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Brüder im Kosmos

Brüder im Kosmos

Titel: Brüder im Kosmos
Autoren: James White
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gefangengenommen werden. Gruppen, die sich in der Nähe der südlichen Schlucht aufhalten, besetzen diese. Ich erwarte von jedem einzelnen Disziplin und Gehorsam. Ende.«
    Seine Stimme brüllte durch den Talkessel und widerhallte von den Wänden. Er drehte um und winkte den Soldaten des Musikkorps, ihm zu folgen. Sein Blick fiel auf den Mann der Wache. Der Psychologe wankte. Sein linker Arm hing schlaff in einem Ärmel, der nur noch ein blutiger Lumpen war, und sein Gesicht war kalkig vor Entsetzen, Schock und Schmerz. Dermod konnte ihm nicht in die Augen blicken, aber er sagte zu dem Unteroffizier an seiner Seite: »Unser Gefangener ist verletzt. Stützen Sie ihn.«
    »Ich hoffe, Sie sind zufrieden«, sagte der Psychologe.
    Dermod schwieg.
    »Der Schaden ist angerichtet«, fuhr der andere fort, schrille Hsysterie in der Stimme. »Menschen sind härter und zäher als Kelgianer, also gehen sie als Sieger aus diesem Blutbad hervor, und die Kelgianer werden kapitulieren. Ihr Krieg ist gewonnen, Colonel, und Sie haben allen Grund, mit sich und Ihrer Schlächterstrategie zufrieden zu sein. Der Einfluß der Wache wird binnen kurzem nicht mehr existieren, und wir können uns auf eine galaktische Zivilisation freuen, die in eine Masse von einzelnen und einander befehdenden Welten auseinanderfällt. Sie haben es getan. Gott helfe Ihnen. Und uns.«
    Dermod bemerkte, daß der Psychologe nicht sehr laut sprach, aber ohne Schwierigkeiten zu hören war. Es kam ihm nach all dem Getöse komisch vor, und es bedurfte eines Moments der Besinnung, bis ihm klar wurde, daß das Gewehrfeuer überall im Talkessel nachgelassen hatte – zweifellos als eine Folge seines Befehls.
    Minuten später, als sie sich der Taleinmündung näherten, hatte das Schießen ganz aufgehört. Selbst die Kelgianer hatten ihr Feuer eingestellt. Durch den abziehenden Rauch konnte Dermod sehen, daß die Masse seiner Truppen die Taleinmündung erreicht hatte, wo Offiziere versuchten, ihre Einheiten neu zu formieren. Kleinere Gruppen und einzelne Versprengte waren noch unterwegs. Der Boden des Talkessels war mit Gefallenen beider Parteien übersät, und in der südlichen Hälfte gaben die steigenden Rauchschwaden den Blick auf die letzten fünfzig oder sechzig Kelgianer frei. Sie umklammerten ihre Waffen und hatten sich vor dem Eingang zur Schlucht zusammengeschart, wo Reste von Dermods zweitem Bataillon in den Felsen lagen …
     
    Dermod blieb stehen, als er große dunkle Schatten über die felsigen Ränder des Kessels gleiten sah, obwohl die Sonne noch hoch am Himmel stand und keine Wolken da waren. Und er stand starr und blickte entgeistert zu einem Himmel auf, der sich mit den ungefügen Formen niedergehender Transportschiffe der Wache füllte. Er fühlte sich einer Ohnmacht nahe und konnte kein Wort sagen und hörte nur halb das aufgeregte Gerede des Psychologen über General Prentiss, der es mit der Angst gekriegt und beim Hauptquartier der Wache auf der Erde alles ausgeplaudert haben mußte, und daß man von dort Schiffe entsandt habe, um die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen …
    »… und jetzt werden Sie sich fragen, was mit Ihnen geschehen wird, wie?« schloß der Psychologe höhnisch. »Ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken!«
    Dermod schüttelte benommen seinen Kopf. Der verfluchte Prentiss! Um seine Karriere zu retten, hatte der Feigling alles verraten. Der Plan war ruiniert, und schlimmer noch, all diese Menschen und Kelgianer waren umsonst gestorben.
    »Ich hoffe«, sagte Dermod dumpf, »man wird mich erschießen.« Und es war sein Ernst. In diesem Augenblick tiefster Niedergeschlagenheit hätte er es als eine Befreiung angesehen, nicht als eine Strafe.
    »So leicht werden Sie nicht davonkommen«, sagte der Psychologe, und es war beinahe etwas wie Mitleid in seinem Ton. »Ich glaube zu wissen, was mit Ihnen geschehen wird …«
    Eine Serie von lauten, zerplatzenden Geräuschen unterbrach ihn, und überall im Tal bedeckte sich der Boden mit großen nassen Flecken, die schwach dampften.
    Der Mann der Wache blickte auf, dann sagte er anerkennend: »Gasbomben! Das ist gut. Sie legen alle schlafen, statt weitere Verluste zu riskieren … Aber ich war dabei, Ihnen die Zukunft vorauszusagen, Colonel. Zuerst werden wir die gefährliche Situation bereinigen, die Sie hier geschaffen haben. Dann werden wir Sie und diesen Clifton und alle anderen Uneinsichtigen auf Lebenszeit von der Erde verbannen. Aber weil wir human sind, werden Sie im
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