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Doktor Proktor im Goldrausch

Doktor Proktor im Goldrausch

Titel: Doktor Proktor im Goldrausch
Autoren: Jo Nesbø
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ist sie schon seit Längerem nicht mehr gesehen worden. Scheinbar ist sie irgendwo in der Zeit rund um die Französische Revolution verschwunden.«
    »Und dann wäre da dieser Typ…«
    Das Bild auf der Leinwand war unscharf. Es zeigte ein hohes Gebäude mit etwas Grünem davor.
    »Eine Amateuraufnahme. Aber das ist das einzige Bild, das wir von dem Mann mit diesen Superkräften auftreiben konnten. Er kann sich in eine Art Menschenfrosch verwandeln und zehn Meter hoch springen. Außerdem hat er eine unglaublich lange Zunge. Wir dachten, dass er uns das Gold eventuell wieder zurückholen könnte. Leider wissen wir weder, wie er heißt, noch, wo er zu finden ist.«
    »Aber wir können ihn natürlich aufspüren, wenn Eure Hoheit das wünschen.« Stille.
    »Eure Hoheit?«
    Ein leises Schnarchen war zu hören.
    Der mit dem Hängebart schaltete das Licht ein.
    Der König wachte mit einem Ruck auf. »Wer bin ich? Wo bin ich? Doch nicht in Österreich, oder? Bitte, bitte nicht in Öst…«
    »Eure Hoheit, welcher dieser Kandidaten soll nun unser Reich retten?«
    »Norwegen retten! Ja!« Der König reckte den Zeigefinger in die Höhe. »Leute, es gibt in diesem Land nur eine Person, die Norwegen retten kann.«
    »Nur eine, Eure Hoheit?«
    Der König hob zwei weitere Finger. »Oder nein, drei. Eigentlich sind es drei. Ihr müsst sie noch heute finden.«
    »Und was ist an diesen dreien so speziell, dass Eure Hoheit glauben, sie können Norwegen retten?«
    »Weil es diese drei waren, die die Welt vor der großen Mondinvasion gerettet haben.«
    »Äh… was für eine Invasion?«
    »Das ist eine lange Geschichte, aber sie ist wahr, so viel steht fest. Ich habe mit ihnen zusammen die Welt gerettet. Ihr erinnert euch bloß nicht, weil ihr wie der Rest des Landes hypnotisiert wart.«
    »Und was sind das für Leute? Geheime Superagenten? Top trainierte Superhelden? Womöglich aus der norwegischen Curling-Männer-Nationalmannschaft?«
    Der König stand von seinem Stuhl auf, ging ans Fenster, wippte auf seinen Füßen auf und ab und ließ zum zweiten Mal den Blick über die Hauptstadt seines Landes schweifen. Die Menschen verhielten sich noch immer vollkommen normal. Aber so würde es nicht bleiben. Nicht, wenn der Goldraub bekannt wurde. Und das würde spätestens in der nächsten Woche passieren, wenn die Weltbank ihre Inspektion durchführte. Ost-Österreich. Herrjemine!
    »Doktor Victor Proktor«, sagte der König. »Und Lise und Bulle.«

Kapitel 3
    Im Dienste des Königs
    E s war Punkt sechzehn Minuten nach drei am Nachmittag, als Hallgeir (der Geheimgardist mit dem Schnurrbart) und Helge (der mindestens so geheime Gardist mit dem Hängebart) die Klingel an dem roten Haus in der Kanonenstraße in Oslo drückten. Die Vögel sangen und alles wirkte friedlich. Besser gesagt, alles war friedlich.
    Ein Mann mit dickem Bauch öffnete die Tür und polterte in freundlichem Befehlston: »Jesses, was für eine Überraschung, Geheimgardisten zu Besuch. Womit kann ich Ihnen dienen?«
    Der Hängebart knabberte überrumpelt auf seinen Bartspitzen. »Woher wissen Sie…«
    »Jetzt nicht, Helge«, sagte Hallgeir. »Ist Ihre Tochter zu Hause, Kommandant?«
    »Lise? Die…«
    In diesem Augenblick ertönte ein grauenerregender, quietschender Schrei aus dem Innern des Hauses.
    »Das muss sie sein!«, rief der Schnurrbart und schubste den Kommandanten zur Seite. »Jemand ist uns zuvorgekommen! Wir müssen sie retten!«
    Die zwei Gardisten stürmten ins Haus und die Treppe hinauf, von wo das fürchterliche Quietschen kam. Sie rissen die Tür zu einem, wie sich zeigte, Mädchenzimmer auf und blieben mit schockgeweiteten Augen und ihren Händen auf den Ohren auf der Schwelle stehen.
    Auf einem Stuhl mitten im Zimmer saß ein Mädchen. Sie sah überhaupt nicht aus wie ein Superagent, eher wie ein ganz gewöhnliches Mädchen mit braunen Zöpfen, ein paar Sommersprossen auf der Nase und blauen, freundlichen Augen, die erstaunt zu den beiden Gardisten aufsahen. Vor ihr stand ein Notenständer und aus ihrem Mund ragte ein langes schwarzes Rohr, das die grauenvollen Töne ausspuckte.

    »Was… Was ist passiert?«, rief Hallgeir.
    Das Mädchen nahm das lange Dingsbums aus dem Mund.
    »Was heißt hier passiert? Ich übe Klarinette. Die Schulkapelle spielt morgen beim Elternabend ›Godd säif de Kwien‹. Was wollen Sie überhaupt?«

    »Also«, sagte Hallgeir. »Wenn du Lise bist, dann braucht Norwegen deine Hilfe!«
    »Aha«, sagte Lise verdutzt.
    »Scheint
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