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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang
Autoren: Jo Nesboe
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und heiße Sohlen versprechen! Aber …« Er hob seine Hand in einer majestätischen Geste. »Eine Sache kann ich euch versprechen: Kein Chorgesang mehr im Fernsehen! Die Frage ist also, was wollt ihr? Chorgesang oder Blasmusik?«
    »Ssießt!«, heulte Jodolf. Und schwieg abrupt, als er das Klicken der Ladevorrichtungen der Waffen hörte und bemerkte, dass die Gewehre sich endlich auf ein Ziel richteten – auf ihn.
    »Uäääh!«, sagte Jodolf. Und war im gleichen Moment verschwunden. Weg. Einfach so.
    »Er hat sich getarnt!«, rief Bulle. »Schnell, lasst ihn nicht entkommen, Wachen, schließt das Tor!«
    »Hast du gehört, was er gesagt hat, Rolf. Wir sollen das Tor schließen.«
    »Das hatte ich mir auch schon gedacht. Und weißt du was, Gunnar?«
    »Nein, Rolf.«
    »Ich glaube, es ist für echte Norweger an der Zeit, die Seite zu wechseln.«
    »Ja, es sieht so aus, als hätte der Wind sich gedreht. Wir sollten uns mitdrehen. Rolf. Dann werden wir zwei zu Helden des Widerstands.«
    »Klug gedacht, Gunnar, klug gedacht.«
    Und damit schlossen sie das schwere Eisentor. Gerade, als die Gittertüren ins Schloss fielen, hörten sie ein Klatschen, als hätte sich jemand vor das Tor geworfen, gefolgt von einem schrecklichen schwedischen Fluch, den wir hier nicht abdrucken können.
    Drinnen auf dem Schlosshof hatte Doktor Proktor das Motorrad angehalten. Das Kanonenstraßenorchester spielte weiter, nur Frau Strobe sprang aus dem Beiwagen und verschwand im Küchenzelt. Dort musste sie die Anlage gefunden haben, die »Wotälu« spielte, denn Lise hörte Frau Strobe »Aha« rufen, gefolgt von dem Knall ihres Kathederschlags, nach dem die BABA-Musik für immer in dieser Geschichte verstummte.
    Auf dem Schlosshof rannten die Soldaten wild durcheinander und versuchten, die Mondchamäleons zu schnappen, die inzwischen alle unsichtbar geworden waren. Plötzlich fiel Doktor Proktor vom Motorrad und dann versuchte jemand, die Maschine zu starten. Aber der Kommandantenpapa schwang seine Gitarre mit aller Kraft in Richtung Sitz und zerschmetterte sie allem Anschein nach mit einem lauten Krachen in der Luft.
    »Ich habe einen von ihnen!«, rief der Kommandantenpapa und umklammerte den Hals der Gitarre. Aus dem Nichts war eine verzweifelte Frauenstimme zu hören. »Jodolf! Ssie dürfen uns nicht kriegen. Du darfst das nicht ssulassen! Rette mich! Jodolf, Jodolf. Du Verräter! Jod…!«
    Weiter kam Tandoora nicht, denn da hatten die Soldaten sich auf sie geworfen und ihr die Handschellen angelegt, die noch vor Kurzem Gregor Galvanius getragen hatte.
    In einem Schneehaufen in einer Ecke des Schlosshofes hatten zwei Soldaten etwas zu fassen bekommen, bekamen aber beide etwas auf die Nase und stürzten nach hinten.
    »Willkommen im Haus des Ssmerzes, ihr idiotischen Menssen!«, schrie Göran. »Kommt sson, los, kommt! Traut euch do… umpff!«
    Umpff deshalb, weil Göran in diesem Augenblick von etwas Großem, Schweren von oben getroffen und noch weiter in den Schnee gedrückt wurde.
    »Umpff!«
    Das zweite Umpff kam daher, dass Göran ein zweites Mal von etwas Großem, Schweren getroffen und noch tiefer in den Schnee gedrückt wurde.
    »Doppel-Umpff!«
    Das dritte Umpff … nun, ihr habt es sicher längst erraten.
    Als Göran, der jetzt einen halben Meter tief im Schnee steckte, nach Atem ringend aufblickte, sah er hoch über sich einen Frosch, der beängstigend schnell auf dem Weg nach unten war. Hosenssisser, dachte er und schloss die Augen.
    Aber wo war Jodolf?
    Lise hatte die Klarinette zur Seite gelegt. Sie stand im Beiwagen und betrachtete das Chaos auf dem Schlosshof, doch Jodolf Staler war nirgends zu sehen. Doktor Proktor ging zu ihr und sprach den Gedanken aus, der ihr durch den Kopf ging. »Wenn Staler entkommt, wird er wiederkommen. Vielleicht mit einem noch übleren Plan.«
    Lise suchte die Mauern ringsherum ab. Sie waren hoch, für einen verzweifelten Pavian möglicherweise aber nicht hoch genug. Es eilte. Sie sprang aus dem Beiwagen und rannte zum Feuerwehrschlauch, löste ihn vom Waffeleisen und legte ihre Hand auf den Hebel.
    »Was hast du vor?«, fragte Doktor Proktor und blickte auf den, gelben zähflüssigen Waffelteig, den der Schlauch ausspuckte.
    »Ich werde Jodolf finden«, sagte Lise, öffnete den Hebel und richtete die Schlauchöffnung zum Himmel.
    Der gelbe Strahl schoss in den blauen Morgenhimmel und glitzerte in der Sonne, die bestürzt von oben zuschaute und sich fragte, was dort unten in Oslo denn in Mensch
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