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Die Zweitfrau

Die Zweitfrau

Titel: Die Zweitfrau
Autoren: Gabriele Ploetz
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gedacht, dass das doch die Gelegenheit ist, mit Champagner anzustoßen.“
    „Nun denn, für uns nur das Beste, aber reichlich. Ist gerade gut genug“, flachse ich, nehme ihm die Flasche ab, um sie in den Kühlschrank zu stellen.
    „Aber erst trinken wir Kaffee, oder?“
    „Klar, erst Kaffee, keine Frage, aber wir wollen auch nicht zu lange mit dem edlen Getränk warten. Ich habe schon oft gehört, dass es hin und wieder vorkommen soll, dass Champagner schlecht wird, wenn man ihn zu lange aufbewahrt.“
    „Nun ich denke nicht, dass diese Gefahr bei uns besteht.“
    Im Hintergrund läuft leise Musik, der Raum ist nur durch die Kerzen beleuchtet und es wirkt alles ein klein wenig geheimnisvoll, aber urgemütlich.
    „Wie läuft Weihnachten bei euch ab?“
    „Die Kinder werden kommen, wir gehen zur Kirche, essen, bescheren, sitzen zusammen und reden. Und was machst du?“
    Ich fühle einen kleinen Stich, als ich das höre.
    „Da meine Tochter nicht kommt, hab ich mir vorgenommen, mich ordentlich mit Stoffen einzudecken und über die Tage zu nähen. So hab ich mir das gedacht“, beantworte ich seine Frage.
    Es ist einen Moment still zwischen uns.
    „Keine Besuche, nichts?“
    „Nein, keine Besuche, nichts. Ist aber nicht so schlimm, ich bin froh, wenn ich einige Tage Ruhe habe. Machst du Urlaub zwischen den Jahren?“
    „Nein, keinen Urlaub. Ich werde arbeiten, wie immer. Viele nehmen Urlaub und so werde ich in Ruhe arbeiten können.“
    „Ich arbeite erst im neuen Jahr wieder“, freue ich mich. „Dann können wir ja telefonieren, ohne dass uns jemand stört.“
    Draußen dämmert es bereits, der Verkehr nimmt zu, wir hören die Autos und freuen uns, dass wir zusammen hier sitzen können.
    „Hol doch mal den Champagner!“
    Schnell stehe ich auf, hole die Flasche und Gläser.
    Geschickt öffnet Peter die Flasche, schenkt uns ein. Wir stoßen an, wobei er versucht, meinen Blick festzuhalten. Ich werde unruhig und senke schnell die Augen, als bemerke ich es nicht. Nie zuvor ist mir aufgefallen, wie strahlendblau seine Augen sind. Er schaut mich mit einem Blick an, von dem ich nicht weiß, wie ich ihn nennen soll. Dann fällt es mir ein. Er schaut „gütig“, ja, das ist das passende Wort. Mir wird ganz warm ums Herz, als ich das erkenne. Der Mann macht mich nervös, das wird mir immer klarer. Was mich jedoch am meisten irritiert ist, dass ich immer wieder mal den Gedanken habe, ich könnte mich irren. Schon seit längerer Zeit habe ich das Gefühl, er würde so extrem „handzahm“ werden. Kann das sein? Gerade er hat mir doch in vielen Gesprächen versichert, dass er eine gute Ehe führt, dass er fest verwurzelt ist in seiner Heimat. Und dennoch werde ich den Gedanken nicht los, dass irgendetwas nicht stimmen kann. Was will er hier bei mir, wenn die Ehe so toll ist? Passt nicht so richtig zusammen für mich.
    Viel zu schnell vergeht wieder mal die Zeit mit ihm und da wir beide kräftig dem Champagner zugesprochen haben, schlägt Peter vor, dass wir doch noch rasch in einem nahegelegenen Lokal eine Kleinigkeit essen gehen können. Begeistert stimme ich zu. Rasch räumen wir die Gläser auf, helfen uns gegenseitig in die Mäntel und schon können wir los.
    „ Du hast es wirklich gut getroffen mit der Wohnung. Nur runter mit dem Aufzug, aus dem Haus und schon in das Center rein, wo alles zu finden ist, was der Mensch braucht und will.“
    „ Jeder so, wie er es verdient“, antworte ich lachend, während wir das Center betreten.
    Hier herrscht ein Gewimmel wie meist. Die Leute genießen es, einkaufen gehen zu können, oder einfach nur zu flanieren, ohne die Kälte oder den Regen spüren zu müssen. Selbstverständlich gibt es viele Lokale in denen man essen kann. Rasch entscheiden wir uns für das italienische Lokal, denn wir lieben beide die Küche des Landes. Während wir warten, beobachte ich die Menschen, die um uns herum sitzen und laufen. Ich finde das, wie immer, hochinteressant und mache Peter auf einige Leute aufmerksam. Manche Leute eilen, ja hasten fast durch die Gegend, schauen weder rechts noch links. Andere stehen herum und sprechen miteinander, wobei sie den Durchgangsweg versperren und andere behindern. Wieder andere scheinen zu bummeln, während sie die Auslagen der diversen Geschäfte begutachten. Ich bin wie immer völlig gefangen von dem Treiben.
    Peter fragt:
    „Bist du schon öfter hier gewesen in diesem Lokal?“
    „Wie kommst du denn darauf? Für so etwas habe ich gar keine Zeit.
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