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Die Zukunftsmacher

Die Zukunftsmacher

Titel: Die Zukunftsmacher
Autoren: Peter Haining
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Triumph durchflutete Tyne. Also hatte er doch richtig geschätzt. Benda hatte ihn aus demselben Grund »gerettet«, aus dem ihm Murray Hinweise auf sein Versteck gegeben hatte. Tyne war absolut wichtig für ihren Plan. Die ganze Zeit schien er am Rande der Ereignisse gestanden zu haben und war doch im Mittelpunkt gewesen.
    Murray hatte ein sicheres Versteck für den Mikrofilm gebraucht. Ein Versteck, zu dem seine Kontaktperson auch dann noch Zugang hätte, wenn er selbst ausgeschaltet wäre. Es war ein leichtes für ihn gewesen, die Mikrofilmspule in einem der Stahlfinger von Tynes Prothese zu verstecken, während er auf dem Mond ohnmächtig war. Dann hatte er Tyne ordentlich aufgeheizt, um sicher zu sein, daß er ihn verfolgen würde und hatte ihm sein Versteck durch Hinweise verraten. Immer wenn Tyne geglaubt hatte, aus freiem Willen zu handeln, waren seine Bewegungen längst von anderen Kräften vorgezeichnet gewesen. Und die Marionette hatte brav getanzt und war sich ihrer Fäden nicht einmal bewußt geworden.
    Benda, die den Zorn auf Tynes Gesicht sah, stieß ihm die Pistole in die Seite.
    »Los, schießen Sie doch! Ich bin weniger Amateur als Sie glauben. Es ist klar, warum Sie Murray im Tempel zurückgelassen haben und nicht mich. Bevor ich kam, hat er Ihnen gesagt, wo er den Film versteckt hat, stimmt's?«
    »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich mochte Sie ganz gerne.« Sie schloß die Augen und drückte ab.
    Tyne öffnete seine gesunde Hand und zeigte ihr die Projektile.
    »Ich holte sie aus Ihrer Pistole, während Sie mit der Steuerung beschäftigt waren. Ich dachte mir schon, daß Sie gefährlich sind, Benda. Und ich hatte recht.«
    Völlig unerwartet brach das Mädchen in Tränen aus. Tyne war nicht klar, daß diese Tränen Erleichterung verrieten. Erleichterung, ihre Pflicht erfüllt zu haben und ihn trotzdem nicht töten zu müssen. Tyne nahm ihr die Pistole weg und lud sie. Dann steckte er sie in seine Tasche.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Hubschrauber zu und übernahm das Steuer.
    Das Sperrfeuer hatten sie hinter sich gelassen. Sie flogen jetzt über den Dschungel und gewannen immer noch an Höhe. Tyne schaute nach rückwärts. Ein V-förmiger Abfangjäger, der schnell hochstieg, verfolgte sie.
    Sie mußten entweder landen, oder sie würden abgeschossen werden. Tyne drosselte den Motor. Sie verloren rasch an Höhe. Er fühlte sich total erschöpft in diesem Augenblick.
    Vor ihnen erhob sich blau und dunstig ein »Ei« aus dem Fleckenteppich der Landschaft. Es war das Raumschiff von Alpha II. So nahe waren sie also bei der roskianischen Kolonie. Tyne brummte. Den Besuch dort hatte er sich wenigstens gespart. Mehr noch, fünf Minuten vor zwölf hatte er doch noch die Situation gerettet. Benda saß apathisch neben ihm. Jetzt hatte er die Kontrolle übernommen.
    Hören konnte er ihn nicht; aber er fühlte, daß der Abfangjäger sie einholte. Tyne riß das Steuer herum. Der Hubschrauber glitt seitlich weg. Doch sie waren nicht außer Gefahr. Etwas explodierte über ihnen. Das Kontrollsystem des Hubschraubers fiel sofort aus.
    Tyne fluchte, als der Helikopter umkippte und er mit dem Kopf an einen Metallträger schlug.
    »Festhalten!« schrie er.
    Krachend schlugen sie auf. Bei dem entsetzlichen Aufprall flogen überall grünliche Brocken herum. Der Hubschrauber zerbrach alles. Doch sie hatten noch Glück. Sie waren in ein Dickicht aus riesigen Kakteen gestürzt. So waren sie wie von einem großen, gummiartigen Kissen abgefangen worden.
    Stöhnend rollte sich Tyne zur Seite. Benda lag quer über ihm. Er zerrte sie hinter sich her und kletterte aus den Trümmern. Die Kakteen stachen höllisch. Benommen schaute er sich um.
    Der Hubschrauber war in ein altes Lavafeld gefallen. Gefurcht und zerborsten, konnte es außer Kakteen nichts hervorbringen. Die Landschaft war total unwirtlich. Etwa zweihundertfünfzig Meter entfernt zog sich ein niedriger Wall entlang: die befestigte Umgrenzung der roskianischen Kolonie. In dem Moment, in dem er den Wall entdeckte, ließ Tyne sich auf die Knie fallen. In Reichweite jenes Gebiets zu sein, war nicht opportun.
    Als er das bewußtlose Mädchen hinter ein Kaktusgebüsch zerren wollte, streifte ein Schatten über ihn hinweg. Der Abfangjäger war im Begriff zu landen. Es wunderte ihn, daß sich noch keinerlei Aktivität in der roskianischen Kolonie zeigte. Bisher hatten sie auf jedes Flugzeug geschossen, das sich so nah an ihren Grenzen bewegt hatte. Er bettete
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