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Diebin der Zeit

Diebin der Zeit

Titel: Diebin der Zeit
Autoren: Vampira VA
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der Bauer das Bewußtsein verloren, aber inzwischen war er wieder zu sich gekommen, wohl auch, weil Ruenne, dieses Biest, ihm ein wenig Schnaps eingeflößt hatte, um sein Martyrium zu verlängern und sich die Zeit mit ihm zu vertreiben.
    Die Zeit bis zu Ravaillacs Rückkehr .
    Marie stöhnte, als der Vampir sie in einem spielerischen Kraftakt drehte und über sich zog, so daß er seinen bevorzugten Trunk aus ihrer Kniekehle genießen konnte, ohne daß sie sich von seinen Lenden abwenden mußte.
    Ihre Brüste schwangen schwer über seinem Bauch, und ihre Lippen stülpten sich weich über den Pfahl, der sich ihnen entgegenreckte.
    Vaugards Schrei brach plötzlich röchelnd ab, als wäre Ruenne seiner überdrüssig geworden. Aber das allein war es nicht, was Racoon aufhorchen ließ und ihn veranlaßte, die Magd von sich wegzustoßen.
    Ruckartig setzte er sich auf. Als Marie neben ihm im Heu raschelte und gar nicht mehr damit aufhören wollte, zog er sie an einem Bein zu sich und versetzte ihr einen Schlag gegen die Schläfe, worauf sie augenblicklich die Besinnung verlor und Ruhe gab, während das Leben unaufhörlich weiter aus ihr floß, aber von Racoon unbeachtet zwischen den dürren Halmen versickerte.
    Er stand auf und glitt zu einer Öffnung des Schobers, durch die bereits der dämmernde Morgen hereinschien.
    Im selben Augenblick betrat etwas Heimtückisches sein Gehirn, so daß er strauchelte, nach vorn kippte und es gerade noch schaffte, einen Sturz zu verhindern. Schweratmend umklammerte er einen Querbalken. Ihm war speiübel, als hätte er das steife Blut einer Toten gesaugt, und in seinem Schädel schien eine Messerklinge zu ste-cken, die hin und her gedreht wurde.
    Die Geräusche und Bilder seiner Umgebung versanken in schwarzen Explosionen, aus denen er immer nur kurz emportauchte und dann wechselnde Gesichter über sich sah. Gesichter, die sich erkennbar keinen Rat wußten. Rocard, Rouault und Rabelais starrten auf ihn herab. Ihre Münder öffneten und schlossen sich asynchron zu den Stimmen, die wie das häßliche Summen eines in Brand gesetzten Hornissennestes klangen.
    Racoon schrie noch gellender, noch furchtbarer als zuvor, und sein geschmeidiger Körper bäumte sich den Geschwistern entgegen. Dann fragte jemand: »Wo ... bin ich ...?«
    Daß es seine Stimme war, begriff Racoon schon nicht mehr .
    *
    Ruenne betrachtete ihr Werk in einer Weise, als versuchte sie ihm einen künstlerischen Anspruch abzugewinnen. Aus ihrer Sicht hatte sie Vaugard tatsächlich eine Gunst erwiesen. Aber es blieb zweifelhaft, ob er den sauberen Schnitt, den sie durch seinen faltigen Hals geführt hatte, zu schätzen wußte. So gut wie kein Blut quoll mehr aus der tödlichen Wunde. Das meiste war schon vorher entführt worden, und so mußte Ruenne nun entscheiden, ob sie ihn zum gehorsam-hörigen Diener haben wollte oder nicht .
    Ihre Überlegung wurden von Geplärre gestört, das von draußen kam. Mißmutig wischte sie sich mit dem Handrücken über die Lippen. Vaugards Weib sah ihr dabei voller Kümmernis zu, aber es rührte Ruenne nicht. Unverrichteter Dinge kehrte sie der Alten den Rücken und trat auf den im Frühlicht liegenden Hof hinaus, wo drei ihrer Brüder jemanden umstanden, den sie - die Spur im Staub zeigte es - aus dem nahen Schuppen herangeschleift hatten.
    Zunächst glaubte Ruenne, es handele sich um einen weiteren von Vaugards Gesinde. Doch dann erkannte sie Racoon, und sie be-schleunigte ihre Schritte.
    »Was ist?« rief sie. »Hat es einer dieser Bastarde gewagt -?« Weiter kam sie nicht.
    Rouault wandte ihr sein hageres Gesicht zu.
    »Nein, nein«, beschwichtigte er sie. »Wir wissen nicht, was mit ihm passiert ist - aber angegriffen wurde er nicht. Es gibt keine sichtbaren Wunden. Aber sein Verstand hat gelitten. Gerade eben fragte er uns .«
    »Ja?«
    ». wo er sei«, mischte sich der kleinwüchsige Rabelais ein, der sich gemeinhin einen Spaß daraus machte, die Ohren seiner Opfer abzuschneiden, sie zu trocknen und wie Perlen an einer Kette aufzureihen, so daß er sie unter seinem weiten Hemd auf nackter Haut tragen konnte. Warum gerade Ohren, verriet er niemandem.
    »Wo er sei?« Ruenne schob ihre Brüder beiseite und kniete neben Racoon im Staub.
    Racoon genoß unter allen Geschwistern Ruennes meisten Respekt - oder wie immer man es nennen wollte. Ihm zu gefallen, tat sie mitunter Dinge, die ihr kaum in den Sinn gekommen wären, hätte sie sich nicht erhofft, damit seine Aufmerksamkeit zu
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