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Doktor Proktor im Goldrausch

Doktor Proktor im Goldrausch

Titel: Doktor Proktor im Goldrausch
Autoren: Jo Nesbø
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Petter.
    »Ja«, sagte Bulle, »seit ungefähr zwanzig Minuten. Du hast noch nicht eine Figur bewegt. Vielleicht wäre es langsam mal an der Zeit…«
    »Ich red nich’ von Halma. Ich mein, dass du jetz’ schon ganz schön lange hier bist. Nich’, dass ich nich’ gern Besuch hätt, aber…«
    »Es ist so peinlich, Petter, so schrecklich peinlich. In der Schule, zu Hause, alle lachen sie mich aus. Alle meine Freunde…«
    »Alle? Wie viel…«
    »Okay, meine zwei Freunde… Sie haben mich gewarnt. Haben gesagt, ich soll den Mund halten und nicht erzählen, dass wir die Welt vor unsichtbaren Monstern vom Mond gerettet haben, weil uns eh keiner glauben würde. Aber ich Blödmann musste natürlich…«
    »Sei nich’ so streng mit dir, Bulle! Du bis’ nich’ blöd!«
    »Doch, das bin ich!«
    »Nee, nee! Du bis’ viel schlauer… als ich, zum Beispiel.«
    »Nein, bin ich nicht.«
    »Doch, verflixt un’ zugenäht, Bulle!
    »Nein.«
    »Doch!«
    »Okay, dann ist es eben so«, sagte Bulle und schlürfte Kakao in sich hinein.
    »Schhhh«, sagte Petter und hob den Blick. »Was war ’n das für ’n Geräusch?«
    »Man nennt es Schlürfen«, sagte Bulle.
    »Nein, nich’ das, das DA!« Er zeigte Richtung Decke.
    Bulle lauschte. Und richtig. Da war ein Flopp-floppedi-flopp-floppedi-flopp-Geräusch zu hören, das immer lauter wurde.
    Bulle sah aus dem Küchenfenster. Plötzliche Windböen bogen die Baumspitzen um, wirbelten den Staub auf der Landebahn auf und drückten die Grashalme auf die Erde. Das Geräusch wurde immer lauter, dann zog ein Schatten über den Hofplatz.
    Und während die beiden in der Küche saßen und Kakao tranken, senkte sich ein Ding vom Himmel und blieb direkt vor dem Küchenfenster in der Luft hängen, während Grasbüschel, Hühner und Tannenzapfen durch die Gegend gewirbelt wurden.
    »Was glaubs’ du, was das is’?«, fragte Petter, bevor er einen Schluck Kakao aus seiner Tasse trank.
    »Sieht aus wie ein Helikopter«, sagte Bulle.
    Das Banner mit AUSVERKAUF! HÄNGEGLEITER 30 % RABATT. JETZT ZUSCHLAGEN!!! riss ab und flatterte davon.
    »Das seh ich auch, aber wer sin’ die Kerle da drin?«
    »Nach den Sonnenbrillen und der Kopfbedeckung zu urteilen, sind das Gardisten in heimlicher Mission.«
    »Ah ja. Dann mach ich wohl ma’ mehr Kakao.«

Kapitel 4
    Bulle fasst einen Entschluss
    N ein« , sagte Bulle.
    »Nein, was?«, fragte Hallgeir, rückte seine Mütze zurecht, schlürfte Kakao und sah sich in der Küche um.
    »Nein, ich möchte den Auftrag nicht annehmen.«
    »Aber wieso denn nicht?«, fragte Helge und wischte sich Kakao aus dem Bart. »Immerhin bittet dich der König persönlich, Norwegen vor dem wirtschaftlichen Ruin zu retten!«
    »Danke, aber ich habe Norwegen schon einmal gerettet. Sie wissen ja selbst, wie das ausgegangen ist.«
    »Aber… die Goldreserven wurden gestohlen und das Volk braucht dich, Bulle!«
    »Ach, tut es das?«, sagte Bulle. »Um mich hinterher auszulachen?«
    »Auslachen? Wie meinst du das?«
    Bulle verschränkte die Arme vor der Brust. »Fliegen Sie nach Hause, meine Herren. Fliegen Sie nach Hause und richten Sie dem König und dem Volk aus, dass Bulle, auch wenn sie ihn seines unglaublich guten Namens und Rufes beraubt haben, immer noch seinen Stolz hat.« Bulles Stimme zitterte leicht. »Und dieses Mal müssen sie allein sehen, wie sie zurechtkommen. Diesmal kommt kein Bulle, um sie zu retten, NORWEGEN kann mich mal! Ich geh jetzt in den Wald!«
    Mit diesen Worten stand Bulle auf und marschierte nach draußen.
    Hallgeir und Helge sahen sich fragend an. Danach Petter.
    »Das hier habt ihr offensichtlich noch nicht geseh’n«, sagte Petter.
    »Was denn?«, fragte Helge.
    »Ist es was Geheimes?«, fragte Hallgeir.
    »Nö, kann man auf YouTube guck’n«, sagte Petter.
    »Wir gucken nur streng geheime Sachen«, antwortete Hallgeir.
    »Im Fernseh’n kam’s auch«, sagte Petter. »Norwegische Lügenbolde.«
    »Die Sendung hat seine Schwester auch erwähnt…«
    Zehn Minuten später hatte Petter den Computer hochgefahren und spielte einen YouTube-Clip ab. Man sah einen Reporter vor dem gelben Haus in der Kanonenstraße, wo Helge und Hallgeir erst wenige Stunden zuvor gewesen waren. Der Reporter flüsterte grinsend in die Kamera. »Wir von Norwegens Lügenbolde haben heute einen Ausflug zu einem Haus in Oslo gemacht, wo Gerüchten zufolge Norwegens größter – und zugleich vermutlich kleinster – Lügenbold wohnt. Wir werden wie gewohnt vorgeben, ein seriöser
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