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Brüder im Kosmos

Brüder im Kosmos

Titel: Brüder im Kosmos
Autoren: James White
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TÖTEN ODER HEILEN
     
    Das Tiefdrucksystem vor den Hebriden peitschte die Küsten Nordwestirlands und Schottlands mit Sturmböen und Regenschauern, als Flug 317 der Trans-Ocean Airways einen Triebwerksausfall meldete. Das Signal ging in einem Wiederaufleben der Störungen unter, die den Äther mit kurzen Unterbrechungen seit drei Stunden für Radiosignale unbrauchbar machten. Während der nächsten störungsfreien Zwischenperiode konnte mit Flug 317 keine Verbindung mehr hergestellt werden. Man vermutete eine Notlandung oder einen Absturz und begann sofort eine Rettungsoperation zu Wasser und in der Luft.
    Aber das Zusammenwirken der an der Suche beteiligten Flugzeuge, Hubschrauber und Küstenwachboote hing zu einem großen Teil von ständiger Kommunikation ab, und die war bei dem ständigen Krachen und Rauschen in Kopfhörern und Lautsprechern nicht möglich. Radioexperten und Meteorologen sprachen von Sonnenfleckenzyklen und gewittrigen Entladungen in der Atmosphäre, doch sie wollten sich nicht festlegen.
    Auf einem Trainingsflug zwischen North Bay und Barra und Londonderry fand sich eine Avro Anson – aus Gründen, die nur ihrem Navigator bekannt waren, der schließlich noch in der Ausbildung war – über den Derryveagh Mountains im Norden der Landschaft Donegal, ungefähr sechzig Kilometer westlich von ihrem Ziel. Aber der Irrtum war insofern ein Glücksfall, als sie ein Wrack sichteten.
    Wenn dies die vermißte Maschine war, dann konnte man beinahe von einem Wunder sprechen. Das sagte der Pilot der Anson, obwohl er das Wrack nur kurz durch die jagenden Regenwolken gesichtet hatte. Zwar schien etwas wie Rauch daraus aufzusteigen, aber es war nicht ausgebrannt. Natürlich konnte es nicht lange dabei bleiben. Etwas in dem Wrack brannte, wahrscheinlich eine Lache ausgelaufener Hydraulikflüssigkeit, und trotz des Regens mußte dieses Feuer irgendwann die Treibstofftanks erreichen.
    Die Überlebenden, falls es welche gab, mußten rasch gerettet werden.
     
    Der Hubschrauber taumelte durch die regenverhangene Luft, hin und her geworfen von Sturmböen und tückischen Aufwinden und Luftlöchern über den Bergen. Dies war kein Wetter für Hubschrauber, dachte Terrins mißmutig, und er drückte seinen Bauch in einem unwillkürlichen Versuch, seinen Magen am Platz zu halten.
    Zu beiden Seiten des Korvettenkapitäns saßen Malloy und Thompson. Ihre Augen verließen nicht einen Moment die rauhe Berglandschaft, die unter ihnen abrollte. Unterleutnant Price, der für Navigation und Kommunikation zuständig war, hatte seine Kopfhörer auf und konzentrierte sich auf seine Arbeit, ebenso Leutnant Stephens, der Pilot des Hubschraubers war.
    Plötzlich richtete sich Price auf und riß mit ärgerlicher Bewegung die Kopfhörer herunter.
    »Die Leute in dieser Anson sehen so schlecht, wie sie navigieren«, sagte er. »Eben erhalte ich Nachricht von der ›Argus‹. Die vermißte Maschine von Flug 317 ist vor sieben Minuten mit drei Motoren in Renfrew gelandet. Die Passagiere wußten gar nicht, daß ein Triebwerk ausgefallen war. Keine Panik, nichts. Nur kam wegen der Störungen im Funkverkehr keine Meldung durch. Die ›Argus‹ sagt, wir sollen sofort umkehren.«
    Terrins’ Reaktion war Erleichterung. Obwohl er seit bald zwei Jahren Bordarzt des Hubschrauberträgers ›Argus‹ war, konnte er die Male, wo er mit einem Hubschrauber geflogen war, am Daumen einer Hand abzählen. Verglichen mit diesem Geschaukel und Herumgestoßenwerden war der Gedanke an das große und relativ ruhige Deck des Trägers – der gegenwärtig mit dem Rest des Flottengeschwaders im Lough Foyle ankerte, um an den bevorstehenden Manövern teilzunehmen – ein sehr angenehmer. Mit ein wenig Glück würde er in zwanzig Minuten wieder an Bord sein.
    Aber Price hatte kaum ausgeredet, als Thompson »Da ist das Wrack!« brüllte und hinunterzeigte.
    »Ich sehe es«, sagte Stephens. »Price, machen Sie Meldung an die ›Argus‹. Sagen Sie, daß wir unter diesen Umständen vor der Rückkehr das Wrack untersuchen werden.« Er sah sich um, offenbar um Terrins’ Einverständnis zu suchen, und Terrins nickte.
    »Alles klar zur Landung!« sagte Stephens. »Gurte nicht vergessen…!«
     
    Terrins sah, daß das Wrack noch nicht Feuer gefangen hatte, obwohl es in weißen Rauch gehüllt war, der vom Wind in Fetzen gerissen und fortgetrieben wurde. Der lange, schimmernde Rumpf schien intakt, und ringsum waren nur sehr wenige Wrackteile zu sehen. Terrins war verdutzt.
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