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Die Zweitfrau

Die Zweitfrau

Titel: Die Zweitfrau
Autoren: Gabriele Ploetz
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mir charmant die Tür, lässt mich einsteigen, bevor er selber auf seiner Seite Platz nimmt. Schon kann es losgehen.
    „Wohin fahren wir?“
    „Ich kenne ein kleines nettes Lokal in der Nähe, da kann man sehr gut essen und es ist nicht so überfüllt. Wir bekommen also mit Sicherheit einen Tisch.“
    Schon nach kurzer Zeit sind wir dort. Von außen sieht das Haus sehr mitgenommen aus. Niemals würde ich auf den Gedanken kommen, dass sich hier ein Lokal verbirgt. Drinnen ist alles sehr vornehm und ich bin froh, dass ich mich, ohne zu wissen, was mich erwartet, entsprechend gekleidet habe. Ein Ober eilt uns entgegen und weist uns einen Tisch am Fenster zu. Zufrieden nehmen wir Platz.
    Die Speisekarte ist beeindruckend und verspricht totalen Genuss. Wir bestellen und als der Ober uns verlässt, können wir ungestört reden.
    „Alles in Ordnung bei dir?“, frage ich Peter und der nickt, bevor er antwortet:
    „Ja, jet zt ist alles in Ordnung. Weißt du, die Gespräche mit dir haben mir sehr gefehlt. Es tut immer so gut, mit dir zu telefonieren.“
    „Oh, dann ist es vielleicht nicht das Richtige, dass wir uns getroffen haben? Wäre besser gewesen, wir hätten uns nochmal an den Apparat gehängt?“, frage ich ihn verschmitzt.
    Ich will ihn nur ein wenig auf den Arm nehmen, denn das, was er hier sagt, kommt mir plötzlich doch sehr gefährlich vor.
    „Kannst du bitte mal ernst sein? Haben dir unsere Gespräche nicht gefehlt?“
    Ich bleibe einen Moment stumm, bevor ich zugebe:
    „Doch natürlich, mir haben sie auch gefehlt. War jetzt schon eine lange Zeit, dass wir nichts voneinander gehört haben. Ich hab mich schon sehr an dich gewöhnt, das kann ich nicht anders sagen. Aber ein Drama ist das nicht, ich komm schon zurecht.“
    Peter schaut mich eine Weile stumm an. Mir wird unbehaglich unter diesem Blick. Was will er denn von mir? Was sollt diese Fragerei? Was geht hier eigentlich vor? Bin ich im falschen Film? Ich weiß nicht, was von mir erwartet wird und das gefällt mir gar nicht.
    Es ist fast ein Glück, dass in diesem Augenblick der Ober mit den Getränken kommt. Die Stille fängt an, unangenehm zu werden. Als er wieder gegangen ist, heben wir die Gläser, stoßen an und trinken den trockenen Rotwein.
    „Ist wirklich alles in Ordnung bei dir? Du wirkst so seltsam, irgendwie nicht wie du selbst. Hast du Ärger in der Firma? Ist jemand in der Familie krank? Nun sag doch endlich, was los ist. Das macht mich ganz verrückt, wenn ich spüre, etwas ist nicht Ordnung und ich muss im Dunkeln sitzen.“
    Wieder diese Stille, wieder sieht mich Peter mit diesem seltsamen Blick an. Endlich holt er tief Luft und sagt:
    „Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass wir uns jetzt schon sehr lange kennen? Könntest du dir eventuell vorstellen, dass ich nicht ausschließlich deshalb zu dir komme, weil dein Kaffee so gut ist?“
    Ich bin erstaunt über das eben Gesagte. Natürlich mache ich mir schon hin und wieder Gedanken. Aber da ich viele Männer kenne, mit denen ich befreundet bin, schiebe ich das einfach immer schnell beiseite. Mir kommt es nicht so seltsam vor, mit jemandem befreundet zu sein. Und wenn ich auch manchmal denke, dass er ein ganz toller Mann ist, verlässlich. Ein Mann, dem man vertrauen kann, ist mir immer bewusst, dass er verheiratet ist, Kinder hat. Seiner Aussage nach, mit seinem Leben zufrieden ist. Das ist in Ordnung für mich. Ich sehe ihn direkt an und frage:
    „Was willst du mir eigentlich sagen? Was möchtest du hören?“
    Er fasst über den Tisch nach meiner Hand, hält sie fest, streicht mit dem Daumen über meinen Handrücken und schaut mich nur an.
    „Hast du mich gerne um dich?“
    Ich senke schnell die Augen, denke nach. Was soll ich sagen? Was ist noch richtig, was kann in die falsche Richtung laufen? Es ist schwierig für mich. In mir beginnt es zu arbeiten.
    „Natürlich hab ich dich gerne um mich“, murmle ich, „ich bin gerne mit dir zusammen. Es ist immer nett, man kann gut mit dir reden. Wir lachen viel zusammen. Es ist toll. Das möchte ich nicht missen.“
    „Und das ist alles?“
    Wieder schweige ich. Nein, er würde mich nicht dazu bringen, etwas über meine Gefühle zu sagen. Das ist nicht mein Ding. Auch wenn ich über die Feiertage häufig über ihn und vor allen Dingen über „uns“ nachgedacht habe, ich werde nichts sagen!
    Endlich traue ich mich, ihn anzusehen. Peter schaut mich noch immer mit seinem bohrenden Blick an. Er räuspert sich:
    „ Du hast mir
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