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Dieser Sonntag hat's in sich

Dieser Sonntag hat's in sich

Titel: Dieser Sonntag hat's in sich
Autoren: Marcia Muller
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erzählt, was mir
Choteau bestätigen mußte. Wenn ich das jetzt richtig interpretierte, dann würde
das dem Fall eine ganz neue Wende geben.
     
     
     

26
     
    Selbst die grellweiße Neonbeleuchtung
am McDonald’s Restaurant gegenüber vom Park wurde durch den Nebel gedämpft. Ich
ließ das Auto auf dem fast verlassenen Parkplatz stehen und ging hinein. Es war
ein Uhr fünfundzwanzig.
    Drei Kunden kauerten an weit
voneinander entfernten Tischen im Speiseraum. Schäbig gekleidete Männer, aber
Red war nicht dabei.
    Ich ging auf die Theke zu, wo eine
pummelige junge Frau stand und mit leerem Blick auf einen Flecken auf dem
imitierten Terrakottaboden starrte. Die Tabletts unter den Wärmestrahlern waren
fast leer; aus dem Bereich dahinter erklangen Gesprächsfetzen. Die Maschinen
mit den Erfrischungsgetränken summten, und versteckte Mechanismen gaben
klickende und surrende Geräusche von sich.
    Als ich eine Tasse Kaffee bestellte,
erwachte die Frau kaum aus ihrer Lethargie. Schleppenden Ganges holte sie das
Gewünschte ; als sie den Preis eintippte, bemerkte ich die schwarzen Ringe
unter ihren Augen. Ich zahlte und fragte: »Haben Sie in der letzten halben
Stunde einen mageren Mann mit langen roten Haaren hier gesehen?«
    Sie schüttelte schweigend den Kopf, zu
mehr war sie augenscheinlich zu erschöpft.
    Ich trug den Kaffee zu einem
Fensterplatz, von dem aus ich die Ecke Haight und Stanyan Street beobachten
konnte. Es herrschte kaum Verkehr, Fußgänger waren fast überhaupt nicht mehr
unterwegs. Gegenüber der Kreuzung lag der Park in undurchdringlicher,
nebelverhangener Dunkelheit. Ich dachte an Red und Bob und an das
geheimnisvolle Leben, das sie dort führten. Ich versuchte mir vorzustellen, wie
der Park, der mir im hellen Licht des Tages so vertraut war, in der Dunkelheit
wohl aussehen mochte.
    Als ich das nächste Mal auf die Uhr
schaute, war es ein Uhr siebenundvierzig. Niemand war nach mir ins Restaurant
gekommen; die, die vor mir da waren, bewegten sich kaum. Ich hatte das Gefühl,
als ob die Zeit stehengeblieben und ich in einer Kugel gefangen wäre — in einer
hellerleuchteten Kugel, preisgegeben den Augen einer feindlichen Welt.
    Ein Uhr dreiundfünfzig. Ich trank
meinen Kaffee aus. Kurz erwog ich, noch eine Tasse zu trinken. Doch ich
entschied mich dagegen.
    Komm, Red, dachte ich. Und zwar jetzt!
    Als ob mein Befehl gehört worden wäre,
tauchte eine Gestalt aus dem Park auf und überquerte die Kreuzung. Es war ein Mann
mit langem rotem Haar, das von einem Band aus der Stirn gehalten wurde. Er trug
eine helle Daunenjacke, die beim Gehen um ihn herumflatterte. Es schien
derselbe Mann zu sein, den ich zweimal in der Nähe der Windmühle gesehen hatte.
    Der Mann kam zur Tür, die auf die
Straße hinausging, und schaute sich vorsichtig um. Als er hereinkam, wurde die
Frau hinter der Theke wachsamer. Er entdeckte mich und ging auf meinen Tisch
zu.
    Die Frau wollte ihn aufhalten, aber ich
stoppte sie mit einer Handbewegung. Red warf ihr einen Blick zu, grinste dann
fies und zeigte seine schlechten, gelb verfärbten Zähne. »Scheißleute«, sagte
er. »Wollen einen immer abwimmeln, wenn sie glauben, daß man sich ihre
Scheißhamburger nicht leisten kann.« Er setzte sich und schaute mich listig an.
»Kaufen Sie mir einen Burger, Madame? Und ein paar Pommes frites?«
    »Einen Viertelpfünder oder einen Big
Mac?«
    »Viertelpfünder mit Käse. Cola. Eine
große Portion Pommes.«
    Ich ging zur Theke, gab die Bestellung
auf und legte noch eine heiße Apfeltasche drauf. Die Frau schaute mich
neugierig an, aber sie verpackte die Sachen schweigend. Das Essen hatte
wahrscheinlich eine Weile auf den Warmhaltetabletts gestanden, aber ich
vermutete, daß Red das gleichgültig war.
    Als ich wieder an den Tisch kam, leckte
er Zucker aus einer Tüte, die ein Gast auf dem Tisch liegengelassen hatte. Er
nickte mir dankend zu und machte sich über das Essen her, als ob er Angst
hätte, jemand könnte es ihm wegnehmen.
    »Wo ist Bob?« fragte ich.
    Er nahm einen Schluck Cola. »Ich bring’
Sie zu ihm — nachdem Sie mir das Geld gegeben haben.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie bringen
Bob zu mir — nachdem Sie die Hälfte des Geldes bekommen haben.«
    »Er will nicht aus dem Park raus.«
    Und ich wollte dort nicht hinein — nicht
mit Red und nicht in der Nacht. »Er braucht nicht weit zu gehen. Kennen Sie die
Straße am Kezar Stadion?«
    Er nickte.
    »Dort ist es dunkel, und es gibt kaum
Polizeistreifen. Nur Anwohner
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