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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang
Autoren: Jo Nesboe
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will, ich will …«
    »Nicht du, Göran. Sswei der Menschensoldaten.«
    Er starrte die Soldaten an. Aber keiner von ihnen rührte sich. Sie waren so still, dass nur noch die Musik zu hören war:
    Wotälu, kuh’nt äskejp ifei wonnätu …
    »Okay«, sagte Jodolf. »Dann werden wohl wir beide das machen müssen, Göran. Gefangene, dreht euch ssum Waffeleisen um.«
    Bulle drehte sich um und zwinkerte Waffelteig aus den Augen. Ein Zugvogel war auf einem Baum über dem dampfenden Waffeleisen gelandet und begann zu singen. Der ist aber ziemlich früh zurück, dachte Bulle. Aber egal, er saß jedenfalls in der Krone des Birnbaums und sang von einem etwas zu frühen Frühling und mischte sich unter Agnethas Stimme.
    »Hoffe, ich werde mit Erdbeermarmelade und Sahne verspeist«, flüsterte Bulle. »Was wär Ihnen am liebsten? Mit braunem Käse?«
    »Ist mir egal«, sagte Gregor. »Vor ein paar Tagen fand ich den Gedanken, gebacken und verspeist zu werden, eigentlich gar nicht so schlimm, traurig wie mein Leben war. Aber jetzt, wo ich weiß, dass irgendwo da draußen Frau Strobe herumläuft und an mich denkt und sich vielleicht sogar Sorgen macht …«
    »Ja, ja.« Bulle seufzte und hörte Görans Schritte durch den Kies näher kommen. Und die Angst vor dem, was jetzt gleich passieren würde, schien seine Sinne zu schärfen, denn plötzlich hörte er viel klarer. Ein fernes Motorenbrummen. Und noch weiter weg ein drittes Lied, das sich in den Gesang von Agnetha und dem Zugvogel mischte. Dann fühlte er Görans gierigen Atem im Nacken, Paviankrallen stachen in seinen Rücken, als er zur Stuhlkante geschoben wurde. Bulle kniff wieder die Augen zu und dachte seinen letzten Gedanken; er hoffte, dass Lise es schaffen würde. Dann machte er sich bereit.
    »Warte!«
    Es war Jodolf, der das rief.
    »Nimm ihnen die Handssellen ab.«
    »Aber …«
    »Wenn wir auf die Handssellen beißen, brechen uns womöglich die Backenssähne ab, und dann müssen wir zum Ssahnarzt. Und du weißt genau, wie sehr ich Ssahnärzte hasse …«
    Und während Bulle hörte, wie Göran fluchend die Taschen nach dem Schlüssel für die Handschellen durchwühlte, hörte er auch, dass das Motorenbrummen lauter wurde. Genau wie das dritte Lied.
    »Na endlich«, sagte Göran und Bulle vernahm, wie der Schlüssel zuerst seine eigenen Handschellen aufschloss und dann die von Gregor. Danach hörte er Jodolfs gemeines Lachen.
    »Und nun, ihr Hosenssisser, wird’s heiß!«

29. Kapitel
    Ein Popsong rettet die Welt. Vielleicht
    Einer der Gardesoldaten am Schlosstor hielt sich die Hand über die Augen und blinzelte gegen die Sonne in die Richtung, aus der das Motorengeräusch kam.
    »Sag mal, Gunnar«, sagte er und zwirbelte seinen Schnurrbart. »Ist das nicht ein ungewöhnlich großes Motorrad?«
    »Das größte, das ich je gesehen habe, Rolf«, antwortete der andere Wachmann, zog die Oberlippe hoch und roch an seinem Bart. »Sieht fast so aus, als hinge da eine ganze Theaterloge dran. Mit einem Blasorchester?«
    »Und was spielen die da? Das kommt mir irgendwie bekannt …«
    »Warte mal! Die biegen ab. Die kommen hierher! Wirklich, die kommen! Was geht hier eigentlich vor?«
    »Naja, da kommt halt wer!«
    »Hör doch mal! Die spielen … die spielen …«
    »Schilaffsjujäjäjä?«
    »Fahren Sie bis direkt vor das Tor, Professor!«, rief Lise aus dem Beiwagen.
    »Wird gemacht«, rief Doktor Proktor, der über den Lenker gebeugt auf dem Motorrad saß und auf dem Schlossplatz Gas gab. »Spielt einfach, so laut ihr könnt!«
    »Habt ihr gehört!«, rief Madsen im Beiwagen und schwang seinen Taktstock noch fester. Und das merkwürdigste Musikkorps, das jemals in einem Beiwagen gespielt hatte, brauchte nicht zweimal gebeten werden. Lise spielte die Klarinette, Frau Strobe hämmerte auf das Spielzeugklavier ein, Janne spielte Tuba, Beatrize Saxofon, der Kommandantenpapa zupfte wie wild an den zwei verbliebenen Saiten einer Gitarre, die Kommandantenmama spielte Piccoloflöte, Trym und Truls trommelten, während ihre Mutter so herzzerreißend falsch und laut sang, dass sich die Touristen auf dem Schlossplatz mit weit aufgerissenen Mündern die Ohren zuhielten:
    »Schilaffsjujäjäjä! Schlilaffsjujäjäjä!«
    Die zwei Wachen warfen sich zur Seite, als das Motorrad durch die offenen Tore in den Schlosshof fuhr.
    Bulle hörte die Musik, hörte, dass Debitels »Schilaffsjujäjäjä« BABAs »Wotälu!« übertönte und Agnethas Stimme in dem Geschepper unterging, das aus
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