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Die Zweitfrau

Die Zweitfrau

Titel: Die Zweitfrau
Autoren: Gabriele Ploetz
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Abend nicht, auch die Wortmel dungen am Ende des Vortrags haben etwas für sich, das kann man nicht anders sagen. Aber so überwältigend ist es nun auch wieder nicht. Dennoch, alles in allem eine ganz gut organisierte Veranstaltung. Vor allen Dingen wie die Parteimitglieder einander helfen, das ist schon beeindruckend. Auf jeden Fall sind wir froh, als wir gehen können. Siggi erklärt mir auf dem Heimweg, bzw. in dem Lokal, in dem wir noch Zuflucht suchen, dass der eine der beiden Herren ein alter Schulkamerad von ihm ist, den er schon längere Zeit nicht mehr gesehen hat. Den Anderen kennt er gar nicht.
    Wir sind sehr beeindruckt von dem eben Erlebten, kommen aber schnell überein, dass es sicher auch in dieser Partei nicht anders ist als bei uns. Die Vorbereitungen, die für so einen Abend notwendig sind, werden sicher - genau wie bei uns - immer von den gleichen Leuten geleistet werden. Wir kennen das zur Genüge. Immer wieder ärgerlich, aber nicht zu ändern. Natürlich wird das jemand, der zu einer politischen Veranstaltung kommt, niemals merken.
    Gut zwei Wochen später findet in Böblingen ein interessanter Abend, ebenfalls politisch und auch vom gegnerischen Lager, statt. Aber der Redner ist Lothar Späth!!! Das „Cleverle“ unseres schönen Bundeslandes. Da will ich hin, auf jeden Fall. Ich will auch nicht lange in der Gegend herumtelefonieren, ob jemand mitgehen möchte. Also beschließe ich, alleine zu fahren. Rechtzeitig bin ich dort, lange vor der Zeit, denn mir ist klar, dass es sicher viele Menschen zu dem Vortrag ziehen wird. Es ist also enorm wichtig so frühzeitig da zu sein, damit man noch einen Sitzplatz bekommt.
    Und richtig, die Leute strömen geradezu an den Ort des Geschehens. Eine richtige Menschenmenge ist hier, was mich nicht weiter verwundert. Der Name „Lothar Späth“ ist natürlich noch immer ein echter Magnet.
    Ein wenig verloren komme ich mir schon vor, als ich die Halle betrete. Mein Blick wandert umher, um einen Platz zu sichten, den ich für mich erobern kann. Und plötzlich wird mir klar, dass ich gerade jemanden gesehen habe, der mir bekannt vorkommt. Tatsächlich, als ich meinen Blick wieder retour schweifen lasse, kommt der Mann schon auf mich zu. Er lächelt und ich suche verzweifelt in meinem Gedächtnis nach Hintergrundinformationen. Woher kenne ich ihn nur? Keine Ahnung, aber ich kenne ihn, daran gibt es keinen Zweifel. Also lächele ich auch, als wir uns die Hände schütteln.
    „So, wieder im Einsatz?“ fragt er.
    „Eine trifft es eben“, ist meine Antwort, denn schlagartig wird mir klar, woher ich ihn kenne.
    „Haben Sie schon einen Platz?“
    „Nee, wie auch? Bin doch gerade erst gekommen.“
    „Dann setzen Sie sich doch zu mir, ich sitze da vorne.“
    Ich bin dankbar, brauche ich doch nicht länger zu suchen, obwohl es mir lieber gewesen wäre, nicht gerade ganz vorne zu sitzen. Da hat man keine Möglichkeit unbemerkt zu flüchten, wenn sich der Abend - wider Erwarten - als langweilig entpuppt. Dennoch nehme ich das Angebot an. Wir reden noch ein wenig bevor es los geht und ich versuche die ganze Zeit, immer wieder, auf seinen Namen zu kommen. Wie peinlich, man sitzt neben jemanden, kennt den auch und weiß einfach den Namen nicht. So bin ich sehr froh, als Lothar Späth auf die Bühne ans Rednerpult tritt und seinen Vortrag beginnt.
    Ein guter Vortrag, lustig vorgetragen, viele Informationen, die allerdings so verpackt sind, dass es eine Freude ist, ihm zuzuhören. Die Zeit vergeht sehr schnell und nicht eine Minute verliere ich das Interesse. Schade, dass er in der falschen Partei ist, denke ich für mich. Aber er sieht das sicher anders.
    Als der Vortrag zu Ende ist, bilden sich Grüppchen, die miteinander diskutieren. Ich bin froh, dass mein „Begleiter“ kein Interesse daran zeigt, sich an den privaten Diskussionen zu beteiligen, sondern vorschlägt, dass wir noch gemeinsam etwas trinken gehen. Wir fahren also los, ich hinter ihm her, weil er ein nettes Lokal kennt.
    Es ist wirklich nett, richtig gemütlich. An den Fenstern hängen kleine, dekorative Gardinen, auf den Tischen stehen, neben Kerzen in violetter Farbe, die farblich abgestimmten Blümchen. Kein Neonlicht, sondern warmes, gedämpftes Licht erhellt den Raum. Entsprechend gut besucht ist es auch. Aber wir können tatsächlich einen kleinen Tisch für zwei Personen erobern. Als wir sitzen und ich genug davon habe, in meinem Gedächtnis nach dem Namen meines Begleiters zu forsten, gebe ich
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