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Doktor Proktor im Goldrausch

Doktor Proktor im Goldrausch

Titel: Doktor Proktor im Goldrausch
Autoren: Jo Nesbø
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richtige Position und rieb sich die Hände. »Bald ist Anpfiff. Seid ihr bereit, Toes?«
    Keine Antwort.
    »Seid ihr bereit, Toes?«, wiederholte Krillo. »Smale? Antworte schon!«
    »Ähm…« Smale schob die Kapitänsbinde nach oben, die seinen langen, dünnen Arm runtergerutscht war. »Denke schon.«
    »Das will ich hören!«, rief Krillo. »Das ist die richtige Einstellung! Gibt es jemanden, dem es davor graut, auf dieses popelige Spielfeld rauszugehen?«
    Alle Spieler – außer einem kleinen rothaarigen Jungen – nickten eifrig.
    »Ich glaube, ihr habt die Frage falsch verstanden«, sagte Krillo. »Lasst es mich noch einmal deutlicher sagen. Wünscht sich irgendeiner von euch, dass wir es niemals bis zum Endspiel geschafft hätten?«
    »Ja«, antworteten die Spieler, bis auf… na ja, ihr wisst schon.
    »Aha«, sagte Krillo ratlos. »Dann würdet ihr jetzt also lieber nach Hause gehen und das Ganze vergessen, als euch da draußen von Englands bester Mannschaft mit dem besten Spieler der Welt in Grund und Boden stampfen zu lassen?«
    »Ja!«, riefen alle Spieler gleichzeitig, sogar der kleine Rothaarige, weil er sich von der Stimmung hatte mitreißen lassen.
    Krillo legte verzweifelt den Kopf in die Hände.
    »Idioten!«, rief er aufgebracht. »Die richtige Antwort wäre Nein gewesen! Ihr habt drei von drei Nieten gezogen! Olrait, neuer Versuch…«
    »Nein!«, riefen alle Spieler.
    Krillo verdrehte die Augen. »Ich habe doch noch gar keine Frage gestellt. Olrait, vergessen wir die Frage. Jetzt kommt eine anfeuernde Rede, hört gut zu und stellt euch immer lauter werdende Musik im Hintergrund vor, wie in einem amerikanischen Film, olrait?«
    Krillo stand auf, hüstelte und schloss die Augen, damit er sich besser konzentrieren konnte. »Wie war das noch gleich. Ach ja, so geht das: Wir kämpfen auf See, wir kämpfen in der Luft, wir kämpfen an den Stränden, wir kämpfen…«
    »Entschuldigung?«, fiel Smale Langehand ihm ins Wort.
    »Ja…«
    »Auf unserem Spielplan steht, dass wir in Wobbley spielen, sind wir im falschen…«
    »Idiot!« Krillo stampfte mit dem Fuß auf den Boden, aber der Gummistiefel machte kein beachtenswertes Geräusch.
    Die Tür ging auf und auf der Schwelle stand ein Mann mittleren Alters mit wenig Haaren auf dem Kopf und einer kurzen Hose, die um ein Paar unglaublich dünne Beine flatterte.
    »Raus!«, brüllte Krillo. »Ich versuche gerade, meine Spieler anzufeuern!«
    »Und ich sage, dass ich das Spiel ohne euch anpfeife, falls ihr nicht in zehn Sekunden auf dem Platz seid«, meinte der Mann.
    Krillo sah ihn feindlich an. »Sie machen was?«
    »Wir stehen da draußen und warten nur auf euch«, sagte der dünnhaarige Dünnbeinige.
    »Ich glaube, das ist der Schiedsrichter«, sagte das Mädchen mit den Zöpfen.
    Krillo sah auf seine Armbanduhr. Klopfte mit einem Finger dagegen. Hielt sie ans Ohr. »Offensichtlich stehen geblieben. So was. Olrait, dann verschieben wir das Anfeuern eben auf nach dem Spiel, Jungs. Und… ähm, Mädchen. Los geht’s, lassen wir uns in Grund und Boden stampfen, Toes!«
    Damit liefen alle Spieler aus dem Umkleideraum, durch den Spielertunnel und raus zu dem Riesenspektakel im Wobbley-Stadion.
    Doktor Proktor alias Rune McKaroni und Lise alias Kolms setzten sich neben Krillo auf die Ersatzbank an der Seitenlinie.
    »Wo sind die Ersatzspieler?«, fragte Doktor Proktor.
    »Welche Ersatzspieler?«, fragte Krillo. »Wir haben kein Geld für Leute, die nicht spielen.«
    »Und was ist, wenn sich jemand verletzt?«, fragte Lise.
    »Ich habe ein Verbot für Verletzungen erlassen«, sagte Krillo. »Jetzt haltet bitte die Klappe, damit ich mich aufs Spiel konzentrieren kann.«
    Auf dem Spielfeld stand Ibranaldovez bereit zum Anstoß, Bulle fest im Blick.
    »Ist das dein Ernst?« Ibranaldovez grinste. »Du willst wirklich spielen? Ich dachte, du wärst das Maskottchen. Nach dem Spiel muss ich dich wahrscheinlich zwischen meinen Stollen rauspopeln.«
    Und dann, Punkt dreiundvierzig Sekunden nach vier – dreiundvierzig Sekunden später als geplant –, wurde das große Pokalendspiel angepfiffen.

    Auf der Stadionuhr waren exakt dreiundvierzig Minuten verstrichen. Krillo stöhnte verzweifelt. Das durfte einfach nicht wahr sein. Chelchester City war die ganze Zeit am Ball gewesen. Sie hatten zwei Abseitstore gehabt, drei Lattenschüsse, fünf hundertprozentige Chancen und achtzehn Ecken. Es war nahezu ein Wunder, dass es nach wie vor 0:0 stand. Ibranaldovez schoss und
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