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Doktor Proktor im Goldrausch

Doktor Proktor im Goldrausch

Titel: Doktor Proktor im Goldrausch
Autoren: Jo Nesbø
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Seite und sprang aus dem Bett in seine Fellpantoffeln. »Notfallplan! Ruft das Heer zusammen! Zinsen anheben! Ausgangssperre! Was können wir tun?«
    »Wir können… äh, den Goldbarren wiederfinden? Uns bleibt Zeit bis Montag nächste Woche. Da kommt nämlich die Weltbank zur jährlichen Inspektion. Wenn der Goldbarren bis dahin nicht wieder aufgetaucht ist, kommt alles raus und wir sind erledigt.«
    Der König marschierte zur Tür, öffnete sie und rief: »Impfung gegen Schweingrippe! Alle Gebirgspässe schließen! Ruf den Geheimdienst zusammen.«
    »Wir haben einen Geheimdienst?«, erkundigte sich der Bankchef neugierig.
    »Darüber kann ich leider nicht reden, Tor«, erwiderte der König, trat ans Fenster und ließ seinen Blick über Oslo schweifen. Er stellte fest, dass die Menschen wie immer durch die Straßen flanierten und dass anscheinend noch niemand etwas ahnte. »Aber wenn wir einen Geheimdienst haben, muss ich ihn einberufen und du musst dabei sein, um die Situation zu erklären. Verstanden? Mein Gott! Rotten Ham und Ost-Österreich…«
    Sechs Minuten vor elf standen zwei Personen stramm im Büro des Königs. Sie trugen lange graue Mäntel mit verwegen nach oben geschlagenen Krägen und dunkle Sonnenbrillen, was sie noch geheimnisvoller aussehen ließ. In diesem Aufzug konnten sie kaum ein Geheimnis aus ihrem Beruf machen. Schon allein wegen der Streifen auf ihren Hosen, die unter den langen Mänteln hervorlugten. Ganz sicher aber, weil sie die schwarzen Gardehüte mit den Büscheln aus Straußenfedern trugen – ein sicheres Zeichen dafür, dass die beiden dem Geheimdienst der Garde angehörten.
    »Entspannen Sie sich!«, sagte Bankchef Tor. »Der König kommt erst, wenn er mit dem Frühstück fertig ist.«
    Die zwei entspannten sich sofort und fingen an, sich gegenseitig an den Bärten zu ziehen.
    »Ich nehme an, Sie sind vom Geheimdienst der Garde?«, fragte der Bankchef.
    »Und wie kommen Sie darauf?«, fragte der mit dem Schnurrbart und sah misstrauisch zu ihm herüber.
    »Wegen dieser dämli… wegen der Büschel am Hut.«
    »Ich denke, wir sollten diesen neunmalklugen Kerl genauer im Auge behalten, oder was meinst du, Helge?«
    »Ja, du hast recht, Hallgeir«, sagte der andere und zupfte an seinem Hängebart. »Außerdem heißt das nicht mehr Geheimdienst der Garde, sondern Secret Garden. Ich korrigiere mich: Gäbe es einen Geheimdienst, würde er Secret Garden heißen.«
    »Genau«, bestätigte der mit dem Schnurrbart. »Aber das ist geheim, also verraten Sie es niemandem. Und denken Sie dran, dass wir nie gesagt haben, dass wir beim Secret Garden arbeiten, stimmt doch, Helge, oder?«
    »Ich habe kein Sterbenswörtchen gehört, Hallgeir.
Schließlich lautet das erste Gebot des Secret Garden: Wir sagen nie, dass wir dort arbeiten. Ich korrigiere mich:
Niemand, der dort arbeitet, sagt, dass er dort arbeitet. Aber auch das ist geheim, verstanden?«
    »Verstanden, Helge.«
    »Ich rede doch nicht mit dir, sondern mit diesem Zivilisten, Hallgeir!«
    »Verstanden«, sagte Bankchef Tor. »Wissen Sie Genaueres über den Tathergang?«
    »Das ist geheim«, antwortete Helge. »Sowohl was geschehen ist, als auch das, was wir wissen.«
    Im gleichen Moment ging die Tür auf und der König trat ein. Helge und Hallgeir zuckten zusammen und nahmen sofort wieder eine stramme Haltung ein.
    »Guten Morgen, Gardisten.«
    »Guten Morgen, Eure Königliche Hoheit. Wir hoffen, Euer Frühstück hat Euch gemundet?«
    »Na ja, pochierte Eier mit mürbe gebratener Fasanenbrust auf geröstetem Kneippbrot. Zumindest bin ich satt und habe mir die Zähne geputzt. Jetzt bin ich bereit, mir Gedanken darüber zu machen, wer uns helfen kann, unser Gold zurückzuholen.«
    Der Schnurrbart schaltete das Licht aus und der andere startete den Projektor. Auf der Leinwand erschien das Bild eines groß gewachsenen Mannes mit einer langen Narbe auf dem Gesicht.

    »Das ist Harry. Er soll ein richtig guter Ermittler sein. Leider ist er zurzeit nicht im Lande.«
    »Es heißt, er sei in Hongkong und rauche Opium. Eine hässliche Angewohnheit, Eure Hoheit.«
    »Ja, das kann man wohl laut sagen. Dann wäre da diese Frau …«, fuhr der Hängebart fort.
    Das Bild zeigte eine hagere schwarzhaarige Frau. An einem ihrer Füße trug sie einen Rollschuh.
    »Sie heißt Raspa und kann angeblich in der Zeit reisen. Wir dachten uns, dass sie in die Vergangenheit vor dem Raub reisen und den Goldbarren an einen sichereren Ort bringen könnte.«
    »Leider
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