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Diese eine Woche im November (German Edition)

Diese eine Woche im November (German Edition)

Titel: Diese eine Woche im November (German Edition)
Autoren: Michael Wallner
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Edelsteine ab, das Silber biegt sich, die Diamanten fliegen in den Staub. Corniani sinkt in die Hocke, die Arme schützend über den Kopf geschlagen. Keuchend steht Tonio über dem Trucido, ein Junge in T-Shirt und Unterhosen.
    Entschlossene Schritte. Jemand taucht aus der Garage auf. Tonio hebt den Blick, diesen Gegner kennt er. Dem Mann in Schwarz ist er nicht gewachsen. Im Laufen hebt Sandro die Waffe, im Laufen schießt er. Tonio zieht das zerstörte Wappen vor die Brust. Die Kugel schlägt ins Silber. Die Wucht reißt ihn zurück. Rechts und links der Einfahrt steigt der Hügel steil an. Tonio sitzt in der Falle. Sandro kommt auf ihn zu, schießt wieder. Tonio spürt das Sirren dicht an seinem Ohr. Wenn du nicht tot sein willst, tu was! Er schleudert das Wappen nach dem Mann in Schwarz. Der duckt sich. Wie eine Diskusscheibe gräbt sich das Große Siegel in die Erde. Tonio springt in den Wagen. In seinem Leben saß er noch nicht in einem solchen Schlitten. Automatikschaltung, erkennt er auf den ersten Blick.
    Sandro ist da. Tonio schlägt die Tür zu. Sandro schießt. Tonio erwartet die Kugel. Erstaunt starrt er, starrt auch Sandro auf die Einschussstelle. Kein Loch, nicht einmal Splitter. Auf Sandros Rat ließ der Trucido den Wagen panzern. Das Glas ist kugelsicher. Der Schwarze will die Tür aufreißen, der Junge versenkt den Knopf.
    Tonio hat keine Zeit, Fahrstunden zu nehmen. Während Sandro an der Tür rüttelt, legt Tonio den Gang ein und steigt aufs Gas. Der Biturbomotor heult mit sämtlichen Pferdestärken, macht einen Satz nach vorn, rammt einen Fels, der jedes andere Fahrzeug zum Stehen bringen würde. Nicht den Maserati. Als wäre es ein Fußball, katapultiert er den Stein zur Seite. Die Limousine gelangt auf den Weg, darüber hinaus, auf die Wiese, sie rast den Hang hinunter.
    Dem Fahrer fehlt nicht nur Erfahrung, er sieht auch nichts. Die Windschutzscheibe ist ein undurchdringliches Raster. Er will das Fenster öffnen, um seitlich freien Blick zu haben. Er will bremsen, sein Fuß findet das Pedal nicht. Findet das Gas stattdessen. Der Maserati gehorcht dem falschen Befehl und erhöht das Tempo. Abschüssiges Gelände, ein Busch knickt zur Seite. Die Limousine schießt in die Senke, wo ein Hindernis auftaucht. Tonio sieht es nicht, aber er spürt es. Der teure Wagen bohrt sich in die Flanke eines Polizeiautos. Tonio wird nach vorn geschleudert, die Windschutzscheibe bricht aus dem Rahmen, wie es die Konstrukteure für diesen Fall vorgesehen haben. Tonio landet auf der Motorhaube und starrt ins Gesicht eines Polizisten, der sich vor dem Zusammenprall rechzeitig zur Seite warf.
    Über ihm ein Geräusch, es wird lauter. Tonio springt vom Kühler, schaut hinauf. Dort erhebt sich eine Libelle über den Hügel, dunkel und bedrohlich. Sie fliegt so tief, dass sie Staub, lose Blätter und Sand aufwirbelt. Der Helikopter bewegt sich ruhig über dem Gelände, anders als der Mann, der den Hügel hinunterrennt. Ein Mann in Schwarz, in seinen Händen ist eine Pistole. Er feuert nach oben. Er muss wissen, dass sie sein Feuer erwidern werden. Das hält ihn nicht ab. Ist die Schlacht für ihn geschlagen? Treibt ihn der Irrsinn der Ausweglosigkeit? Er ist ein Kämpfer der Bruderschaft. Die Trucidi sind allein in einer Villa. Von jetzt an haben sie ein ganzes Land gegen sich. Sandro weiß das. Vielleicht schießt er deshalb auf die Libelle, vielleicht stirbt er deshalb im Hagel ihrer Kugeln. Bricht auf der Wiese zusammen. Selbst im Tod sitzt sein Anzug perfekt, das Haar ist makellos frisiert. Dem Mann mit den schwarzen Handschuhen entgleitet die Pistole.

40

    V erdammt! Was soll das? « Der Soldat hebt schützend die Hand vor seine Augen.
    Rinaldo war aufs Äußerste gespannt. Saß da und lauschte auf Detonationen, trampelnde Schritte, gebrüllte Befehle. Er wusste nicht, wer Freund ist und wer Feind. Als die Tür aufging, sprühte er dem Soldaten WC -Reiniger ins Gesicht. Der Mann trägt einen Helm, Schultern und Brust sind gepanzert, er ähnelt einem Ritter.
    » Entschuldigung! « Rinaldo lässt die Dose sinken.
    » Kommen Sie raus. « Der Ritter hebt die Waffe.
    » Ich kann nicht. «
    » Warum? «
    » Mein Bein ist angeschossen. «
    Der Soldat legt die Hand auf den Lichtschalter. In der Besenkammer wird es hell. Über die Schulter ruft er: » Ich habe noch einen von denen gefunden! «
    » Ich gehöre nicht zu ihnen. « Rinaldo versucht aufzustehen, strauchelt und stürzt in die Arme des Soldaten. Der Ritter hat
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