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Dieser Sonntag hat's in sich

Dieser Sonntag hat's in sich

Titel: Dieser Sonntag hat's in sich
Autoren: Marcia Muller
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benutzen die Abkürzung und parken ihre Wagen
dort; wenn uns jemand bemerkt, wird man uns für Anwohner halten. Ich bin in
fünfzehn Minuten dort, in einem roten MG, und parke neben dem
Maschendrahtzaun.«
    Red zögerte und kaute nachdenklich. »In
Ordnung. Aber dann will ich fünfundzwanzig für mich und fünfzig für Bob.«
    »Es war von fünfzig die Rede.«
    »Lady, ich riskiere schließlich etwas.
Er wird gesucht; man könnte mich wegen Beihilfe einlochen.«
    Ich seufzte. Heutzutage ist jeder ein
Rechtsanwalt. »Also gut. Ich habe keine Zeit zu feilschen. Ich gebe Ihnen jetzt
fünfunddreißig und den Rest, wenn ich mit ihm gesprochen habe. Sind Sie
fertig?«
    Er zerknüllte die leere Frittentüte,
steckte die Apfeltasche in seine Jacke und streckte die Hand aus.
    Ich zählte fünfunddreißig Dollar ab.
    »Vergessen Sie nicht — in fünfzehn
Minuten. Seien Sie pünktlich.«
     
    Der Fahrweg neben dem alten und
großenteils ungenutzten Stadion war verlassen. Ich hielt neben dem Zaun und
stellte den Motor ab. Außer dem regelmäßigen Tuten des Nebelhorns an der
Golden-Gate-Brücke und dem gelegentlichen Zischen von Autoreifen auf
benachbarten Straßen war nichts zu hören. Eine Sicherheitsleuchte schien durch
die Äste der überhängenden Zypressen und warf ein Schattennetz auf den Kühler
meines Autos.
    Ich war angespannt und unruhig und
überzeugt, daß meine Nachforschungen auf ihren Höhepunkt zugingen. Meine
Nervosität wurde durch den Ort, den ich für die Zusammenkunft gewählt hatte,
noch verstärkt: Vor Jahren war eine der Hauptpersonen in einem anderen Fall nur
wenige Meter von hier ermordet worden. Nun erstand die Szene wieder vor meinen
Augen. Ich schüttelte die Erinnerung ab, nahm meine .38er aus der Tasche und
legte sie auf meinen Schoß.
    Vor mir lag die Kreuzung, wo der King Drive
in den Park abbiegt, zwischen Whiskey Hill, einem dichtbewachsenen Gelände, auf
der einen Seite und einem Kinderspielplatz mit Karussell auf der anderen Seite.
Dort stand eine Ampel, die sich nur einschaltete, wenn sich vom Park her ein
Auto näherte oder wenn ein Fußgänger auf den Knopf drückte. Ich beobachtete die
wenigen Autos, die vorbeifuhren. Ein Polizeiwagen kam vorbeigefahren, einige
Minuten später der nächste. Für diese späte Stunde schienen ungewöhnlich viele
Polizeistreifen unterwegs zu sein; ich fragte mich, ob man die Suche nach Bob
verstärkt hatte. Wenn ja, dann hatte ich ihn vielleicht, ohne es zu wollen, in
Gefahr gebracht.
    Vierzehn Minuten vergingen. Sechzehn.
    Ich dachte an Gallagher. Jetzt hatte
ihn der Inspektor, der meinen Anruf entgegengenommen hatte, bestimmt schon
erreicht. Gallagher hatte sicher in Rudys Wohnung angerufen und niemanden
angetroffen. Jetzt war er bestimmt wütend auf mich — mit Recht. Es wäre besser
für mich, wenn ich ihm etwas vorzuweisen hätte.
    Neunzehn Minuten. Zwanzig.
    Und dann entdeckte ich Reds
Daunenjacke, die beim Gehen um ihn herumflatterte. Bob ging neben ihm; sie
näherten sich der Ampel, schauten sich vorsichtig um, ließen einen Laster
vorbeifahren. Dann gingen sie auf die Straße...
    Eine Sirene heulte auf. Rote und blaue
Lichter flirrten über das Pflaster. Die Männer erstarrten in den Scheinwerfern
des schwarz weißen Polizeiwagens, der aus dem Nichts aufgetaucht war. Vor der
Einmündung des King Drive kam er zum Stehen, und die Türen flogen auf.
    Red begann zum Park zurückzulaufen. Bob
blieb einfach stehen. Einer der Bullen hatte nun das Mikrophon des
Polizeikreuzers in der Hand und bellte ihn an stehenzubleiben.
    Red hechtete in das Unterholz am Rande
von Whiskey Hill. Ein Warnschuß wurde abgefeuert. Bob hob die Hände über den
Kopf.
    »Verdammt«, sagte ich, als die Bullen
auf ihn zugingen. »Meine fünfunddreißig Dollar sind futsch.«
    Das war reiner Egoismus, aber ich
ärgerte mich viel mehr darüber, daß ich mein Geld los war und keine Gelegenheit
mehr hatte, Bob auszufragen, als darüber, daß er verhaftet worden war. Im
Gefängnis würde er Essen, Kleider, ein warmes Bett und, falls nötig, auch
ärztliche Betreuung bekommen. Bis Hal Johnstone verhaftet und Bob freigelassen
werden würde, wäre er vermutlich für den Winter auf der Straße besser gerüstet.
Und nachdem ihm Rudy Goldring fünftausend Dollar hinterlassen hatte, brauchte
er so schnell keine Nacht mehr im Freien zu verbringen. Ich nahm mir vor, ihn
zu besuchen und ihn davon zu überzeugen, daß ich ihn nicht absichtlich in eine
Polizeifalle gelockt hatte. Vielleicht
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