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Die Zukunftsmacher

Die Zukunftsmacher

Titel: Die Zukunftsmacher
Autoren: Peter Haining
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zurück. Die Nacht war wieder so ruhig und schön wie die Sterne. Jupiter schien zu frohlocken.
    Kerac kehrte auf wackligen Beinen in die Jupiterstadt zurück. Der Weg führte ihn an dem glitzernden Fluß entlang. Seine Haltung, jeder Schritt drückten tiefste Verzweiflung aus.
    »Heda!«
    Kerac ging weiter die enge Gasse entlang.
    »Heda! Du!« Ein Jupitermensch, riesengroß mit langen Armen, taumelte aus einer grell beleuchteten Utana-Kneipe.
    Kerac ging weiter.
    »He!«
    Der Mann packte Kerac, wirbelte ihn herum und stieß ihn zu Boden.
    »Wenn ich mit dir rede, hast du zuzuhören!« grunzte er. Er war gewaltig aufgedunsen und roch nach dem Oama-Kraut und nach Utana-Schnaps, der das Hirn vernebelte.
    Kerac versuchte, aufzustehen. Doch mit dem schweren Stiefel stieß der Mann ihn wieder zu Boden. Das rote Gesicht grinste.
    »Bist du der Marsmensch?«
    Kerac nickte, um einen weiteren Tritt mit dem Stiefel zu vermeiden.
    »Das dachte ich mir.« Der Jupitermensch lachte trunken. »Jetzt wirst du mich unterhalten, Marsmensch. Du mußt mir gehorchen.«
    Kerac schaute den Jupitermenschen an. Eine Menge begann sich zusammenzurotten. Der große Mann drehte sich zu der Masse um.
    »Er ist der Marsmensch. Der Musiker, von dem ihr gehört habt.«
    Gemurmel erhob sich. Jemand sagte: »Also ist das ein Marsmensch? Bei den Zähnen von Jobar, der ist aber zerbrechlich!«
    Der dicke Jupitermensch sprach weiter, nachdem er einen tiefen Schluck Utana aus einer Flasche genommen hatte: »Dieser Musiker wird jetzt für uns spielen. Schafft ihn 'rein.« Eine Hand schubste Kerac. Er kam mühsam auf die Füße und protestierte. Eine Faust holte aus und gab ihm einen Schlag über die Lippen. Finger griffen nach ihm. Heiße, schwitzende Körper schoben ihn in die Utana-Kneipe, die grell erleuchtet war von gleißenden Lampen. Die Luft war dick vom Rauch brennender Oama-Zigaretten.
    Die Wände waren in einem abstoßenden Gelb gestrichen. Die niedrige Decke war schreiend bemalt mit Hunderten von verschiedenen alptraumhaften Mustern. Dadurch entstand bei jedem Besucher fast sofort das Gefühl von Betrunkenheit.
    »Setz dich hier hin!« Der Anführer packte Kerac beim Kragen und stieß ihn in einen niedrigen Sessel. »Und jetzt«, befahl er, »spiel mit dem da!«
     
    Kerac hatte ein sonderbares, kompliziertes Instrument vor sich, das entfernt an eine verrückte Nachbildung einer alten Orgel erinnerte.
    Er machte eine hilflose Gebärde. »Darauf kann ich nicht spielen! Ich weiß nicht, wie?«
    Der riesenhafte Jupitermensch wütete: »Wenn ich, Brondar, jemandem befehle, zu spielen ...«
    »Er ist nicht high«, sagte jemand mit schriller Stimme. »Gebt ihm eine Oama-Zigarette! Laßt ihn Utana trinken.«
    »Ua! Ua!« schrien die anderen ihre Zustimmung.
    Brondar wandte sich um. »Verschaff ihm Träume, Nar. Ich werde dafür zahlen.«
    Nar holte rasch eine Flasche Utana hervor und bot sie Kerac an, der sich weigerte zu trinken.
    Nar, ein anomal kleingewachsener Jupitermensch, schielte. In seinem blauen knochigen Gesicht arbeitete es.
    »Du weigerst dich?«
    »Ich trinke nicht.«
    »So, du trinkst nicht? Wenn Nar eine Flasche Utana hervorholt, dann erwartet er, daß die Person auch trinkt, du Marsmensch!« Das Glas wurde Kerac gegen die Lippen gepreßt. »Trink jetzt! Oder du kriegst das Glas zu fressen!«
    Keracs Lippen preßten sich noch fester aufeinander. Sein ganzer Körper schüttelte sich vor Ekel.
    »Trink!« schrie der Mann, den sie Brondar nannten.
    Nar war verärgert. Er holte mit dem Arm aus und schüttete Kerac den Schnaps ins Gesicht. Die Menge johlte Beifall. Nar stampfte zu seinem Utana-Faß. Kerac versuchte, das Gesicht mit seinem Cape trockenzureiben.
    »Aso«, dröhnte Brondar, »wirst du jetzt spielen? Oder müssen wir ...«
    Kerac riß sich zusammen. Ruhig zog er aus seinem Mantel die Flöte hervor. »Ich kann nur auf diesem Instrument spielen.«
    »Was?« ertönte es von allen Seiten. »Eine Röhre?«
    »Ua! Ua!« schrien die anderen gegen Brondar an. »Laß ihn spielen! Wir wollen es hören!«
    Brondar ließ ein gewaltiges Donnerwetter los. Schließlich jedoch setzte er sich an einen niedrigen Tisch und brüllte: »Spiel!«
    Kerac spielte. Er spielte bis zur Erschöpfung. Wieder und wieder zwangen sie ihn, zu spielen. Einmal feuerte Brondar sogar eine Pistole gegen Keracs Füße ab, damit er zugleich tanzte und spielte.
    Erst als die Morgendämmerung sich im Osten zeigte, durfte er aufhören. Die rauchige Kneipe war fast leer.
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