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Diese eine Woche im November (German Edition)

Diese eine Woche im November (German Edition)

Titel: Diese eine Woche im November (German Edition)
Autoren: Michael Wallner
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Straßenköter sehen, der er ist. Frech, dreckig und so fröhlich wie Venedig. Ich will mein Herz wieder für mich allein haben, verstehst du, Maria? Kannst du das für mich tun? «
    Sie steht auf. Während sie das Kreuzzeichen schlägt, überlegt sie, was das Mädchen oben im Tempel wohl erwarten mag. Pippa verlässt die Basilika rasch, bevor die Japaner zum Ausgang drängen.
    Dort sitzt er. Sitzt am Ufer, hat das T-Shirt ausgezogen und blinzelt in die Sonne. Wie hübsch er aussieht, zum Anbeißen. Moment, denkt Pippa, das ist nicht die Art, wie mein Wunsch in Erfüllung gehen soll. Maria scheint mir nicht zu helfen.
    Pippa freut sich, dass Tonio da ist, zeigen will sie es ihm nicht. Als sie fast vor ihm steht, sagt sie: » Du bist spät dran. «
    Er hebt den Kopf. » Wusste ich doch, dass ich dich hier finde. «
    » Wieso? «
    » In der Klinik haben sie gesagt, dass du gerade entlassen worden bist. « Er steht auf. » Alles okay? «
    » Ich fühl mich mies, aber wenigstens bin ich draußen. «
    Er zieht sein Hemd an, eine kleine Pause. » Rinaldo ist weg. «
    » Und das Hauptquartier? «
    » Nichts davon ist übrig. Ich werde mit ihm telefonieren, irgendwann. «
    Pippa nickt. Was kann man schon sagen? Es ist alles anders. » Was hast du vor? « Sie geht die Stufen zum Wasser hinunter. Grün leckt es an den Steinen.
    » Und du? «
    Sie wissen beide keine Antwort.
    » Wie sieht es mit unseren Arbeitstouren aus? « Sie schaut ihn an. » Das ist vorbei, ja? «
    » Von mir aus « , antwortet er leise.
    » So leicht gibst du das auf? « Sie ist fast beleidigt.
    » Wohin sollen wir das Zeug denn bringen, wenn Rinaldo weg ist? «
    Sie zieht einen Schuh aus, taucht den Fuß ins Wasser. Es ist eiskalt. Das schöne Wetter täuscht. Pippa seufzt. Sie und Tonio können nicht ewig über alles Mögliche reden, nur über das eine nicht. » Ist sie auch weg? «
    » Ganz früh heute Morgen. « Er schlägt die Augen nieder.
    » Wann seht ihr euch wieder? «
    » Woher soll ich das wissen? «
    » Habt ihr nichts ausgemacht? «
    Statt einer Antwort nimmt er ihre Hand und zieht sie hoch. Er hilft ihr, den Schuh anzuziehen, schweigend schlendern sie die Fondamenta Contarini entlang bis zu dem kleinen Park. Dahinter schwanken die Masten der Segelboote im Wind. Viele wurden vor dem Winter schon aus dem Wasser geholt.
    » Puh. « Schon nach dem kurzen Weg kommt Pippa ins Keuchen. » Ich könnte unseren Job fürs Erste gar nicht machen. Ein paar Meter, und ich bin aus der Puste. «
    » Auch wenn du nicht rennen kannst, klauen kannst du bestimmt. « Plötzlich hat Tonio ein gefährliches Leuchten in den Augen. » Ein letztes Mal? Quasi zum Abschied. « Er zeigt Pippa ein elegantes Ehepaar, das auf einer Parkbank sitzt.
    » Ich will nicht. «
    » Wir nehmen es zum Zeichen, dass von jetzt an alles anders wird. «
    Alles anders, denkt sie. » Also los. «
    » Du machst es wirklich? « , fragt er überrascht.
    » Willst du kneifen? « Ohne ein weiteres Wort läuft sie einen großen Bogen um die Parkbank und nähert sich dem Paar von hinten. Tonio setzt ein bekümmertes Gesicht auf und geht auf die beiden zu.
    » Entschuldigung, haben Sie vielleicht meine Hündin gesehen? Sie ist mir weggelaufen. «
    » Das tut mir leid « , antwortet die Frau mit dem kastanienbraun gefärbten Haar. » Wann denn? «
    » Heute Morgen. «
    Der Ehemann trägt einen hellen Hut, ähnlich dem, an den Tonio eine schlimme Erinnerung hat. » Wie sieht Ihr Hund aus? «
    » Ein Rauhaardackel, schwarz, mit einer braunen Schnauze. «
    » Wenn Sie ihn nicht bald finden, würde ich Zettel aufhängen. « Die Frau hat ihre Handtasche und eine Tüte mit Einkäufen neben sich.
    » Ich fürchte, er ist gestohlen worden. « Mit einem Seitenblick beobachtet Tonio, wie Pippa unauffällig hinter der Bank in die Hocke geht. Tonio zeigt zur anderen Seite des Parks. » Dort drüben hat er zuletzt mit seinem Ball gespielt. «
    Pippa richtet sich auf und geht weiter.
    » Hunde in Venedig haben ein schweres Los « , sagt die Frau.
    » Hundebesitzer genauso « , nickt ihr Mann. » Ständig mit einer Plastiktüte hinter den Viechern herrennen, schrecklich. «
    Der Coup ist gelaufen, Tonio könnte die Nummer beenden. » Sie sind nicht von hier? « , fragt er.
    » Wir stammen aus Vicenza. Einmal im Monat kommen wir zum Kaffeetrinken her. «
    » Sie haben sich einen guten Tag ausgesucht. « Er wendet sich zum Gehen.
    » Viel Glück mit Ihrem Hund. «
    Er bedankt sich und läuft weiter. Hinter dem
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