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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held
Autoren: Andrew Offutt
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Gesicht
und seine Gestalt begannen zu flackern, als sei seine ganze
Aufmerksamkeit auf seinen Verlust und auf Shurina gerichtet, so
daß er Marlls Erscheinung kaum noch aufrecht erhalten konnte.
Hanse erkannte, daß Corstic ein großer Mann mit langem
Haar war, dessen Stirn sehr hoch wirkte, weil ihm allmählich das
Haar ausfiel.
    Unglücklicherweise war auch Shurinas Aufmerksamkeit
abgelenkt, sie hatte sich zu sehr auf ihre Aufgabe konzentriert. Der
wutentbrannte Magier ergriff ihren kleinen Körper mit beiden
Händen, und einen Augenblick später hatte er ihn auch schon
über den Tisch und gegen die Wand geschleudert. Im selben
Moment, als ihr kleiner Kopf gegen die Wand prallte, vernahm Hanse
ein scharfes, knackendes Geräusch. Als er das Blut sah, das der
Katze schon aus der Nase und dem Maul lief, während sie noch auf
den Tisch zurückfiel, wußte er, daß sie tödlich
verletzt war. Die Wut kochte schmerzhaft heiß in ihm auf, und
in seinem Versuch, sich zu befreien, war er plötzlich
schweißgebadet.
    Seine Finger zuckten.
    Ich kann mich be… ich kann mich beinahe
bewegen…
     
    Es spielte keine Rolle. Der schrille, gräßliche Schrei,
der zur gleichen Zeit ertönte, als Regenbogen zurück auf
den Tisch fiel, war nicht von ihr gekommen. Er klang ähnlich wie
die Liebesschreie der Katzen in der Paarungszeit, aber noch viel
schlimmer. Hanse drehte gerade mühsam den Kopf, als ein
flammender Streifen durch die Luft zuckte und so heftig gegen den
Magier prallte, daß der große Mann strauchelte. Aber es
war keine Flamme, es war ein großer und wildgewordener roter
Kater. Klauen fuhren in Stoff und Haut, gruben sich ein und zerrten,
gekrümmte Fänge schlugen in Corstics Hals. In die Haut
hinein und tiefer, während Wunder geräuschvoll zubiß.
Als der Magier seine Qual herausschrie und das Tier von sich
riß, riß er sich dabei ebenfalls Fleischfetzen aus dem
Leib, die in den Krallen und Fängen des Katers
hängengeblieben waren. Der Kater prallte auf den Tisch, und
Gefäße und Schüsseln klirrten. Staub oder irgendein
Pulver wurde aufgewirbelt und stieg in einer bleichen Wolke auf. Ein
paar Zoll entfernt zuckte Regenbogen. Blutüberströmt
breitete der Magier die Arme aus, und der große Kater
schoß mit aufgerissenem roten Maul steil nach oben und zwischen
sie. Aus seiner erhöhten Absprungsposition auf dem Tisch landete
Wunder diesmal in Corstics Gesicht, das das Gesicht von Marll war.
Und Wunder zerrte und schlitzte und vergrub seine Fänge und
schleuderte wild den Kopf hin und her, während er mit aller
Kraft kämpfte.
    Der Lärm, den der knurrende und fauchende Kater erzeugte, war
so schlimm, daß Hanse sich wünschte, taub zu sein. Dieser
Lärm und Corstics Stöhnen.
    Nachtschatten stürzte beinahe zu Boden, als er schlagartig
die volle Kontrolle über seinen Körper zurückerlangte.
Er konnte kaum etwas erkennen, weil Corstic ihm den Rücken
zugewandt hatte, während er mit dem dämonischen Kater
kämpfte, den er selbst geschaffen hatte. Und jetzt bemerkte
Hanse, daß sich der Kopf und die Gestalt des angeblichen Marll
noch mehr veränderten, und er begriff, daß der Magier die
Kontrolle über seine Zauberfähigkeiten verloren hatte. Der
Meisterhexer war zu einem gewöhnlichen Mann geworden, der Qualen
litt. Mit beiden Händen und seiner ganzen Aufmerksamkeit
kämpfte er darum, sich aus dem Griff des Katers zu befreien. Er
fügte sich dabei noch mehr Schmerzen zu, denn die Krallen und
Zähne des Tieres hatten sich fest in seinem Gesicht und seiner
Brust vergraben. Sie saßen fest und arbeiteten.
    »Laß los, Wunder! Denn das Ungeheuer wird gleich umfallen!« schrie Hanse.
    Der Magier wirbelte herum und riß den Kater aus seinem
Gesicht, und Blut spritzte aus seinem zerrissenen Fleisch. Noch
während er sich umdrehte, hob er den Kater hoch über seinen
Kopf, um ihn als Wurfgeschoß auf den Mann zu schleudern, den er
vergessen hatte, den Mann, dessen Waffen zu entfernen er sich nicht
die Mühe gemacht hatte, weil er verständlicherweise auf
seine eigenen Zauberkräfte vertraute.
    Einen flüchtigen Augenblick lang sah Hanse, daß Corstic
seine Züge nicht deshalb hinter Scheinbildern verborgen hatte,
weil er häßlich oder mißgestaltet war; der
große Mann mußte gut ausgesehen haben. Doch jetzt nicht
mehr, nicht, nachdem blutige Fetzen seines Gesichtes an den Klauen
und Fängen des großen roten Katers baumelten.
    Er kam nicht mehr dazu, Wunder zu werfen, denn Hanse bewegte sich
zu schnell. Corstics
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