Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang
Autoren: Jo Nesboe
Vom Netzwerk:
Schluss. Denn jetzt werden wir, liebe Landsleute – auch die auf hoher See –, Jodolf Staler stoppen. Die Dänen sind unsere Freunde und ich fordere euch auf, sofort die Waffen niederzulegen … Oder wartet. Richtet eure Waffen lieber auf Jodolf Staler und seine Kumpane. Und besonders auf Åke Diener, diesen verlogenen, betrügerischen Schleimer von einem Butler.«
    »Fantastisch!«, hauchte Doktor Proktor. »Er tut es! Das ist wirklich ganz … ganz …«
    »Königlich«, sagte Lise trocken.
    »Aber … ist das noch rechtzeitig?«, flüsterte Frau Strobe verzweifelt. »Kann es uns noch gelingen, Gregor und Bulle zu retten? Es sind doch nur noch wenige Stunden bis zum Morgengrauen …«
    »Ich hab’s«, sagte Lise.
    »Du hast was?«, fragte Proktor.
    »Janitscharenmusik. Die Rettung ist Janitscharenmusik.«
    »Wirklich?«, sagte Frau Strobe.
    »Ja, klar«, sagte Lise. »Wir müssen eine Kapelle zusammentrommeln. Können Sie irgendwas spielen? Egal was! Nur schnell!«
    »Ich kann ein wenig Klavier spielen«, sagte Frau Strobe. »Konnte ich zumindest mal.«
    »Äh …«, sagte Doktor Proktor. »Ich kann Vater Noah auf der Blockflöte.«
    »Wir brauchen noch mehr«, sagte Lise. »Wir müssen raus auf die Straße und Leute zusammentrommeln. Und dann brauchen wir einen Dirigenten … Wir brauchen …«
    Madsen wurde mit einem Ruck wach. Es hatte an der Tür geklingelt. Er stellte fest, dass er in dem Ohrensessel eingeschlafen war. Auf dem Fernsehbildschirm herrschte Schneetreiben. Das Letzte, was er vor dem Einschlafen gesehen hatte, war Chorgesang. »Norwegen ist gut, Norwegen ist einsame Spitze.« So was in der Art. Ziemlich schmissig. Madsen schob die Füße in die Pantoffeln, knöpfte die Korpsuniformjacke zu und schlurfte zu der Haustür seiner Mietwohnung.
    Er öffnete die Tür. Draußen auf dem Flur standen drei Menschen. Ein atemloses Mädchen, ein prustender Mann mit Schwimmbrille und eine schnaufende Frau mit aufsehenerregend langer Nase.
    »Wir müssen ein Korps aufstellen«, sagte das Mädchen. »Und wir müssen ein Lied eingeübt haben, bevor die Sonne aufgeht!«
    Madsen schob seine Pilotensonnenbrille hoch und sah sie begriffsstutzig an. »Kjenne ich euch?«
    »Ich bin Lise.«
    »Lise?«
    »Ich spiele in Ihrer Schulkapelle!«
    »Kapelle?« Madsen dachte nach. »Äh, Schjulkappjelle ist langweilig.«
    Das Mädchen seufzte und drehte sich zu der Frau mit der Nase um.
    »Er ist hypnotisiert. Könnten Sie …?«
    Die Frau nickte, hob die Hand und schlug damit gegen die Tür. Der Klatsch war so laut, dass er durchs ganze Treppenhaus hallte. Madsen blinzelte verwirrt, als er Lise, den merkwürdigen Professor und seine Kollegin von der Schule, Frau Strobe, vor sich stehen sah.
    »W-wo bin ich?« Er drehte sich um und sah in seine eigene Wohnung. Auf dem Boden lag eine zerschlagene Blumenvase und das Bild auf dem Bildschirm begann zu rollen.
    »Sagen Sie Schulkapelle«, sagte Lise.
    »Schulkapelle«, sagte Madsen. »Was soll das?«
    »Sie sind enthypnotisiert«, erklärte Lise, griff nach der Hand des Schuldirigenten und zog ihn hinter sich her. »Und jetzt werden wir an jeder einzelnen Haustür in der Kanonenstraße klingeln!«
    Doktor Proktor stand auf einer umgedrehten Birnenkiste und sah über die Versammlung, die im Schein der Straßenlaterne mitten auf der Kanonenstraße stand. Alle waren da, Alte, Kinder und Erwachsene. Die Kommandantenmama, der Kommandantenpapa, Bulles Mutter und Schwester und Frau Thrane mit Trym und Truls. Einige waren in Bademänteln und Schlafanzügen gekommen, andere in dicken Steppjacken, einige in Chorhemden, andere in Uniform und mit Gewehr bewaffnet, schon halb auf dem Weg, die Dänen abzuschießen. Aber jeder von ihnen hatte die Ansprache des Königs gehört und jetzt gerade auch noch Doktor Proktor, der ihnen erzählt hatte, was im Busche war. Ob sie ihm glaubten, stand auf einem anderen Blatt. Die ausdruckslosen Gesichter verrieten nichts.
    »Wir müssen uns dagegen auflehnen«, sagte der Professor. »Und wir müssen Gregor und Bulle retten.«
    »Warum?«, rief es aus der Menge. »Wieso sollen wir unser Leben und unsere Gesundheit für einen Zwerg und einen Frosch riskieren?«
    »Weil das das einzig Richtige ist, was wir tun können«, sagte Doktor Proktor, und merkte selber, dass er nicht mehr so überzeugt klang wie vorher. »Und weil wir es können.«
    »Aha?«, rief jemand anderes. »Und wie sieht euer Plan aus?«
    Doktor Proktor schluckte. »Der Plan, meine lieben Freunde
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher