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Dieser Sonntag hat's in sich

Dieser Sonntag hat's in sich

Titel: Dieser Sonntag hat's in sich
Autoren: Marcia Muller
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auf Jane.
    »Ja. Sie ist seine Frau.«
    »Hat sie gestanden?«
    »Nein, aber ich glaube, sie wird. Es
war kein kaltblütiger Mord.«
    Sein Mund zuckte. »Das sagen sie alle.«
    Ich schwieg. Ich kannte die Frau; er
nicht.
    »Was hat sie hier gemacht?« fragte er.
    Ich zögerte. Ich war der Meinung, daß
Jane Irene Lasser zur Rede stellen und sie womöglich angreifen wollte. Aber ich
war mir nicht sicher; außerdem machte sie sowieso schon Schlimmes durch — und
würde in der Zukunft noch mehr leiden müssen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich.
    Gallagher sah skeptisch aus. »Was
machen Sie denn eigentlich hier?«
    »Ich wollte nach Vicky Cushman sehen.
Das ist die Frau, die Jane Wilkonson angeschossen hat. Sie ist in einer
schlechten Verfassung.«
    Im Haus hörte man Vicky wieder
kreischen. »Ja, das hört man«, sagte Gallagher.
    Ich sah zu den Sanitätern hinüber. Sie
hatten Jane auf die Bahre gelegt und sie an eine Infusionsflasche gehängt.
»Hören Sie mal«, sagte ich, »lassen Sie mich mit ihr ins Krankenhaus fahren.«
Dies war mein Fall gewesen, seit Rudy Goldring mich gebeten hatte, Janes
Ehemann zu beschatten. Ich wollte nicht am Ende um die Wahrheit betrogen
werden.
    »Warum?« sagte Gallagher. »Damit Sie
wieder verschwinden können?«
    »Bitte, Ben. Ich kann mit ihr reden.
Sie ruft nach mir.«
    »Sie ruft nach jemandem mit dem Namen
Hernandez.«
    Ich deutete auf mich.
    »Was haben Sie...? Zum Teufel. Fahren
Sie schon mit. Wir sehen uns dann im Krankenhaus.«
    Er ging mit mir zum Krankenwagen und
besprach sich mit den Sanitätern. Ich kniete neben der Bahre. Jane war blaß und
ihr Gesicht zuckte. Ich fragte: »Wie fühlen Sie sich?«
    »Schrecklich.«
    »Ich fahre mit Ihnen ins Krankenhaus.«
    »Danke.«
    »Da ist etwas, das Sie wissen sollten.«
Ich nannte ihr meinen wirklichen Namen und erzählte, warum ich sie getäuscht
hatte. Ich war mir nicht sicher, ob sie alles verstand.
    Die Sanitäter legten die Gurte an der
Bahre an und hoben sie in den Krankenwagen. Ich stieg hinter ihnen ein. Nachdem
sie Jane abgesetzt hatten, zeigte man mir einen Klappsitz neben ihr. Ich setzte
mich, während die Sirene aufheulte. Das Fahrzeug schlingerte über den Rasen zur
Autoausfahrt.
    Ich legte meine Hand auf Janes
unversehrte Schulter und drückte sie. Der Krankenwagen machte eine scharfe
Rechtskurve; die Sirene war im Innern bei weitem nicht so laut, wie ich
angenommen hatte. Ich warf einen Blick auf den Sanitäter, einen Farbigen
zwischen zwanzig und dreißig. Er lächelte mir beruhigend zu.
    Als ich mich wieder Jane zuwandte, sah
sie mich an. Sie bewegte die Lippen, und ich beugte mich zu ihr.
    »...gut, nicht allein zu sein«, sagte
sie.
    »Kümmert sich jemand um Ihre Kinder?«
fragte ich.
    »Eine Frau aus der Nachbarschaft. Die
einzige Freundin, die ich im Tal habe.«
    »Waren die Kinder auch am Samstag abend
bei ihr?«
    Sie wandte ihr Gesicht ab. Nach einer
Weile flüsterte sie: »Sie wissen es.«
    Ich lehnte mich näher zu ihr und sprach
so leise, daß nur sie es hören konnte. »Haben Sie verstanden, was ich vorher
gesagt habe — wer ich bin und warum ich Frank beschattet habe?«
    »Ja.«
    »Ich bin Ihnen am Samstag abend von der
Ranch zur Windmühle im Golden-Gate-Park gefolgt, wo Sie Ihren Ranchero
abgestellt haben. Ich habe Sie nicht richtig gesehen, und deshalb habe ich
angenommen, daß es Frank wäre. Wie sind Sie nach Hollister zurückgekommen?«
    »Mit dem Bus. Ich habe an der Judah
Street die Straßenbahn genommen und bin zur Busstation gefahren. Ich hatte den
Stadtplan vorher studiert.«
    »Sie hatten Frank schon erschossen.«
    Langes Schweigen. »Ja. Ich dachte, wenn
ich das Auto im Park abstelle, wird man glauben, daß er dort getötet wurde. Ich
hätte ihn auch dort lassen sollen, aber ich hatte Angst, den ganzen Weg mit
ihm... konnte es nicht ertragen. Konnte ihn nur zum Reservoir bringen und ihn
dort in der Kälte zurücklassen.«
    »Wann haben Sie das getan?«
    »Irgendwann nach Einbruch der
Dunkelheit. Die Kinder waren über Nacht bei einer Freundin.«
    Sie hatten ihr ein Schmerzmittel gegeben,
und sie wurde allmählich benommen. Schnell fragte ich sie das, was ich von Bob
Choteau hatte wissen wollen; nämlich, ob er Frank zu Hause angerufen hatte, wo
Jane mithören konnte, um sich mit ihm bei der Windmühle zu verabreden.
    Sie nickte. »Ich war am Telefon«, sagte
sie. »Es war eine fremde Stimme. Ich schöpfte Verdacht. Ihr Besuch... ich habe
über Franks Fahrten nachgedacht. Hab’ mich
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