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Diebin der Zeit

Diebin der Zeit

Titel: Diebin der Zeit
Autoren: Vampira VA
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Fenster auf und sehe gerade noch den letzten des Schwarms im Haus verschwinden.
    Durch ein Fenster, das sofort hinter ihm geschlossen wird!
    Erst nach einer Weile merke ich, wie mein Herz hämmert.
    Die Frau, die die geflügelten Besucher empfangen hat, ist Camille, kein Zweifel. Und das Fenster, durch das sie Einlaß erhielten, gehört zum prächtigsten Salon des Hauses, in dem ein Fest im Gange ist, von dem mir niemand sagen konnte oder wollte, zu wessen Ehren es stattfindet.
    Auch Dianne nicht. Dianne, die sich wie ich noch vor wenigen Minuten darüber wunderte, wie groß der Besucherandrang an einem Tag wie diesem ist.
    Was mir an dem Gesehenen den größten Schauder bereitet, kann ich nicht sagen. Aber es friert mich, wenn ich daran denke, zu den anderen zurückzukehren.
    Welche Art von Gespenst hat Camille ins Haus gelassen?
    Ich bin versucht, an einen Streich zu glauben, den mir meine über-reizten Sinne spielen.
    Der Festlärm ist unverändert. Er war auch keinen Moment unterbrochen. Ich muß mich geirrt haben .
    In diesem Moment höre ich mir unbekannte Schritte, die vor meiner Tür verstummen.
    Ich weiß nicht, warum ich so hastig die Kerzen auf der Kommode ausblase. In meinem Kopf wirbeln die Gedanken wie tanzende Schneeflocken.
    Die Tür ist unverriegelt. In dem Moment, da ich einer Eingabe folge, mich aufs Bett werfe und die Augen schließe, als hätte ich mich zu einem Nickerchen niedergelegt, tritt die Fremde ein.
    Ich sehe sie nur den flüchtigen Moment lang genau, als sie kurz im hellen Türgeviert innehält. Als sie ins Dunkel taucht, wird sie selbst zu einem Schatten, der neben mich tritt und mich eine ganze Weile schweigend mustert. Ich spüre den Blick wie Ungeziefer, das über meine Haut kriecht - selbst über Stellen, die den Blicken entzogen sein müßten.
    Plötzlich sagt eine Stimme: »Erhebe dich und beantworte meine Fragen!«
    Es kribbelt noch stärker in meinen Gliedern, als wollten sie diesem Befehl folgen, ganz ohne abzuwarten, was ich eigentlich dazu meine.
    Von irgendwoher ziehe ich die Kraft, um die drohende Panik niederzuringen, und doch erschüttert es mich, daß es in erster Linie Neugierde zu sein scheint, die mich zum Gehorsam nötigt. Neugier, wie es weitergeht.
    Ich setze mich auf den Rand des Bettes und halte die Augen geschlossen. Sie zu öffnen, wurde mir noch nicht gestattet.
    »Du hast eine interessante Geschichte«, sagt die Frau, und trotz der rauchigen Stimme verrät der Ton, wie wenig sie mich achtet. Es klingt, als unterhielte sie sich mit einem dahergelaufenen Hund. »Cees erzählte uns, unter welchen Umständen er dich aufgelesen hat. Angeblich fehlt dir jede Erinnerung - aber könnte es nicht sein, daß du alle hier an der Nase herumführst? Könnte es nicht sein, daß du etwas zu verbergen hast, was dich, wenn es herauskäme, in neuem Licht erscheinen ließe? Immerhin, Cees traf dich im Böhmischen, nahe Prag. Und wir haben lange nichts mehr von unseren dortigen Schwestern gehört .«
    Schwestern? echot es in mir. Sie hat Verwandte dort, woher ich kam ...?
    Ich spüre, daß mehr hinter ihrer Frage steckt. Hinter der ganzen Gestalt, die förmlich bei mir eingebrochen ist!
    »Ich verheimliche nichts«, sage ich. In meinem Kopf ist ein unbeschreiblicher Druck, der mich drängt, Antwort auf alles zu geben, wonach diese Fremde mich befragt. Ich fühle, daß ich diesem Zwang widerstehen kann, wenn ich es nur wirklich will - aber ich zweifele, daß dies auch ratsam wäre. Klüger ist es, zumindest den Anschein zu erwecken, der in mir rumorenden hypnotischen Stimme gehorchen zu müssen. Eine Stimme, die beständig anschwillt.
    Wer ist die Frau, die zu mir kam? Keine von Cees' Eroberungen, daran zweifele ich entschieden! Ihr ganzes Auftreten und ihre Ausstrahlung beweisen, daß sie eine höchst seltene Blume ist.
    Eine Blume, die nur des Nachts in voller Schönheit blüht.
    Was für ein abwegiger Gedanke. Aber offenbar nicht absurd genug, denn ich verweile mit morbidem Genuß in der Idee, auf ein Wesen getroffen zu sein, dessen Menschsein sich - fast wie bei mir -in seinem äußeren Erscheinungsbild erschöpft.
    Am liebsten würde ich dieser Frau ins Gesicht brüllen: Wer bist du? Und wer ... bin ich? Doch das wage ich nicht. Es hätte alles verraten, alles zunichte machen können. Von dieser Frau geht eine spürbare Gefahr aus, denn auch als Unheilsbringerin scheint sie mir überaus ähnlich zu sein .
    »Wenn du nichts zu verbergen hast, warum bist du dann hier -und
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