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Die Zukunftsmacher

Die Zukunftsmacher

Titel: Die Zukunftsmacher
Autoren: Peter Haining
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Oama-Kippen waren über den ganzen Boden verstreut. Die Jupitermenschen lagen in den Ecken zusammengekauert, schnarchend. Nar hing über seine Bartheke und Brondar, der immer noch munter war, hatte Schluckauf und fluchte gegen die wildbemalte Decke.
    In dem Moment kam ein Schwarm Kam-Vögel von den Bergen hergeflogen. Sie überquerten die Stadt und schossen der aufgehenden Sonne entgegen. Sie sangen ihr Lied, hoch, süß und eindringlich. Fast unmittelbar darauf ertönte ein schwaches Gebrumme als Antwort.
    Kerac fiel etwas ein, die erste schwache Möglichkeit für eine Lösung. Er lauschte. Seine Flöte fiel klirrend zu Boden. Er bückte sich, um sie aufzuheben und betrachtete sie abwesend. Dann öffneten sich seine Augen weit. Er schaute zu Brondar hinüber, der sich unruhig bewegte und mit heiserer Stimme fragte:
    »Was war'n das? Dieses Geräusch!«
    »Die Vögel«, murmelte Nar. »Die Kam-Vögel.«
    »Au!« Brondar schüttelte den schmerzenden Kopf. »Ich meine das andere Geräusch, das andere.«
    »Marsbeben«, antwortete Nar und kam schwächlich auf die Beine. »Schichten brechen in den Hügeln auseinander.«
    Kerac sprang auf, die Flöte in der Hand. In seinem Gehirn überstürzten sich die Einfälle. Diese idiotischen Jupitermenschen wußten nicht einmal, daß die Schwarze Rasse in den Bergen noch lebte!
    Und die Kam-Vögel. Sie wurden Teil eines ungeheuren Plans, der in Kerac plötzlich entstanden war.
    Brondar schwankte. Dann erhob er sich. Sein rot aufgedunsenes Gesicht war vor Schmerz verzogen. »Oa. Wohin willst du, Marsmensch?«
    Brondar versperrte den Weg zur Tür.
    In letzter Verzweiflung ergriff Kerac einen leeren Utana-Krug und ließ ihn mit voller Kraft auf Brondars Schädel sausen.
    Brondar war nicht länger ein Hindernis.
    Die gemalten Schilder hatte man bei Nacht nicht sehen können, als Kerac das erstemal in diese Richtung gelaufen war. Alle hundert Meter hatte man sie aufgestellt. Die schwarzen Buchstaben glänzten in der Morgensonne.
     
    ACHTUNG!
    MARSBEBEN
    BODENBEWEGUNGEN
     
    In kleinerer Schrift stand darunter: »Jeder Angestellte der Jupiter-Minengesellschaft, der hier angetroffen wird, kann mit seiner sofortigen Entlassung rechnen.«
    Kerac stand eine ganze Weile davor. Die Sonne wärmte seinen hochgewachsenen Körper. Die Hügel waren nicht weit weg, rosig überglänzt von den frühen Sonnenstrahlen. Der Strom glitzerte wie Millionen blitzender Messerschneiden. Kerac versuchte, das Puzzle aus den Verbotsschildern und der Dummheit der Stadtbewohner zusammenzusetzen.
    Die Schwarze Rasse hatte unberührt in den Bergen überlebt. Die Jupiter-Arbeiter nannten das Geräusch, das von den Bergen kam, »Marsbeben«. Es gab nur eine einzige denkbare Erklärung. Große Schürfarbeiten wurden im Süden vorangetrieben. Die südlichen Berge waren schon von allen Angehörigen der Schwarzen Rasse geräumt. Die nördlicheren Gebiete würden auch bald folgen, sobald die Jupitermenschen mit den Vorbereitungen für die Ausgrabungen fertig wären.
    Die offiziellen Stellen hatten entschieden, daß bis zu jenem Zeitpunkt das Vorhandensein der Schwarzen Rasse geheimgehalten würde. Was der einfache Arbeiter nicht wußte, konnte ihm auch keine Sorgen bereiten. Wenn die Arbeiter dagegen von der drohenden Gefahr wüßten, hätten viele sofort mit der Arbeit aufgehört. Sie waren nämlich ein abergläubisches Völkchen, diese Jupitermenschen.
    Die Schwarze Rasse war jedoch keine wirkliche Gefahr. Sie hatten nicht genug Verstand, um sich zu organisieren und anzugreifen. Sie töteten sich eher gegenseitig. Sogar ein intelligenter Mann wie Kerac würde sie nicht zu einem organisierten Angriff führen können. Die Jupiter-Regierung wußte das ganz genau. Sonst hätte sie Kerac nie erlaubt zurückzukehren.
    Kerac setzte seinen Weg in der mörderischen Hitze fort.
    Auf der Spitze des Berges war es kühler. Von seinem Platz aus konnte er beide Städte überblicken die alte und die moderne Stadt. Vom Süden her kamen Geräusche von den Ausgrabungen in den Gelben Bergen.
    Er wartete geduldig, bis die Kam-Vögel über die Höhlen hinwegflogen. Ihnen folgte ein »Marsbeben« als Antwort.
    Als die Vögel verschwunden waren, nahm Kerac mit zuversichtlichem Lächeln die Flöte an die Lippen und spielte die gleichen Töne, die die Vögel gesungen hatten – zehn Töne, kurz und klagend. Ihnen folgten sechs lange harmonische Akkorde, und danach tiefere und eindringlichere Töne. Es klang wie ein auffordernder Ruf. Wieder und
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