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Doktor Proktor im Goldrausch

Doktor Proktor im Goldrausch

Titel: Doktor Proktor im Goldrausch
Autoren: Jo Nesbø
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sehr Richtung Boden zeigen durfte, sonst würde sie wie ein Pupsonaut in den Himmel geschleudert werden.
    Zwei, eins…
    Und dann kam sie. Die Explosion. Die unvermeidlich kommen musste, wenn man einen ganzen Beutel von Doktor Proktors Pupsonautenpulver geschluckt hatte.
    Der Radioreporter schrie: »Sie hat den Ball nicht das kleinste bisschen mit der Ferse berührt, trotzdem rauscht er ab wie eine Rakete!«
    »Mitten auf das Tor von Chelchester zu, der Torwart wird’s schon retten!«, sagte der Nebenkommentator.
    »Hast du das gesehen, Gordon? Der Schuss ist so hart, dass der Ball den Torwart mitreißt… Oh! Ins Tor und… Das Netz reißt!«
    »Das ist das Schärfste, was ich je gesehen hab!«
    »Das Beste, Gordon, das Beste!«
    »Aber es ist ein Tor! 3:2 für Rotten Ham!«
    »Und da!!! Der Schiedsrichter pfeift das Spiel ab!«
    »Rotten Ham & Potatoes hat gewonnen, Gordon!«
    »Lise!«, johlte Bulle, während er auf und ab hüpfte.
    »Beste Lise der Welt!«, jubelte Doktor Proktor.
    »Kolms!«, brüllte Krillo und rannte aufs Spielfeld, so schnell seine Gummistiefel es zuließen.
    »Toes, my Toes!«, sangen Tony und die anderen weiß gekleideten Fans in der Kurve.
    Dann rannten sie erst einmal alle durcheinander und lagen sich in den Armen und versicherten sich immer wieder, dass es wirklich wahr war: Sie hatten das Pokalendspiel im Wobbley-Stadion gewonnen!
    Und nachdem Smale Langehand und die Mannschaft bei der Tribüne der Königin gewesen waren, um ihre Siegerprämie entgegenzunehmen, wurde Lise auf einem goldenen Stuhl durchs ganze Stadion getragen. Dabei hielt sie den großen Pokal triumphierend in die Höhe.
    »Und jetzt tragt mich in die Umkleide«, kommandierte sie und drückte den Pokal dann fest an sich.
    Mitten im Spielertunnel, genau an der Stelle, wo Bulle mit einem unschuldigen Lächeln neben einem offenen Koffer stand, schaltete irgendjemand – wahrscheinlich der Kerl mit der Schwimmbrille – das Licht aus und es wurde schlagartig stockdunkel.
    Geschrei, Gebrüll und Tumult brachen aus, aber als das Licht gleich darauf wieder anging, saß Lise noch genauso stolz auf den Schultern ihrer Mannschaftskameraden. Und der Pokal, den sie im Arm hielt, glich dem anderen, den sie bis vor ein paar Sekunden noch in Händen gehalten hatte, so sehr, dass keiner im Traum darauf gekommen wäre, dass es ein anderer Pokal sein könnte.
    Und während die Spieler Champagner tranken und in der Umkleidekabine sangen, raste ein schwarzes Londontaxi mit Höchstgeschwindigkeit zum Flughafen. In dem Taxi befanden sich der Fahrer, drei uns wohlbekannte, überglückliche Personen sowie ein Koffer, in dem ein glänzender Cup-Siegerpokal mit roter Siegerschleife lag.

Kapitel 24
    Karamellpudding.
Was sonst?
    E s war Montag, die Maisonne schien auf Oslo herab, die Schulglocke klingelte zum Schulschluss und Lise und Bulle spazierten zusammen nach Hause.
    »Wie war es, nach Hause zu kommen und kein eigenes Zimmer mehr zu haben?«, fragte Lise.
    »Komisch«, sagte Bulle. »Aber Eva hat ihre ganzen Sachen rausgeräumt und gesagt, ich könnte das Zimmer wiederhaben.«
    »Ach ja?«
    »Ja. Sogar umarmt hat sie mich. Und gesagt, sie hätte mich schon ein bisschen vermisst. Ich befürchte, das mit der Umarmung könnte sich wiederholen.« Bulle schüttelte sich.
    »Ist das nicht gut?«, fragte Lise. »Umarmungen von großen Schwestern sollen das Beste sein, was es gibt, habe ich gehört.«
    »Was? Auch wenn man gegen dicke rote Pickel gedrückt wird?«, sagte Bulle skeptisch. »Was für ein Glück, dass ich ihr auf dem Londoner Flughafen doch noch diese Antipickelcreme gekauft habe.«
    »Hast du dir dafür Geld von Doktor Proktor geliehen?«
    »Ja, ich konnte schließlich nicht mit ganz leeren Händen nach Hause kommen. Ich spare, bis ich es ihm zurückgeben kann.«
    »Hm«, sagte Lise.
    »Wieso ›Hm‹?«, fragte Bulle, der Lise gut genug kannte, um zu wissen, dass das kein gewöhnliches Hm gewesen war.
    »Ihr streitet euch die ganze Zeit«, sagte Lise. »Aber weißt du was? Ganz tief in euerm Innern mögt ihr euch doch ein bisschen, glaube ich.«
    »Mögen? Ich? Die alte Hexe Eva?« Bulle schnaubte, riss die Arme hoch und verdrehte die Augen. Aber Lise lächelte nur, als wollte sie sagen, dass er ihr mit seinem Theater nichts vormachen konnte.
    Sie bogen in die Kanonenstraße ein, als eine große schwarze Limousine neben ihnen stehen blieb. Die hintere Tür ging auf.
    »Lise, Bulle! Steigt ein!«
    Auf der Rückbank saß ein Mann,
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