenhof des Schlosses, neben einem grünweißen Gesicht, das ständig Grimassen schnitt. Um sie herum standen Soldaten und vor ihnen blinkte ein riesiger, glänzender Apparat mit der Sonne um die Wette, den man glatt – wenn man es nicht besser gewusst hätte – für ein ausgewachsenes Monster von einem Waffeleisen hätte halten können. Und die Sonne summte das Liedchen mit, das an diesem Morgen aus dem Innenhof des Schlosses emporstieg:
    Wotälu, kuh’nt äskejp ifei wonnätu …
    Bulle spürte die Wärme der Sonne, die einen ersten Blick über den Mauerrand geworfen hatte, im Gesicht.
    »Der Frühling scheint dieses Jahr früh zu kommen«, sagte er und schloss die Augen.
    »Ja, das wäre ja wieder typisch, wenn ausgerechnet das ein super Sommer würde«, schniefte Gregor und zerrte an den Handschellen, mit denen ihre Arme hinter ihrem Rücken festgekettet waren.
    Bulle fühlte eine regelrechte Hitzewelle im Gesicht.
    »Wirklich schön mit der Sonne«, sagte er, ohne die Augen zu öffnen.
    »Die Wärme kommt nicht von der Sonne«, sagte Gregor leise.
    Bulle schlug die Augen auf. Und blickte von dem Stuhl, auf dem er stand, mitten in den schwarzen Schlund des Waffeleisens, das sich gerade geöffnet hatte. Das glänzende Fett zischte und verlief zwischen den gusseisernen Zacken.
    »Habt keine Angst«, sagte eine Stimme hinter ihnen. Sie drehten sich um. Jodolf Staler hatte sich als Hallvard Tenoresen getarnt und trug eine grüne Uniform und eine Schirmmütze mit einem roten Band. »Es gibt internassionale Regeln, wie Kriegsgefangene ssu behandeln ssind. Und in denen steht, dass Waffeleiesen nur ssum Backen von Waffeln vorgessehen ssind. Ich – Jodolf Staler – bin ein Mann, der ssich an Regeln hält. Darum werde ich euch nicht einfach sso in das Waffeleisen werfen …«
    Die Soldaten stießen erleichterte Seufzer aus. Und eine bebende Stimme flüsterte: »Gott sei Dank …«
    »Wer hat das gessagt?«, brüllt Jodolf und fuhr herum. Die Soldaten nahmen Habachtstellung ein und starrten stur vor sich hin, ohne auch nur ein Nasenhaar zu bewegen.
    »Will hier irgendjemand aufmucken?«, schrie Jodolf.
    Keine Antwort.
    »Wass?«, heulte Jodolf.
    Die Soldaten sahen sich unsicher an, bis einer von ihnen probehalber den Kopf schüttelte. Und dann noch ein paar, bis schließlich alle so energisch ihre Köpfe schüttelten, dass man das Schaben von hundert kurz geschorenen Nackenpartien an der Innenseite von hundert Uniformjackenkragen hören konnte.
    Jodolf musterte die Soldaten mit skeptischem Blick, ehe er sich wieder Gregor und Bulle zuwandte.
    »Wo war ich stehen geblieben?«
    »Wir sollen nicht gegrillt werden …«, sagte Bulle und konzentrierte sich, um auf dem klapperigen, wackeligen Stuhl nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    »Das habe ich nicht gesagt«, sagte Jodolf. »Ich habe gesagt, dass ihr nicht einfach sso ins Waffeleisen geworfen werden ssollt, da die Regeln ssagen, dass Waffeleisen ausssließlich ssum Backen von Waffeln verwendet werden dürfen, alsso … Göran!«
    Hinter Jodolf trat ein Soldat vor, der einen Feuerwehrschlauch in den Händen hielt. Göran schlampte ziemlich mit seiner Soldatentarnung, jedenfalls konnte Bulle die behaarten Pavianpranken sehen. Bulles Blick folgte dem Schlauch bis in die Zeltöffnung der Feldküche, die in einer Ecke des Festplatzes stand.
    »… alsso machen wir ssuerst Waffeln aus euch«, sagte Jodolf. »Bitte schön, Göran!«
    Und damit drehte der Pseudosoldat Göran den Feuerwehrschlauch auf, aus dem gleich darauf ein gelber, dickflüssiger Strahl schoss. Die Kaskade traf Gregor so hart, dass er zwei Schritte nach hinten taumelte.

    Als er von dem gelben, dicklichen Brei bedeckt war, war Bulle an der Reihe. Er kniff die Augen zu und steckte die Zunge raus, als der Strahl ihn traf. Das Zeug schmeckte nach Waffelteig.
    »Jetzt mögen wir euch noch lieber«, jodelte Jodolf. »Sswei Freiwillige vortreten, die sie in das Waffeleisen ssmeißen …«
    »Ja, ja! Ssmerz! Ich
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