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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held
Autoren: Andrew Offutt
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daß es das war,
was du siehst. Ich kann als jede beliebige Person erscheinen, Wanze. Während der letzten Jahre hat mich niemand in meiner
wahren Gestalt gesehen. Es macht mir Spaß. Es gibt mir etwas zu
tun. Überlege, junger Mann: Bin ich vielleicht
häßlich und mißgestaltet, hmm?«
    »Im Namen aller Götter, Magier – laß
diesen Mann sterben!«
    Marll lächelte. »Oh, das werde ich. Aber noch nicht so
bald. Er kann uns hören, er kann fühlen, er kann uns sehen,
er fühlt seine Schmerzen. Wie er es soll. Der verräterische
Bastard hat eine Verschwörung angezettelt, um etwas zu bekommen,
das ihm nicht gehört und das ich mir sehr hart erarbeiten
mußte. Er wollte mir sogar einen gewöhnlichen Dieb auf den
Hals schicken, Dieb! Eine Wanze! Ich habe ihn in einer Falle
gefangen, wie ich eine Ratte fangen würde – oder eine
harmlose Maus!«
    Erneut ließ ein Schauder Hanses Stimme erzittern. »Ihr
Götter!«
    »Die wirst du hier nicht finden, junger Mann. Und nun zum
lieben Thuvarandis hier…«
    Marll streckte eine Hand aus. Sein Finger berührte den rohen
Rand der schrecklichen Wunde, berührte ihn lediglich sacht.
    Nachtschatten erschauderte. Während er mit aller Macht und
Willenskraft darum kämpfte, seine Arme zu bewegen, und es ihm
nicht einmal gelang, den Daumen zu krümmen, sah er, daß
auch Thuvarandis vor Schmerzen bei der bloßen Berührung
erschauderte.
    »Ich glaube wirklich, daß ich ihn eine lange, lange
Zeit am Leben erhalten werde. Wie du siehst, hat der geniale Corstic
alle hereingelegt, alle.« Marll, der Corstic war, berührte
stolz seine Brust mit einer Hand, an der ein reich verzierter Ring
funkelte. »Alle sind sie meine Werkzeuge gewesen. Jeder einzelne
von ihnen. Meine betrügerische, lüsterne Frau und ihr
Liebhaber, der mein Vertrauen und meine Güte mißbraucht
hat, und alle zehn dieser ach so willigen Männer, von denen du
gehört hast, junger Mann, junge Wanze!«
    Er verachtet sie alle, begriff Nachtschatten, der innerlich
raste und kämpfte, darum kämpfte, die Kontrolle über
seine eigenen Arme zurückzugewinnen. Er hat sie alle
verführt und in die Falle laufen lassen. Und seither hat er ihr
Elend genossen und sich daran geweidet!
    »Aye, ich glaube, ich werde ihn vorerst noch ziemlich lange
am Leben halten. Du mußt wissen, daß die menschliche
Essenz in diesen beiden Katzen, die du mir freundlicherweise
zurückgebracht hast – gleichgültig, ob die Tiere leben
oder sterben –, daß das Ka der beiden niemals
Frieden finden wird, bis alle zehn von Shurinas Vergewaltigern tot
sind. In der letzten Zeit sind schon zu viele von ihnen gestorben.
Aye, ich glaube, ich werde Thuvarandis eine lange, lange Zeit am
Leben erhalten. Ich mag Katzen, du nicht, junge Wanze?«
    Hanses Verstand erzitterte, als dieser Mann ihm seine grenzenlose
Heimtücke und fröhliche Grausamkeit offenbarte. Aber
Corstic hielt noch einen weiteren Schock für ihn bereit:
    »Natürlich! Du mußt Katzen mögen –
fändest du es nicht einfach wunderbar, selbst eine zu sein?«
    Und genau in diesem Augenblick erweckte irgend etwas Corstics
Aufmerksamkeit, und sein Kopf fuhr wild herum. Was er sah, ließ
seine Augen riesig und starr werden. Seine Stimme war beinahe ein
Bellen. »Laß da… Nein!«
    Unfähig, sich umzudrehen, nahm Hanse die undeutliche,
schemenhafte Bewegung nur aus den Augenwinkeln wahr. Corstic hatte
seine Absichten verkündet und seine Aufmerksamkeit dabei zu sehr
auf Thuvarandis und auf Nachtschatten konzentriert. Aber es befand
sich noch eine weitere Person in diesem Raum, die seine Worte
gehört und verstanden hatte, obwohl sie in einem kleinen,
vielfarbigen Körper gefangen war. Sie hatte reagiert, und sie
handelte. Die gescheckte Katze sprang auf den Tisch neben dem, auf
dem Thuvarandis Höllenqualen litt, und was sie dort tat, war
gewiß kein Zufall. Während Corstic noch mit einem
mißtönenden Schrei in einem verzweifelten Satz an Hanse
vorbei auf Regenbogen-Shurina zusprang, gelang es ihr, ihr Vorhaben
zu vollenden. Die gescheckte Katze stieß die perlmuttfarbene
vom Tisch. Sie fiel zu Boden und zerschellte geräuschvoll.
Porzellanscherben verteilten sich über den Boden.
    Aus übernatürlich geschärften Augen erkannte der
Dieb, daß es wirklich nur eine kleine Statue gewesen war;
nichts rollte aus ihrem zerbrochenen Inneren hervor.
    In Corstics Wutschrei klang echtes Entsetzen auf. Es bewies Hanse,
daß die Statuette für den Magier
außergewöhnlich wertvoll gewesen war. Selbst sein
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