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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held
Autoren: Andrew Offutt
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auch
einen Wurfstern in der Brust und ein Messer im Bauch – was nicht
beabsichtigt gewesen war – und kam immer noch näher. Hanse
probierte den Trick mit dem Amulett und den geschlossenen Augen aus
und konnte hören, wie seine Klingen zu Boden fielen. Als er die
Augen wieder öffnete, sah er nur die Waffen und keinen Marll
mehr.
    Während er sich bückte, um die Waffen wieder aufzuheben,
fragte er sich flüchtig, wie es möglich war, daß
diese spitzen Gegenstände in einer Illusion hatten stecken
können, durch die sie eigentlich hätten hindurchfliegen
müssen. Aber das war jetzt nicht so wichtig, wie sich wieder
umzudrehen und der gescheckten Katze hinterherzueilen.
    Sie floh mit steil aufgerecktem Schwanz von einer
Türöffnung, aus der sich ein Kopf schob, der ihr
hinterherblickte. Der Kopf drehte sich in die andere Richtung, und
seine Augen wurden groß, als er die Klinge herabsausen sah.
Dieser Kopf mußte wirklich gewesen sein; das dumpf klatschende
Geräusch, mit dem er zu Boden fiel, klang wirklich genug. Die
gescheckte Katze blickte zurück.
    »Hab’ dich gleich eingeholt, Regenbogen!« rief
Hanse. »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber in meinen
Adern scheint nur noch Adrenalin zu fließen. Ich bin noch
nie an einem Ort gewesen, an dem es derart von Schrecken und
Todesfallen wimmelt!«
    Die Katze lief weiter, blieb dann stehen und drehte sich um. Sie
stand Seite an Seite mit dem großen roten Kater und
beobachtete, wie Hanse zu ihnen aufschloß. Er keuchte ein
bißchen. Die Katzen warteten mit zuckenden Schwänzen vor
einer hohen, schmalen cremefarbenen Tür, die so eben in der
gleichfarbigen Wand eingelassen war, daß man sie kaum
bemerkte.
    »Mignue hat mir gesagt, daß ihr Katzen Menschen nur
deshalb ertragt, weil ihr keine Türen öffnen
könnt«, murmelte Hanse und versuchte, nicht zu keuchen.
»Das Problem ist, daß ich keine Möglichkeit sehe,
diese zu öffnen! Ich wünschte wirklich, du könntest
sprechen, Regenbogen.«
    Die Katze antwortete ihm, indem sie ihren winzigen Körper
gegen die Tür warf.
    »Oh«, machte Nachtschatten, umklammerte mit einer Hand
das Amulett, ergriff mit der anderen ein blattförmiges
Wurfmesser und versuchte es auf Shurinas Art.
    Die Tür flog nach innen, und er rannte noch vier Schritte
weiter, bevor er zum Stehen kam. So begegnete er dem Mann, den er
noch nie zu sehen geglaubt hatte: dem größten
Zaubermeister von Firaqa.
    Er erblickte Corstic im selben Augenblick, als der große,
sehr langbeinige Mann in der schneeweißen Tunika und der engen
beigefarbenen Hose den Kopf wandte und ihn anstarrte. Das flache
Messer schoß in einem automatischen Reflex aus Hanses Hand,
ohne daß er einen Gedanken daran verschwendete, weil er ein
Meister seines Könnens war. Wenn er lange genug gewartet
hätte, um das Gesicht bewußt wahrzunehmen, das er kannte,
hätte er den Wurf vielleicht noch abgebrochen.
    Nicht, daß das etwas geändert hätte: Das
Meisterungeheuer von Firaqa entging ihm. Nicht durch ein
majestätisches, herrisches, magisches Heben der Arme und
Schnippen der Finger, sondern weil er sich völlig undramatisch
und ohne irgendwelche Zaubereien in die Hocke fallen ließ. Das
schlanke Stahlblatt zischte über seinen Kopf hinweg und schlug
dumpf neben einem Fenster in die Wand. Es war dasselbe Fenster, in
dem Hanse ihn erst vor zwei Nächten gesehen hatte.
    »Das«, sagte Thuvarandis, »ist eine ausnehmend
unhöfliche Art, sich dem mächtigsten Mann von Firaqa zu
nähern, der davon abgesehen auch noch dein Bankier
ist!«
     
    Das große Zimmer besaß einen Holzfußboden und
wurde von mindestens zehn Lampen erhellt, von denen sechs an den
Wänden befestigt waren. Ein langer, breiter
Eichenholzschreibtisch war mit Schreib- und Leseutensilien, einem
Kelch, zwei Krügen, einer reich verzierten, großen
Weinflasche und einem Teller überladen, auf dem ein Knochen und
ein paar Essensreste lagen, wahrscheinlich die Überbleibsel vom
Abendessen des Magiers. Auf zwei langen Tischen, die vor zwei
verschiedenen Wänden standen, offensichtlich die Arbeitstische
des Zauberers, stapelten sich alle möglichen Gegenstände.
Aye, Nachtschatten konnte sogar ein paar Gefäße und
verschlossene Töpfe entdecken, die wohl jeder Magier besaß
und die wahrscheinlich Dinge enthielten, die nur Corstic sehen
wollte. Wie man Hanse gesagt hatte, stand inmitten des Durcheinanders
offen sichtbar eine glänzende, perlmuttfarbene kleine Statuette:
eine Katze.
    Rechts von diesem Tisch und ein paar
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