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Brüder im Kosmos

Brüder im Kosmos

Titel: Brüder im Kosmos
Autoren: James White
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Wo waren die zerdrückten und abgerissenen Triebwerke, die zerknitterten Überreste von Tragflächen, Höhen- und Seitenruder? Im Umkreis des Wracks gab es nichts dergleichen. Nur eine eigenartige Veränderung in der Farbe und Beschaffenheit des Bodens …
    Ein Warnruf von Stephens riß Terrins aus seiner Betrachtung. Der Pilot hatte den Hubschrauber auf einer ziemlich ebenen Grasfläche fünfzig Meter luvwärts vom Wrack landen wollen. Aber dicht über dem Boden war der Wind eine tückische, unberechenbare Gewalt, und als der Hubschrauber nur noch einen oder eineinhalb Meter über dem Boden war, wurde er von einer Bö seitwärts zum Hang gedrückt. Eine Landekufe blieb irgendwo hängen, die Maschine geriet in eine Schräglage, und zwei der langen Rotorblätter fetzten in die steinige Grasnarbe und brachen ab. Stephens schaltete den Motor aus, und bis auf sein zorniges Gemurmel und das Heulen des Windes wurde es still.
    Schließlich hob er seine Stimme.
    »Melden Sie der ›Argus‹, daß es jetzt zwei Wracks gibt«, sagte er verdrießlich. »Nachdem ich mir den Schaden angesehen habe, werden wir durchgeben, welche Ersatzteile wir brauchen, um dieses Ding wieder in die Luft zu bringen …«
    Er brach ab, als Price seine Kopfhörermuscheln vorwärtsbog, so daß sie alle das Geräusch hören konnten, das daraus kam. Die Störung war wieder da.
    Nun, da sie gelandet waren, kam es zuerst darauf an, daß alle Brandherde im Wrack gelöscht oder unter Kontrolle gehalten wurden, bis alle etwaigen Überlebenden gerettet wären. Aber Terrins’ Gedanken beschäftigten sich nicht mit der Ausgabe von Feuerlöschern oder anderen Aspekten der Rettungsroutine, sondern nur mit dem Wrack.
    »Das ist kein Rauch«, sagte er nach einigen Sekunden. »Das ist Dampf!«
    »Die Sache gefällt mir nicht, Sir«, sagte Stephens nervös. »Das ist kein Flugzeug. Sie sehen es selbst.«
    Terrins sah es – sie alle sahen es –, und ihm gefiel es auch nicht. Er sagte: »Ich würde sagen, daß es eine Rakete ist, der mißglückte Versuch eines bemannten Orbitalfahrzeugs. Was meinen Sie?«
    »Ich sehe keine Öffnungen für die Raketenmotoren«, sagte Stephens, »und keine Stabilisierungsflossen.«
    »Sehen wir es uns aus der Nähe an«, meinte Terrins.
     
    Bis auf das eingedrückte Aussehen der Nase und einen langen, meterbreiten Riß in der Metallhülle war das Wrack äußerlich kaum beschädigt. Es war ein glatter, torpedoförmiger Körper von vielleicht sechzig Metern Länge und zwanzig Metern Durchmesser. Aber beunruhigender als der Anblick dieses rätselhaften Wracks war die Beschaffenheit des Bodens in seinem Umkreis.
    Es war, als ob ein riesiger Schmiedehammer eine gleichmäßige, untertassenförmige Mulde in den felsigen Hang geschlagen hätte, und der kärgliche Bewuchs von Gras und Heidekraut schien zusammen mit dem losen Geröll buchstäblich in den harten Boden gestampft zu sein. Splitter, geknickte Zweige und eine Masse Blätter, plattgedrückt wie von einer Straßenwalze, zeigten, wo ein kleiner, einsamer Busch gestanden hatte. Und in der Mitte dieser höchst unnatürlichen Senke ruhte das Wrack.
    Terrins fühlte ein Frösteln durch seinen Körper gehen, das nichts mit der Kälte und dem windgepeitschten Regen zu tun hatte, der ihn von hinten anfiel. Die Sonne würde erst in zwei Stunden untergehen, aber schon bevölkerte seine Phantasie diese trostlose Einöde mit Kobolden und unheimlichen Gestalten. Er unternahm eine große Anstrengung, sein Denken in eine klare Richtung zu zwingen, bevor er sprach.
    »Offenbar haben wir es mit einem Raumschiff irgendeiner Art zu tun«, sagte er und schluckte. »Und diese Mulde hier sieht aus, als sei sie irgendwie in den Grund geschlagen worden, um den Aufprall zu mildern – als ob die Aufprallenergie von einer größeren Bodenfläche absorbiert worden wäre, statt vom Schiff allein. Das würde freilich bedeuten, daß dieses Schiff irgendeine Kontrolle über Schwerkraft oder Masseträgheit hatte. Zweifellos ist es entwickelter als die vergleichsweise groben Raketenfahrzeuge unserer Raumforschung …« Er brach ab, sah die drei Männer an, die ihn zum Wrack begleitet hatten – Price war am Funkgerät des Hubschraubers geblieben –, und endete munter: »Was immer die Hilfsmittel waren, die sie gebrauchten, sie waren nicht ganz gut genug. Sie machten eine Bruchlandung.«
    Und das war ein sehr ermutigender Gedanke, sagte sich Terrins. Dieses Wrack machte ihn überaus neugierig. Aber seine Neugierde
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